Den Schwarzkitteln im Landkreis Kulmbach Einhalt gebieten
Autor: Mirjam Stumpf
Kulmbach, Montag, 25. März 2019
Die Wildschwein-Population wächst nicht nur im Landkreis Kulmbach. Gründe sind unter anderem die milden Winter. Was können Jäger und Politik dagegen tun?
Wer die Comichelden Asterix und Obelix kennt, weiß, dass Wildschweine für die tapferen Gallier das Höchste der Gefühle sind. Fast jeden Tag gehen sie auf die Jagd, um sich am Abend die über dem Feuer gegrillte Jagdbeute schmecken lassen zu können.
In Deutschland wird das sogenannte Schwarzwild weniger verehrt, es ist inzwischen eher zum Problem geworden. In den letzten Jahrzehnten hat es sich laut Angaben des Wildtierportals Bayern stark vermehrt, Tendenz steigend. "Die Anzahl der Wildschweine muss regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls reduziert werden, um die entstehenden Schäden, die diese verursachen, in Grenzen zu halten", gibt David Buchwald, Pressereferent im Landratsamt Kulmbach, Auskunft über die Lage.
Ein verwüsteter Sportplatz
Helmut Müller hat solche Schäden selbst gesehen. Über Nacht hatte eine Horde Wildschweine den ganzen Sportplatz umgepflügt. Der Ehrenamtsbeauftragte des SSV Peesten war entsetzt. "In Deutschland werden viel zu wenig Wildschweine abgeschossen", findet er. In fünf Jahren sei die Plage dann nicht mehr zu ignorieren.
"Unsere Anstrengungen im Landkreis , das Schwarzwild in den Griff zu bekommen, sind uneingeschränkt hoch", bestätigt hingegen Otto Kreil, stellvertretender Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach e. V. Der Verein arbeitet eng und produktiv mit einzelnen Stellen zusammen, um flächendeckend eine rapide Ausbreitung zu verhindern. Diese Stellen sind der Bayerische Bauernverband, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach, das Landratsamt, die AG Jagdgenossenschaft und der Verein, dem er mit vorsitzt.
Bisher war die Jagd auf Schwarzwild nur von Mitte Juni bis Ende Januar erlaubt. Seit 2018 dürfen Jäger das Schwarzwild aber ganzjährig bejagen. "Grundsätzlich gilt, dass Elterntiere, solange sie für die Aufzucht der Jungtiere notwendig sind, nicht bejagt werden dürfen", so Fachbereichsleiter Heinrich Rauh vom Landratsamt Kulmbach.
Schwierigkeiten in der Jagd ergeben sich dadurch, dass die Tiere äußerst anpassungsfähig an die örtlichen Lebensbedingungen sind, zudem nachtaktiv. Das ist mit ein Grund für den rapiden Anstieg der Populationszahlen. Die vergangenen milden Winter begünstigen das Nahrungsangebot, das Schwarzwild müsse keine Not erleiden, erklärt Otto Kreil. Durch landwirtschaftliche Entwicklungen gebe es außerdem mehr zusammenhängende Flächen, die dann im Sommer oft mit Mais bepflanzt seien. "Das ist wortwörtlich ein gefundenes Fressen für das Schwarzwild", so der erfahrene Jäger.
Tendenz steigend
Im Jahr 2017 verzeichnete das Landratsamt Kulmbach 1.691 Wildschweine für den Landkreis, der in sechs sogenannte Hegegemeinschaften unterteilt ist. Damit ist die Zahl im Vergleich zu den beiden Vorjahren leicht gestiegen, 2015 waren es noch 1.368. 30 Jahre zuvor sind es schätzungsweise nur 50 Tiere im gesamten Landkreis gewesen, so Otto Kreil. Für 2018 liegen die Daten bisher noch nicht vor, denn der Erfassungszeitraum eines Jahres läuft immer bis zum 31. März. Zwar ist es möglich, dass die Zahlen leicht zurückgegangen sind, vermutet er, allerdings müsse die Situation über die Gesamtjahre betrachtet werden.