Druckartikel: Meister der würzigen Siedwärscht in Reichenbach

Meister der würzigen Siedwärscht in Reichenbach


Autor: Sonny Adam

Reichenbach, Mittwoch, 25. Sept. 2013

Im Pressecker Ortsteil Reichenbach wird zur Kirchweih nicht nur ein Festgottesdienst gehalten. Seit gestern Nacht bereiten die Organisatoren alles für eine deftige Schlachtschüssel vor. Bertram Schuster ließ diesmal einen Blick in die Wurstküche zu.
Betram Schuster ist gelernte Metzger. Das Wursten zur Reichenbacher Kerwa ist für den Außendienstler inzwischen nur ein Hobby. Mit der automatischen Füllmaschine ist er gut ausgerüstet. Foto: Sonja Adam


Seit früh um 3 Uhr ist Bertram Schuster schon auf den Beinen. Er trifft hinter den Kulissen mit vielen Freiwilligen die Vorbereitungen für die Reichenbacher Kerwa. Denn es geht es nicht nur darum, am Sonntag mit einem Festgottesdienst die Weihe der Kirche zu feiern, sondern auch um die leiblichen Genüsse. Und dabei geben sich die Reichenbacher besondere Mühe, denn sie "wurschten" und kochen noch selbst.

"Ich bin zwar Metzgermeister, aber für mich ist das eigentlich ein Hobby. Hauptberuflich bin ich im Außendienst und verkaufe Maschinen. Wir wurschten selbst - das ist doch etwas Besonderes", sagt Schuster und hat sichtlich Spaß. Aus dem Cutter quillt schon die feine Masse für die Siedwürste. Es dampft im Metzgerhaus, ein aromatischer Duft von frischem Fleisch liegt in der Luft.

"Jetzt müssen noch Salz und Pfeffer und Gewürze rein, vor allem Majoran", verrät Schuster und gibt die Zutaten gleich schaufelweise dazu.

Die Mengen sind ein Geheimnis

Wie viel von jedem, das ist das Geheimnis von Bertram Schuster. Aber er spart nicht damit. "Die Siedwürste und die Leberwürste zur Kerwa müssen deftig schmecken und würzig." Er kennt den Geschmack der Reichenbacher.
Mit kräftigen Rührbewegungen mischt er alles zu einer homogenen Masse zusammen. Die Gewürze müssen fein und gut verteilt sein.

Und schon greift Schuster zu einem Eimer, in dem Naturdärme eingeweicht sind. Mit einigen gekonnten Bewegungen stülpt er die hauchdünnen Häute über die Einfüllhülle der Abfüllmaschine. Einfach den Grundteig einfüllen - und schon quellen meterlange Siedwürste aus der Maschine.
"Die werden dann mit einem Clip geteilt. "Früher haben wir sie abgebunden. Das sieht zwar deftiger aus, aber die Clips sind hygienischer. Und es geht auch schneller. Ich bin ja allein", sagt Schuster und lacht. In Windeseile ist eine ganze Kiste mit Siedwürsten voll. "Sie müssen schön groß sein. Denn zur Kerwa muss was auf den Tellern drauf sein." Unterdessen öffnet Schuster im Metzgerraum einen Kessel. Darin dampft alles, was zu einer Schlachtschüssel gehört: Kopffleisch, Schweineohren, Schnauze. "Wir bereiten das alles einen Tag vorher vor. Am Donnerstagabend geht's dann los."

Zwiebeln und Bröckerla

Im Metzgerhaus sind natürlich auch Frauen zu Gange. Anni Reuther und Manuela Lindner schälen und hacken haufenweise Zwiebeln, schnippeln Weißbrot in kleine Teilchen. "Das sind die Bröckerla", erklärt Anni Reuther. Die gehören in die Reichenbacher Klöße - übrigens nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch, damit die Klöße besser durchgaren. Die Bröckerla sorgen nämlich dafür, dass sich die Hitze gleichmäßig im Kloß verteilt.

Schon trudeln neue Helferinnen und Helfer ein. Eine andere Truppe bringt indes das Burschenheim auf Hochglanz - von Grund auf. "Die Fenster müssen auch noch geputzt werden", gibt Carolin Gareis (22) den Ton an und verrät, dass sie einige Spinnweben nicht weggemacht hat. Erstens, weil sie nicht die Größte ist, aber vor allem deshalb, weil sie Spinnen nicht gerade mag. Die 22-jährige Ergotherapeutin, die Vorsitzende des Burschenvereins ist und noch ein duales Studium in Regensburg absolviert, ist schon zum dritten Mal an vorderster Front dabei und freut sich, dass alle in Reichenbach so engagiert mithelfen. Und wenn jemand wirklich mal nicht kann, schickt er einen Ersatzmann - die Mutter zum Beispiel. Die Kerwa ist ebnen immer ein Höhepunkt.

Die Mitglieder des Burschenvereins haben die Küche vergrößert und das Gebäude mit viel Engagement umgestaltet. Zünftig sieht die neue Ausgabe aus, alle sind ganz zufrieden mit ihrem Werk.