Stimmungsbild aus der Region: So kommen die Kulmbacher mit der Maskenpflicht zurecht
Autor: Benjamin Adam
Kulmbach, Montag, 20. Juli 2020
Den ganzen Tag einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen ist kein Zuckerschlecken: Doch die Kulmbacher und Landkreisbürger, die von Berufs wegen Menschen nahe kommen, akzeptieren die Regeln. Es gibt aber auch Kritik.
Die Schere von Thomas Ploner klappert munter: Normalerweise ist der Stadtsteinacher Friseur mit seinen Kunden immer ins Gespräch vertieft, doch aktuell fehlt ihm dazu manchmal ein bisschen die Luft - und auch die Lust: "Ich trage die Maske, aber ich bin den ganzen Tag im Geschäft und ich merke das sehr." Er wird noch konkreter: "Durch die Maske wird das Atmen erschwert. Man hat den Eindruck, alles ist viel anstrengender. Und je heißer die Temperaturen sind, desto schlimmer ist es." Trotzdem möchte er nicht jammern. Er akzeptiert die Maske und hält die Hygieneregeln genau ein, auf keinen Fall möchte er wieder eine Schließung provozieren. "Nach der Wieder-Eröffnung nach dem Lockdown erlebten wir vier Wochen einen richtigen Run, jetzt kommen die Kunden fast ein bisschen verhalten."
Die meisten Kunden haben sich mit der Maskenpflicht abgefunden. Auch Yannik Zenker ist verständnisvoll. "Es ist immer noch ungewohnt, hier mit Maske zu sitzen. Aber ich bin schon zum dritten Mal da." Und weil die Regeln nun mal so sind, akzeptiert er die Maskenpflicht. "Wir sehen ein, dass wir die Maske brauchen. Ich sehe schon die Gefahr, dass in ein paar Wochen, wenn alle aus Spanien nach Hause kommen, hier wieder die Krankheitszahlen steigen", sinniert Ploner. Und Zenker nickt. Obwohl er allen Grund hätte, sauer zu sein. Er beendete gerade die 10. Klasse. Eigentlich wollte er auf einem Abschlussball feiern und mit Klassenkameraden Ferien machen: alles gecancelt. "Ich wollte eigentlich nach der Schule Automobilkaufmann machen, aber die Autobranche ist richtig am Boden. Jetzt schreibe ich andere Bewerbungen", sagt der Absolvent.
Stimmungsbild in Kulmbach und Umgebung: Die meisten akzeptieren die Maskenpflicht
"Wir haben jetzt sechs Wochen geschafft. Das sollten wir nicht aufs Spiel setzen. Wenn jeder mithilft und die Regeln akzeptiert, kommen wir vielleicht noch gut davon", sagt auch Ploner und hofft, dass alle mitmachen. Seine Kunden akzeptieren nahezu alle die Vorgaben. Die Leute desinfizieren sich die Hände, lassen ihre Maske auf. "Nur einmal hatte ich eine Kundin, die ein ärztliches Attest hatte", erzählt der Friseur. Die wurde dann ohne behandelt.
Auch Physiotherapeutin Christina Müller aus Stadtsteinach freut sich über verständnisvolle Kunden. Sie hat die Praxis normal geöffnet von 7 Uhr bis 19 Uhr. Müller trägt nahezu die ganze Zeit Maske. "Man muss sich arrangieren. Natürlich ist es blöd, dass die Brille beschlägt, und das lässt sich auch nicht verhindern. Jeder muss mitmachen", sagt Müller. Durch die Maske wird die Kommunikation manchmal ziemlich erschwert. "Die Stimme ist irgendwie gedämpft, mancher versteht nicht so gut. Man spricht dann automatisch lauter und das ist natürlich anstrengender", so Müller.
Die Praxis war vom Lockdown nicht betroffen. "Wir haben anfangs Masken für die Patienten besorgt - aus Sicherheitsgründen. Und wir haben auch unser Hygienekonzept erweitert", sagt Müller: Auf Laken auf den Liegen und auf Kissenbezüge der Nackenrollen wird verzichtet. Stattdessen wird nach jedem Patienten desinfiziert. "Ich bin froh, dass wir noch keine 40 Grad haben; aber egal, wie heiß es wird: Die Maske bleibt auf. Und ich denke, das bleibt auch noch lange so - bestimmt bis nächstes Jahr", sinniert die Physiotherapeutin. Persönlich nutzt Müller die Zeit zwischen den Patiententerminen, um frische Luft zu schnappen. Außerdem werden die Fenster geöffnet.
Bäckerei-Verkäuferin: "Maske tragen ist nicht angenehm, aber was will man machen?"
"Ich habe es zuerst mit einem Face-Shield probiert, aber damit komme ich gar nicht klar. Ich stoße ständig dagegen", erzählt Verkäuferin Isabell Müller (40), die in der Bäckerei Kodisch arbeitet. Ihre Arbeitszeit wurde um 30 Minuten gekürzt. "Es ist natürlich nicht angenehm, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen aber was will man machen? Und wenn keine Kunden im Laden sind, kann ich die Maske ja auch mal abnehmen", sagt Müller. Abends jobbt sie in der Küche einer Pizzeria in Stadtsteinach. Dort werden aktuell keine Gäste bewirtet, Essen gibt es nur zum Mitnehmen. "Aber in der Küche müssen wir, wenn wir uns nicht nah kommen, keine Maske tragen", erklärt Müller. Sie mag in das Gejammere nicht recht einstimmen.
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