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MGF-Theatergruppe sagt: Es lebe der Sport!


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Sonntag, 08. März 2015

Großes Schauspiel mit vielen Finessen präsentierte die MGF-Theatergruppe "Eigen-Sinn" in der Stadthalle. Die Schüler haben in einer Eigenproduktion den Sport und seine Protagonisten in 28 Szenen beleuchtet.
Deutsche Frauen an die Barren" hieß die Szene, bei der die Mitglieder der Theatergruppe "Eigen-Sinn" des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums viel Deutsch-Tümmelei auf die Bühne brachten. Regie führte Bianka Zeitler. Fotos: Sonja Adam


Frei nach dem Motto "Der Ball ist rund und das Spiel dauert neunzig Minuten" hat sich die Theatergruppe "Eigen-Sinn" des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums mit dem Thema Sport auseinandergesetzt und ein Theaterstück aus den vielen verschiedenen Ideen gemacht. In 28 Szenen beleuchteten die Schüler das Thema von vielen verschiedenen Facetten und stellten autobiografische Enthüllungen dar.

Gegen den Fitnesswahn

Und nicht nur Sportler kamen zu Wort. Jonas enthüllte die negativen Seiten des Fitnesswahns und nahm Postings in Facebook,Twitter und anderen sozialen Plattformen auf die Schippe. Samuel enthüllte, dass er die Fußballschuhe schon an den Nagel gehängt hatte und jetzt lieber Skateboard ohne Show, nur für sich fahren würde. Und Jakob, 18, erklärte, welch positiven Auswirkungen Sport auf sein Asthma gehabt hatte.
Doch die Eigenproduktion, die die Schüler in der Dr.-Stammberger-Halle aufführten, blieb keine bloße Aneinanderreihung einzelner Szene, sondern verband sich zu einem gelungenen, kurzweiligen und vor allem facettenreichen Theaterstück mit Anspruch und manchmal auch mit Hintersinn. Auch wenn das runde Leder natürlich im Mittelpunkt stand, so machen die Schüler doch deutlich: Sport ist mehr als nur Fußball und Weltmeister-Feeling. Die Schüler haben sich von Rike Wolf für das Theaterstück coachen lassen. Sie haben sich von vielen gelungenen Zitaten inspirieren lassen und kamen schließlich am Ende selbst zum Schluss: "Der springende Punkt ist immer der Ball!" Kommentatoren-Poesie und Fußball-Floskeln entlockten übereifrige Reporter der Mannschaft auf die Frage "Wie ist die Lage?". "Wir hatten keine Angst, wie haben keine Angst, wir werden nie Angst haben", intonierten die Schüler und fanden auch dutzendweise gute Gründe, warum Deutschland sowieso Weltmeister ist - egal, wie die Leistung auf dem grünen Rasen ist, war oder sein wird.

Wenig Requisiten nötig

Die Darsteller - Sarah Albrecht, Johanna Dupke, Samuel Dupke, Viktoria Feyerherd, Sarah, Gäbelein, Jonas Gleich, Mona Hain, David Koch, Greta Naser, Annabel Rauscher, Noah Richter, Vanessa Rosa, Friedemann Schmidt und Jakob Weber - brauchten für die Inszenierung des sportlichen Theaterstückes nicht viel an Equipment: Schwarze Kleidung, einige Trikots und ein Barren genügten. Besondere Effekte erzielte die Theatergruppe "Eigen-Sinn" vor allem durch Videodarstellungen, die im Hintergrund über eine Mega-Leinwand flimmerten und schon vorher aufgenommen worden sind. Besonders beeindruckend war die Szene "Bildstörung", wo Reporter versuchten, sich live in ein Fußballspiel zu schalten, aber im Schweinestall landeten oder mitten im wilden Bildflimmern. Die Schüler bewiesen aber auch in Sachen Geschichte Hintersinn: "Deutsche Frauen an die Barren" machte klar, dass Sport zu Propagandazwecken missbraucht werden kann.
Als witzige Einlagen beim Theaterstück sorgten Angela Merkels Liebesbriefe, dargestellt von Johanna Dupke, für so manchen Lacher, aber auch bei der Szene "Matthäusfaktor" blieb kein Auge trocken. Denn Samuel Dupke versuchte zu beweisen, dass die Ehen von Lothar Matthäus immer kürzer werden und versuchte ein allgemein gültige Formel wissenschaftlich zu begründen. "In einigen Jahren sind Eheschließungen im Monatstakt zu erwarten", sagte der Schauspieler. Für so manches Schmunzeln sorgten zudem drei besondere Rentner-Sporteinlagen.
Mit der an die Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek angelehnten Worte und der immer wiederkehrenden Szene "Knochen krachen, Sehnen reißen, Adern platzen, Bänder überdehnen" kam auch das Verletzungspotenzial, das der Sport nun einmal in sich birgt, zum Ausdruck. Am Ende blieb die Einsicht Berthold Brechts: "Wenn man ins Theater geht wie in die Kirche oder in den Gerichtssaal oder in die Schule, ist das schon falsch. Mann muss ins Theater gehen wie zu einem Sportfest", zitierten die Schüler - und genau landeten damit abermals einen Volltreffer.