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Messe in Kulmbach: Geschäft mit der Tierliebe brummt


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Sonntag, 25. Sept. 2016

Was es nicht alles gibt: Bei der ersten Haustiermesse wurden Pullover für den Kleinsthund angeboten und Scooter, die der Hund ziehen muss.
Familientreffen auf der ersten Haustiermesse in Kulmbach: Mylow und Frauchen Dunja Lafontaine treffen Chichuahua-Schwester Mika, die Claudia Höfler gehört. Die beiden vier Monate alten Welpen haben schicke neue Halsbänder bekommen. Foto: Sonny Adam


Jedes Jahr geben die Tierfreunde in Deutschland 9, 1 Milliarden Euro für ihre Haustiere aus, hat die Universität Göttingen ermittelt. Das ist fast so viel Geld, wie die Deutschen in Bücher investierten (9,5 Milliarden Euro). Hier setzte die erste Haustiermesse in Kulmbach an.

In Kulmbach und Bayreuth wird überdurchschnittlich viel für Haustiere aufgewendet, hat die Gesellschaft für Konsumforschung herausgefunden. Und dabei wurden Tierarztbesuche und Hundefriseure oder Hundephysiotherapeuten und -psychologen gar nicht berücksichtigt. Daher schien die Dr.-Stammberger-Halle ein guter Ort zu sein, um eine Haustiermesse durchzuführen.


Futter geschredderte Küken

Viele Aussteller hatten mit Tierfutter zu tun: Weizenfrei oder nicht? Nassfutter, Trockenfutter, Kräuterfutter, Bio-Futter? "Wissen Sie, was in herkömmlichem Hühnchenfutter verwendet wird?", fragte ein
Verkäufer. "Na, wahrscheinlich Geflügelabfälle", antwortete die Frau mit ihrem kleinen Liebling auf dem Arm. "Nein, geschredderte Eintagesküken", sagte der Mann und hatte die Hundehalterin auf seiner Seite. Denn als Tierfreundin wollte sie auf keinen Fall Mitschuld an der grausamen Tötungsmethode haben.

Die meisten Besucher waren nicht nicht allein gekommen. Viele hatten ihre Lieblinge dabei: Hunde aller Größen, Farben und Formen beschnupperten die Stadthalle.

Caso Oreste war von Aalen nach Oberfranken angereist, um mit seiner elf Wochen alten französischen Bulldoge über die Messe zu bummeln. "Vielleicht kaufe ich ein neues Halsband oder eine neue Leine", hatte sich Herrchen vorgenommen. "Leinen kann man nie genug haben", meinte Eva Kraft lachend. Sie hatte ihren Pudel Pepo dabei und ihn neu ausgestattet. Eine Leine im Do-it-yourself-style, bei der das Gurtband mit Stoff umnäht ist. Kunterbunt oder mit Hundepfotenabdrücken. "Das ist doch wirklich schön", fand Frauchen. Der Pudel schien nicht unglücklich mit der neuen Leine.

"Ich habe selbst sieben Hunde und weiß daher, was ich nähe", erklärte Tanja Söllner aus Effeltrich. Sie stellt Hundekörbchen, Hundeleinen, Geschirre, Halsbänder her - alles, was den Vierbeinern und ihren Besitzern gefällt. Ihre Produkte sind besonders reißfest: Gurte mit Stoff ummantelt.

Auch die aktuelle Hundemode war bei der Messe zu bestaunen. Während die einen fasziniert die Kreationen bewunderten, gingen andere Hundefans einfach vorbei. Kommentar: "Mein Hund braucht keine Kleidung."


Damit Chihuahua nicht friert

"Ich habe einen Chihuahua und der friert immer so. Ich wollte was Bequemes für ihn", sagte Ann-Kathrin Krasser (19). Nur was findet ein Hund bequem? Den taillierten Anorak im Wellenstein-Stil, die Funktionsjacke mit Pfotenabdruck wie von Jack Wolfskin, den Pullover? Weil Frauchen selbst so gerne Kapuzenpullis anzieht, hätte sie gerne auch einen Hoodie für den Chihuahua gekauft. Doch in der Mini-Größe muss er bestellt werden.
Ansonsten orientiert sich die Hundemode absolut an den aktuellen Herbst-Winter-Trends: Die Palette reicht von Funktionsanoraks in leuchtenden Farben bis zu dezenten Steppjacken.

Das wohl verrückteste Hunde-Accesoires der ersten Hundemesse war an einem anderen Stand zu finden: Magnetschmuck. Funktioniert wie Magnetbänder bei Menschen und soll auch bei Hunden die Selbstheilungskräfte aktivieren. Kostenpunkt: zwischen 25 und 90 Euro. Das passende Pendant für Frauchen oder Herrchen wurden selbstredend ebenfalls angeboten.


Damit er kräftig ziehen kann

Gleich nebenan präsentierte Caroline Buß einen Dog-Scooter. Das ist ein Roller für Frauchen oder Herrchen, ausgestattet mit einem Geschirr, damit der Vierbeiner kräftig ziehen kann. "Das ist für Hunde ab 20 Kilo. Sie müssen aber gesund sein. Man sollte sie, ehe sie als Zughunde eingesetzt werden, untersuchen lassen", betonte Buß. Ihr Franz, ein Mischling aus französischer Bulldoge und Windhund, hatte seinen Spaß, sich vor den Scooter spannen zu lassen. "Allerdings schiebe ich mit an", so Buß.

Klar in der Unterzahl waren ein paar Stände mit Kratzbäumen und andere Katzen-Accesoires. Auch hier spiegelte die Messe die Ergebnisse der Konsum-Studie wider. Denn obwohl in Deutschland 11,2 Millionen Katzen gehalten werden, geben deren Halter nur 3,2 Millionen für ihre Lieblinge aus. Für 6,9 Millionen Hunde allerdings wenden die Menschen 4,5 Milliarden Euro pro Jahr aus, hat die Uni Göttingen herausgefunden.