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MGF-Schüler stellen Profis in den Schatten


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Mittwoch, 15. April 2015

Sogar die Osterferien opferten Lehrer und Schüler des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums, um an ihrer Piraten-Operette zu feilen. Die Mühe hat sich gelohnt, denn das Bühnenspektakel hat so gar nichts mit einem Schulkonzert gemein.
Am Ende siegen die Piraten - und beschließen in den Dienst der Krone zu treten, denn eigentlich fließt in den Adern der wilden Piraten blaues Blut. Witziges Detail: Hinter der Bierkastenkulisse kommt eine winkende Queen zutage. Foto: Sonja Adam


Eigentlich sind die Akteure, die bei der Operette "Die Piraten von Penzance oder Der Sklave der Pflicht" auf der Bühne der Dr.-Stammberger-Halle standen, "hauptberuflich" Schüler des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums. Einige stecken sogar mitten in den Abivorbereitungen. Doch all das konnte die jungen Idealisten - koordiniert hat das Piratenspektakel das P-Seminar Musik - nicht abhalten, das zauberhafte Operettenspektakel aus der Feder von Arthur Sullivan auf die Bühne zu bringen.

Ein Glücksgriff

Die musikalische Leitung hat Barbara Baumann übernommen, unterstützt wurde sie von Hubertus Baumann und Susanne Hofmann, die die Chöre "bühnenfit" machten. Einen echten Glücksgriff hat das MGF mit der Verpflichtung von Peter Zeug getan, einem Profi-Regisseur aus Berlin.

Er machte aus der über hundert Jahre alten Operette, die sich um Tugenden wie das Pflichtgefühl, um Ehre und natürlich um die Liebe drehte, ein witziges Spektakel, das Schülern und Zuschauer gleichermaßen begeisterte.
Das Bühnenbild setzt sich aus mehr als 420 Bierkästen zusammen, die je nach Illumination die Küste in Cornwall, wo die Piraten ihr Unwesen getrieben haben, oder eben eine verfallene Kapelle im Mondlicht stilisieren sollten.

Abenteuer und Überraschungen

Bei der Premiere brillierte Hans-Joachim Mytzka in der Hauptrolle des Frederic. Mytzka steckt eigentlich im Abistress, doch in seiner Rolle als Piratenlehrling ging er voll auf. Mit 21 Jahren will sich Frederic von den Piraten lossagen und ein ehrbares Leben beginnen. Er verlässt die einzige Frau, die er bislang gekannt hat - sein Kindermädchen Ruth (Anastasia Braunersreuther, in der zweiten Aufführung gespielt von Nora Günther). Kaum an Land verliebt sich Frederic in die schöne Mabel (Robin-Kate Stegner, in der zweiten Aufführung gespielt von Antonia Zietz). Doch vor dem großen Happy End gibt es Entführungen, Kämpfe und einige echte Überraschungen.
Bei der Premiere übertrafen sich die Schüler selbst - gesanglich und schauspielerisch, die Solisten genauso wie die Ensembles. Eine meisterhafte Leistung legte Major-General Stanley alias Arthur Kosmala aufs Parkett. Er brachte eine gewisse Hochnäsigkeit auch musikalisch zur Geltung. Als Piratenkönig verbreitete Dominik Herbst (bei der zweiten Aufführung Lucas Wiefek) "furchterregende" Stimmung. Und Dominik Herbst setzte sich sogar selbst an den Flügel und improvisierte.
Die Operette gewann vor allem durch kleine Details: So waren die Töchter des Major-General einfach eine Augenweide. Sie trugen verspielte Kleidchen, große Hüte und Sonnenbrillen, hatten rote Bäckchen und überzeugten auch als Chor.
Richtig witzig war auch der Auftritt der Polizisten. Sie nannten sich selbst "die Männer in Blau", entpuppten sich aber eher als schüchtern und kein bisschen draufgängerisch. Und dass sie im Entengang auf die Bühne kamen, sorgte zusätzlich für Schmunzeln. Sergeant Patricia Galler (bei der zweiten Aufführung führte Sophie Bastobbe die Polizistinnen an) gab die Marschroute vor.

Heute und morgen noch eine Vorstellung

So mancher Kommentar oder eine eingebaute Helene-Fischer-Passage machten aus der Operette ein modernes und unterhaltsames Bühnenspektakel, das jeder, der sich für Kultur interessiert, einfach gesehen haben muss. Weitere Vorstellungen gibt es heute, Mittwoch, und morgen, Donnerstag, um jeweils 19 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle.