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Mein Rendezvous mit dem Rentner-Rambo


Autor: Christine Fischer

Kulmbach, Sonntag, 03. Januar 2021

Es schwelt schon länger in mir, dieses Burggeflüster.
Maske tragen, Abstand halten oder einen Einkaufskorb nehmen sind für manche Zeitgenossen anscheinend unzumutbare Vorsichtsmaßnahmen. Symbolbild: Jan Woitas/dpa


Seit Monaten schon und seitdem ich wiederholt miterleben durfte, wie deutlich ältere Mitbürger, die klassische Risiko-Gruppe also, beim Einkaufen oder in der Arztpraxis immer wieder darauf hingewiesen werden mussten und müssen, doch bitte ihren Mund-Nasen-Schutz richtig zu tragen (also auch über der Nase) oder überhaupt erst aufzusetzen.

Bevor ich Ihnen nun schildere, was mein persönliches Toleranz-Fass schließlich zum Überlaufen brachte, möchte ich mich zuallererst entschuldigen: und zwar bei all den älteren Menschen, die sich seit Monaten in vorbildlicher Weise an die Corona-Hygienevorschriften halten, um sich selbst und ihr Umfeld zu schützen. Die gibt es zum Glück nämlich zuhauf, und sie sollen sich bitte von diesem Burggeflüster ausdrücklich nicht angesprochen fühlen.

Aber leider habe ich in den letzten Wochen und Monaten eben auch andere Erfahrungen gemacht, wie zum Beispiel mit diesem Herren vor einigen Tagen. Er betrat vor mir ein Kulmbacher Geschäft, in dem für die Einhaltung der Höchst-Kundenzahl am Eingang pro Person ein Korb genommen werden muss. Mit dem Hinweis, seine Frau habe ja schon einen und seiner würde folglich eh leer bleiben, wollte er keinen nehmen und teilte dies der Kassiererin, die ihn freundlich darauf hingewiesen hatte, auch laut zeternd mit. Als ich ihm - ebenso höflich und sachlich - erklärte, es gehe dabei nicht um seinen (Nicht-)Einkauf sondern schlichtweg um das Zählen der Kunden, schrie mich der Ü-70-Wüterich an, was mich das überhaupt angehe, und bläkte mir dann noch ein "Glotzkopf" entgegen, das einige Regalreihen weit zu hören war.

Was soll ich sagen? Erstens: Ich habe tiefsten Respekt vor allen Kassiererinnen, Verkäuferinnen und medizinischen Fachangestellten, die ein derart unverschämtes Verhalten wahrscheinlich tagtäglich erleben und dabei auch noch freundlich bleiben müssen. Zweitens: Ich ziehe meinen Hut vor der "Jugend von heute", die seit Monaten klaglos ihre Masken stundenlang im Unterricht und ÖPNV trägt und von der mir in dieser ganzen Pandemie-Zeit eine wie oben geschilderte Uneinsichtigkeit noch nicht untergekommen ist. Drittens: Respektvolles Verhalten und Rücksichtnahme sollten eigentlich in jedem Alter möglich sein.