Man kann auch anders schlachten
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Dienstag, 23. Juni 2020
Der Fleisch-Gigant Tönnies hat eine ganze Branche in Verruf gebracht. Dass auch vernünftige Verhältnisse möglich sind, beweist der Schlachthof Kulmbach.
Es liegen Welten zwischen dem Fleisch-Giganten Tönnies und dem Kulmbacher Schlachthof. Der offensichtlichste Unterschied ist natürlich die Größe. "Wir schlachten rund 20 000 Schweine im Jahr, das macht Tönnies an einem Tag bis mittags", sagt der Kulmbacher Schlachthofleiter Dirk Grühn. Er war angesichts der aktuellen Diskussion über die Bedingungen in der Fleischindustrie nicht wirklich überrascht, als er den Anruf aus der Redaktion erhielt mit der Bitte, einmal einen Blick hinter die Kulissen seines Betriebes werfen zu dürfen. Und er sagte sofort zu. "Wir haben nichts zu verbergen."
Fest angestellt und nach Tarifvertrag bezahlt
Der Kulmbacher Schlachthof ist etwas Besonderes innerhalb der Branche: Er ist laut Dirk Grühn der letzte kommunal betriebene Schlachthof in Bayern und arbeitet nur mit eigenen Mitarbeitern, die bei der Stadt Kulmbach fest angestellt sind und nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Das war nicht immer so. Auch in Kulmbach wurde bis 2016 mit Werksverträgen und freiberuflichen Lohnschlächtern gearbeitet. Doch dann hat Dirk Grühn das System geändert und eine feste Mannschaft eingestellt.
Auch sechs polnische Arbeitskräfte
Neun Vollzeit- und vier Teilzeitschlächter arbeiten in dem Betrieb in der E.-C.-Baumann-Straße. Darunter sind auch sechs polnische Arbeitskräfte - sogar ein Ehepaar -, die genauso wie ihre deutschen Kollegen nach Tarif bezahlt werden. Die sechs polnischen Schlachthofmitarbeiter wohnen in Kulmbach in drei Wohnungen, die sie selbst angemietet haben. Alle zwei Wochen fahren sie im Wechsel nach Hause, gibt Dirk Grühn bereitwillig Auskunft.
Seit 2016 arbeitet er mit dem gleichen Team. "Alles läuft Hand in Hand, und jeder weiß, worauf es ankommt. Ich möchte nicht mehr mit Sub-Unternehmen arbeiten", sagt er. Seine Angestellten haben keinen zeitlichen Druck, keine Akkordvorgaben, und sie können selbstständig untereinander die Arbeitsbereiche tauschen.
Noch keine schwarze Null