Schon mehrfach haben wir uns an dieser Stelle mit dem Phänomen beschäftigt, dass Socken, eigentlich zur paarweisen Existenz bestimmt, sich gerne einmal von ihrem Gegenstück separieren - bevorzugt in der Waschmaschine.

Während wir noch immer rätseln, ob sich die Socken aus purer Bösartigkeit unserem Zugriff entziehen oder ob sie schlicht von der Waschmaschine gefressen werden, ist ein neues Phänomen aufgetaucht, das sich noch vor einem Jahr jeglicher Vorstellung entzogen hätte: Die Masken verschwinden.

Seit dem Frühjahr hat sich wohl jeder von uns einen gewissen Vorrat solcher offiziell Mund-Nase-Bedeckung genannten Masken zugelegt. Meine erste hatte meine Kollegin genäht, aus grünem Stoff mit bunten Blüten, die gute Laune machten. Trotz allem.

Der Blumenmaske folgten weitere: geschenkt, selbst genäht, gekauft. Von einem bestimmten Modell im Laufe der Zeit sogar drei oder mehr Stück. Weil sie so schön passten und die Brille nie beschlug. Nach dem Waschen wanderten die Masken in ein Körbchen, so dass sie immer griffbereit waren.

Irgendwann registriert man: Da fehlen welche! Die Blaugestreifte ist weg. Sie saß nie wirklich gut; der Verlust ist zu verschmerzen. Aber wo ist die mit den lustigen bunten Tupfen? Und die, die immer ein bisschen rutschte, aber als eiserne Reserve im Handschuhfach doch ihren Dienst tat?

Ich tat das Naheliegende. Durchsuchte Handtaschen und Rucksäcke. Die große Satteltasche, die im Urlaub am Fahrrad hing. Die Kameratasche. Das Auto. Auch die Ecken eines etwas nachlässig zusammengelegten Spannbettlakens. Dort fand ich eine einzelne Socke. Aber keine Maske.

Offensichtlich sind manche Masken dem Weg der Socken gefolgt. Fort. Für immer.

Wir aber sind um eine Erkenntnis reicher: Das Leben hat Fantasie. Und denkt sich immer neue Überraschungen für uns aus.