Malerbetrieb aus Mainleus: Wenn der Chef hitzefrei gibt
Autor: Rebecca Vogt
LKR Kulmbach, Donnerstag, 27. Juni 2019
Malermeister Matthias Schirmer gab seinen Mitarbeitern am Mittwoch hitzefrei. Die Aktion fand auch bei den Kunden Zustimmung.
Je weiter man sich im Haus von Michael Kauer nach oben bewegt, umso wärmer wird es. Ein schmaler Hausflur führt rechter Hand zu einem Zimmer. Dort sind gerade drei Handwerker damit beschäftigt, eine Spanndecke einzuziehen. Aus dem Raum schlägt einem die Hitze förmlich entgegen. Nach kurzer Zeit beginnen die ersten Schweißtropfen zu perlen. Auch den Handwerkern sind die warmen Temperaturen und die Anstrengung anzusehen. Ihre Köpfe sind rot, der Schweiß rinnt übers Gesicht.
Nicht nur die extreme Hitze, die sich in ganz Deutschland in diesen Tagen ausgebreitet hat, sorgt für die hohen Temperaturen in dem kleinen Zimmer. Um die Spanndecke zu montieren, benötigen die Handwerker eine Heizkanone. Diese erhitzt den Raum auf 40 bis 50 Grad, erklärt Christoph Neske. Er und seine beiden Kollegen Andreas Keilholz und Bülent Gündüz arbeiten für den Malerfachbetrieb von Matthias Schirmer aus Mainleus. Die drei Handwerker haben - trotz der großen Hitze drinnen wie draußen - gute Laune.
Denn am Mittwoch - dem vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle - haben sie von ihrem Chef hitzefrei bekommen. Ebenso alle anderen Mitarbeiter des Betriebs. "Wir waren im Freibad und haben Eis gegessen", erzählt zum Beispiel Gündüz, was er mit der unerwarteten freien Zeit angefangen hat.
Feierabend um 14 Uhr
Um 14 Uhr entließ Matthias Schirmer seine insgesamt acht Angestellten am Mittwoch in den Feierabend. Nachgeholt werden müssen die Stunden nicht, wie er berichtet. "Das war einfach ein kleines Dankeschön von uns an unsere Mitarbeiter." Gute Facharbeiter seien nicht mehr an jeder Ecke zu finden. "Den Beschäftigten seine Wertschätzung zu zeigen, wird immer wichtiger."
Und bei solch heißen Temperaturen stoße der Körper einfach irgendwann an eine Grenze. "Im Speziellen natürlich hier, wo aus technischen Gründen zusätzlich aufgeheizt werden muss", sagt Schirmer. Neben der Gesundheit der Mitarbeiter spielt auch das Material eine Rolle. Dieses erreicht bei der Hitze ebenfalls seine Grenzen. "Bis wir den Pinsel an die Wand kriegen, ist die Farbe schon trocken", sagt Schirmer mit einem Augenzwinkern.
Positive Resonanz
Bei den Angestellten kam die Hitzefrei-Aktion gut an. Auch auf Facebook sei die Resonanz groß gewesen, erzählt Schirmer. "Das ist wirklich erstaunlich, weil für uns war das eigentlich keine große Sache." Seitens der Kunden habe es keine Beschwerden gegeben. Michael Kauer zum Beispiel, in dessen Haus in Himmelkron die Handwerker gerade arbeiten, sagt: "Mich als Kunde stört das überhaupt nicht. Ich komme selbst aus dem Handwerk und weiß, wie schwer es ist, Fachkräfte zu finden."
Hitzefrei gab es im Malerfachbetrieb von Matthias Schirmer am Mittwoch zum ersten Mal. Sollte es noch einmal zu so extremen Plusgraden kommen, würde der Malermeister die Aktion auch wiederholen, wie er erklärt.