Meicherla und Geistesblitz
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Montag, 29. Oktober 2018
Manche Erklärungen sind gut gemeint - verfehlen aber ihr Ziel.
Ich war als Referentin geladen zu einer Veranstaltung, in der es um Mundart und um Mundart-Texte ging. Im Saal saßen, das hatte ich herausgehört, auch einige "Reigschlaafta", also Zugezogene - möglicherweise des Dialekts des Kulmbacher Landes nicht so ganz mächtig.
Ich bat also zu Beginn meiner Ausführungen darum, sich einfach zu melden, wenn ein Begriff nicht bekannt oder eine Redewendung nicht geläufig sei.
Wenig später fiel das Wort "Greinmeicherla". Ein sehr junger Zuhörer fragte: "Was ist ein Greinmeicherla?" Ich versuchte mich in einer Erläuterung, erklärte, dass "greinen" so viel bedeutet wie jammern, heulen, und das ein "Meicherla" ein Kopftuch sei - wobei der Begriff durchaus auch für "Mädchen" stehen kann. Um zu verdeutlichen, was man sich unter einem "Greinmeicherla" vorzustellen habe, riet ich dem Frager: "Stell Dir eine Frau vor, ein bisschen gebückt vielleicht, die Hände ringend, ein Kopftuch auf dem Kopf ..."
Da ging dem jungen Mann ein Licht auf: "Ach so", sagte er, und man hörte, wie er sich über seine Erkenntnis freute: "Eine Türkin!"