Mehr Stratfaten in Oberfranken - Einbrüche Schwerpunktthema
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Bayreuth, Freitag, 20. März 2015
Kräutermischungen, Straftaten im Internet und Wohnungseinbrüche haben die oberfränkische Polizei im vergangenen Jahr schwer in Atem gehalten. Die Polizeiexperten kämpfen vermehrt gegen Ebay-Betrug und Kinderpornografie.
Polizeipräsident Reinhard Kunkel berichtete bei der Bekanntgabe der oberfränkischen Kriminalitätsstatistik in Bayreuth auf der einen Seite von einer Steigerung der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr, auf der anderen Seite von einem Abwärtstrend im Langzeitvergleich.
Die Zahl der Straftaten im Regierungsbezirk im vergangenen Jahr bezifferte Kunkel auf 50.645, was eine Zunahme um 2,4 Prozent im Vergleich zu 2013 bedeutet. Trotzdem liegt die aktuelle Zahl noch unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, der bei 51.630 liegt. Besonders erfreulich ist laut Kunkel die Aufklärungsquote, die zwar mit 69,9 Prozent um etwa einen Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert, aber deutlich über dem Bayernwert (64,4 Prozent) liegt.
Für die Statistik ist auch immer die Häufigkeitszahl von großer Bedeutung. Auch hier liege Oberfranken mit 4672 Straftaten pro 100.000 Einwohner unter dem bayerischen Schnitt (5164). Für die Häufigkeitsziffer werden die Straftaten pro 100.000 Einwohner hochgerechnet, um verschiedene Regionen miteinander vergleichen zu können.
Ein absolutes Phänomen
Absolutes Schwerpunktthema in 2014 sei der Bereich der Wohnungseinbrüche gewesen, so Harald Osel, Leiter des Sachbereichs Kriminalitätsbekämpfung. "Die Entwicklung macht uns Sorgen", sagte er. Lag die Zahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2009 noch bei 233, seien es 2014 bereits 382 gewesen. Ziemlich genau ein Viertel hätten die Beamten aufklären können. "Das ist steigerungsfähig", sagte Kunkel.
Er gab aber auch zu bedenken, dass die Zahl in den 1990er Jahren schon mal bei über 700 Einbrüchen lag. "Wir werden alles tun, um dieses Phänomen zu bekämpfen", so der Polizeipräsident. Bereits jetzt fahre die Polizei verstärkt Streife, vor allem zwischen 18 und 21 Uhr, der Zeit, in der die meisten Einbrüche festgestellt wurden.
Freilich gibt es auch den klassischen Einbrecher nicht mehr. Im Fokus stehen mittlerweile international agierende Banden. Zu den 382 Wohnungseinbrüchen kommen laut Statistik noch 172 dazu, die im Versuchsstadium stecken geblieben sind.
15 Rauschgifttote im Bezirk
Zweites Schwerpunktthema 2014 war die Rauschgiftkriminalität mit 15 Toten und 3565 Einzelfällen, fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Über fünf Kilogramm Crystal seien diesmal sichergestellt worden, über eineinhalb Kilogramm mehr als noch im Vorjahr.
Eindringlich warnten die Beamten vor den sogenannten Kräutermischungen ("Legal Highs"), die im Internet bestellt und dann meist geraucht oder geschnupft werden. Die Kräutermischungen würden als absolut harmlos dargestellt, haben aber meist schwerste Auswirkungen wie Herz-Rhythmus-Störungen bis hin zum Kreislaufversagen.
Ein einziges Himmelfahrtskommando
Kräuter seien dabei lediglich der Trägerstoff, auf den psychoaktive Substanzen aufgesprüht wurden. "Das Ganze ist ein einziges Himmelfahrtskommando", sagte Präsident Kunkel, denn selbst herbeigerufene Notärzte wüssten oft nicht, wo sie medizinisch ansetzen solle.
Von Ebay-Betrügereien bis hin zu Kinderpornos reiche schließlich die Palette der Computer- und Internetkriminalität. Hier gebe es vor allem auch eine enorme Dunkelziffer, so Kunkel, der das Internet als größten Tatort der Welt bezeichnete. Deshalb soll auch in Oberfranken das Projekt Cybercops fortgesetzt werden, und zwar mit künftig drei, statt bisher zwei Beamten, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Straftäter im Netz zu jagen.
"Müssen an die Daten ran"
In diesem Zusammenhang plädierte der Polizeipräsident auch an die Politik, in Sachen Vorratsdatenspeicherung aktiv zu werden. "Wenn wir unseren Schutzauftrag erfüllen sollen, dann müssen wir auch an die Daten ran", sagte Kunkel.
Wenn die Anbieter ihre Daten nur bis zur jeweils nächsten Abrechnung speichern habe die Polizei keine Chance. Ideal wären sechs Monate, um mit Hilfe des digitalen Fingerabdrucks dem Verbrecher auf die Spur zu kommen.