Metzdorfer Hang wird bebaut - ein neues Viertel für Reiche?
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 06. Mai 2022
Der Stadtrat spricht sich für eine Einzelhausbebauung am Metzdorfer Hang aus. Der Preis für den Quadratmeter Grund dürfte in für Kulmbach außergewöhnlicher Höhe liegen.
Es war ein großes Streitthema der vergangenen Monate: das Wohnbauvorhaben am Metzdorfer Hang. Die Anwohner haben heftig protestiert - gegen eine große Lösung mit 70 Wohneinheiten, bei der neben Einfamilien- und Doppelhäusern auch sechs Mehrfamilienhäuser mit drei Vollgeschossen sowie Penthouse geplant waren. Das ins Auge gefasste Baugebiet sei zu groß dimensioniert, die Verkehrsführung unausgegoren, die Abwasserfrage ungeklärt, haben die Kritiker des Projektes immer wieder erklärt, ihre Einwände der Stadt auch schriftlich kundgetan.
Neben der großen, von der Investorengruppe favorisierten Lösung standen letztlich zwei weitere Varianten zur Diskussion. Der Stadtrat hatte in seiner Sitzung am Donnerstag nun die Aufgabe, aufzuzeigen, welches Konzept in Metzdorf verfolgt werden soll. Er sprach sich mit deutlicher Mehrheit (21:6) für die Einfamilienwohnhäuser-Variante aus, bei der um die 14 Wohneinheiten entstehen könnten.
"Egal, wie wir uns heute entscheiden: Es wird in der Öffentlichkeit Menschen geben, die es nicht richtig finden werden", sagte Ralf Hartnack (WGK) vor der Abstimmung, bei der es auch um die Frage ging, welchen Einfluss die Bebauung auf so neuralgische Punkte wie Verkehr, Abwasser, Flächenversiegelung und Nachbarschaft hat. Die Einfamilienhaus-Lösung war die einzige, für die es eine Mehrheit gab. Hans Hunger (WGK) votierte für den Bau von teils viergeschossigen Häusern sowie Ein- und Zweifamilienhäusern, bei der Variante 3 mit zwei- bis dreigeschossigen Häusern stimmten die Räte mit 15 zu 12 dagegen.
Für Michael Pfitzner (CSU) war entscheidend: "Kulmbach braucht Wohnraum. " Man wolle keine weitere Zersiedelung und hoffe bei einer möglichen Nachverdichtung auf günstige Baugelegenheiten für die Bürger. Daher spreche aus seiner Sicht die Mehrzahl der Vorteile für ein mehrgeschossiges Bauen. Er werde, sollte sich keine Mehrheit dafür finden, für die Einzelhauslösung stimmen. "Wir nehmen die Einwände der Bürger ernst, aber wir wollen auch Leben nach Ziegelhütten bringen - und der Investor bietet uns die Chance dazu."
Die SPD sprach sich im Namen von Ralf Baumann und Matthias Meußgeyer mehrheitlich für Einzelhäuser aus. "Wir brauchen Wohnraum, aber nicht um jeden Preis", sagte Baumann. Man müsse abwägen, welche Hemmnisse bei der Erschließung warten. "Die Probleme mit Verkehr und Abwasser sind da." Es bleibe zu fragen: Wie schnell kann ein Ortsteil bürgerverträglich wachsen? "Der Investor will das Optimum rausholen. Das ist legitim, aber er trägt auch eine Verantwortung allen Ziegelhüttenern gegenüber."
Ralf Hartnack dachte die Situation von zwei Seiten durch: "Die Anfragen für Wohnungen belegen die Notwendigkeit, dass wir als Stadt Angebote machen müssen. Und wenn wir in Metzdorf bauen, wird woanders günstigerer Wohnraum frei." Es müsse das übergeordnete politische Ziel sein, passend nachzuverdichten.
Für Ziegelhütten sieht er Vorteile. "Mehr Einwohner stärken den Schulstandort und den Handel." Dabei dürften die Bedenken der Bürger, aber auch etwa der Polizei angesichts von problematischen Verkehrsspitzen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Es sei eine schwere Abwägung. "Es ist ein Bauen für den besseren Geldbeutel, wenn der Mehrgeschossbau kommt. Das Projekt Einfamilienhaus wird eines für die ganz große Geldtasche, darüber müssen wir uns im Klaren sein." Er plädierte trotz allem für die Einzelhausvariante.