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Massenschlägerei: Bahnstreik verhindert Zeugenaussage


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Mittwoch, 20. Mai 2015

Vor dem Amtsgericht ist am Mittwoch der Prozess um die Massenschlägerei beim Kulmbacher Volksfest 2014 fortgesetzt worden. Doch kaum hatte die Verhandlung begonnen, da wurde sie auch schon wieder unterbrochen. Grund dafür war der Bahnstreik.
Am Rande des Kulmbacher Volksfests kam es 2014 zu einer Massenschlägerei. Die Angreifer müssen sich derzeit vor dem Amtsgericht veranworten. Symbolbild: Archiv


Einer der Hauptbelastungszeugen musste aus Coburg anreisen und hatte erst kurz vor Verhandlungsbeginn dem Gericht telefonisch mitgeteilt, dass kein Zug mehr nach Kulmbach geht. "Das ist keine ausreichende Entschuldigung, um der Verhandlung einfach fernzubleiben", schimpfte Richterin Sieglinde Tettmann. Zumal der Bahnstreik angekündigt gewesen sei und ihren Recherchen zufolge früh morgens durchaus ein Zug von Coburg nach Kulmbach gefahren wäre.


Ordnungsgeld verhängt


Also setzte sie ein Ordnungsgeld von 400 Euro, ersatzweise acht Tage Haft, gegen den Zeugen fest und bestimmte, ihn zum Fortsetzungstermin am 2. Juni polizeilich vorführen zu lassen.

Bei dem Prozess geht es um eine Massenschlägerei am 15. Mai 2014 gegen 20.30 Uhr im Bereich des Toilettenhäuschens am Schwedensteg.

Angeklagt sind zwei junge Männer, beide 24 Jahre alt, beide aus Kulmbach und beide berufs- und arbeitslos. Einer der Angeklagten hatte gerade uriniert, als zwei Männer in Anzügen gekleidet vorbeigingen. Ob es eine flapsige Bemerkung ("schaut ja fett aus") war oder nicht, jedenfalls äußerten sich die Angeklagten über die Anzüge und schon ging es los. Einer der Beschuldigten nahm seinen Gürtel und schleuderte die Schnalle in das Gesicht eines der vorübergehenden Männer. Das Ergebnis: drei Schneidezähne brachen ab. Nun griff auch der andere Angeklagte ein und schlug mit der Faust gegen den Kopf des zweiten Anzugträgers.

Das war noch lange nicht alles. Wegen der abgebrochenen Zähne stellten die Opfer nun die Angeklagten zur Rede - und schon ging es wieder von vorne los. Es wurde geschlagen und mit den Füßen getreten. Erst als ein Mann beherzt mit Pfefferspray dazwischen ging, nahm der Spuk ein Ende und die Polizei konnte die rivalisierenden Gruppen schließlich auflösen.


Mit Pfefferspray eingegriffen


Einziger Programmpunkt am dritten Verhandlungstag war die Aussage der Ehefrau des Mannes, der dem Treiben mit dem Pfefferspray ein Ende gesetzt hatte. Von der Statur her seien es die beiden Angeklagten gewesen, sagte die Frau im Gerichtssaal, konnte aber nicht mehr genau sagen, wer den am Boden liegenden Mann getreten hatte. "Ich kann den Füßen kein Gesicht zuordnen", sagte sie. Zwei Tritte habe sie mit eigenen Augen gesehen und dass das Opfer bereits verletzt gewesen sei, so die Zeugin, die eigentlich das Feuerwerk zum Volksfest sehen wollte.

Schon zum Prozessauftakt im April hatte das Gericht 16 Zeugen geladen und stundenlang verhandelt. Die Aufklärung der Schlägerei gestaltete sich recht schwierig. Sicher ist dagegen, dass sämtliche Beteiligte alkoholisiert waren. Neben den abgebrochenen Schneidezähnen hatte eines der Opfer auch eine Gehirnerschütterung erlitten und musste über Nacht im Krankenhaus bleiben.