"Meile's Bilderkiste" in Kulmbach schließt
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 02. Dezember 2013
"Meile's Bilderkiste" ist bald Geschichte. Petra Meile schließt das Kulmbacher Fotogeschäft zum Jahresende - nicht aus wirtschaftlicher Not, sondern aus gesundheitlichen Gründen. Eine Erkrankung der Augen zwingt die leidenschaftliche Fotografin, sich einen neuen Beruf zu suchen.
Dass etwas mit ihren Augen nicht stimmt, bemerkte Petra Meile schon vor zwei Jahren. Verzichtete sie beim Fotografieren auf die Autofokus-Funktion ihrer Kamera, wurden ihre Fotos nicht scharf. Sie ging zum Augenarzt.
Die Diagnose war ein Schock: Glaskörpertrübung. Eigentlich ist das eine Alterserkrankung, doch in seltenen Fällen trifft es schon jüngere Patienten. Petra Meile, damals 41 Jahre jung, ist eine davon. "Man muss sich das so vorstellen: Ich sehe alles wie durch einen Schleier. Über meiner gesamten Umwelt liegt ein Weichzeichner-Effekt", erzählt sie.
Operation ist zu riskant
Lästig sind solche Beschwerden für jeden, doch für Fotografen sind sie ein echtes Problem, das sie in der Ausübung ihres Berufs behindert.
Mit einer Brille lässt sich der Sehfehler nicht korrigieren: "Die einzige Möglichkeit wäre eine Operation, aber davon haben mir die Ärzte in der Uniklinik Erlangen abgeraten. Dafür bin ich noch zu jung, das Risiko, in Folge der Operation zu erblinden, ist zu groß."
Was tun? "Ich habe mein halbes Erwerbsleben noch vor mir und werde die Chance ergreifen, den Beruf zu wechseln, eine Tätigkeit zu finden, die mir Freude macht und die Augen nicht so stark strapaziert wie das Fotografieren", sagt Petra Meile. Die Entscheidung ist ihr sehr schwer gefallen, "denn ich bin Fotografin mit Leib und Seele und hänge an unserem kleinen Geschäft".
Familienbetrieb seit 1981
Seit 1981 gibt es "Meile's Bilderkiste", und es war von Anfang an ein Familienbetrieb. Gegründet hat das Geschäft Bernd Meile. Der Fotografenmeister hatte bei Foto Tichi in Kulmbach gelernt, seine Frau Renate kümmerte sich als ausgebildete Kauffrau um die Buchhaltung. Die beiden Töchter Stefanie und Petra traten in die Fußstapfen des Vaters. Beide sind ausgebildete Fotografenmeisterinnen. 2006 übernahm Petra Meile das elterliche Geschäft. "Fotografie war für mich immer das Größte, schon als Kind", erinnert sie sich.
Zum Jahresende ist nun Schluss. Bis dahin können Kunden noch Gutscheine einlösen, Passbilder machen lassen und Bilder von früheren Aufträgen nachbestellen. "Da bin ich jetzt fei traurig", sagt Melanie Daum, als sie die Neuigkeit erfährt. Die Kulmbacherin kommt wegen neuer Passbilder in den Laden, lässt sich schon seit vielen Jahren immer von Petra Meile fotografieren. "Es gibt nicht so viele gute Fotografen", sagt sie. Für die Chefin ein schönes Kompliment, das den Abschied allerdings noch ein wenig schwerer macht.
"Wir hatten ja auch überlegt, einen Fotografen-Gesellen einzustellen, aber so viel wirft das Geschäft nicht ab. " Und auch Mutter Renate Meile (67) fühlt sich gesundheitlich nicht in der Lage, noch weitere Jahre im Laden zu stehen. "So bleibt uns nur, das Geschäft zu schließen."
Ihr Archiv nimmt die 43-Jährige mit nach Hause. "Wenn jemand später noch einmal ältere Aufnahmen nachbestellen möchte, ist das kein Problem. Ich werde weiterhin erreichbar sein und auch die geschäftliche Telefonnummer und die E-Mail-Adresse behalten." Auch eine nebenberufliche fotografische Tätigkeit könnte sich Petra Meile vorstellen.
"Die Tür wird nur angelehnt"
Das ist jedoch noch Zukunftsmusik. Jetzt geht es erst einmal ans Ausräumen des Ladens und die Vorbereitung des künftigen Berufsweges. Wohin dieser sie führen wird, weiß sie noch nicht. "Ich bin flexibel, und ich will arbeiten. Auf jeden Fall möchte ich mit Menschen zu tun haben." Einen Pflegeberuf kann sich Petra Meile vorstellen, aber auch eine Tätigkeit als Masseurin oder Bademeisterin. Eine Umschulung sieht sie als zweite Chance: "Neues lernen zu müssen, ist für mich kein Hinderungsgrund. Ich habe das Urvertrauen, dass sich für mich eine neue Tür auftut - und die alte Tür, die Fotografie, wird nicht geschlossen, sondern nur angelehnt."