Dazu komme eine zunehmende Fluktuation in der Branche: Immer mehr Beschäftigte wanderten in attraktivere Arbeitsfelder wie die Tagespflege oder die 1:1-Betreuung ab. "Nachdem diese Angebote in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben, wurde die Personalsituation in den Heimen nicht besser." Der Personalbedarf sei aktuell hoch. Und anders als Diakonie-Geschäftsführer Kuch erhofft sich Dippold von der generalistischen Pflegeausbildung positive Effekte.
Ähnlich äußert man sich bei der Arbeiterwohlfahrt. Dass die in der Karl-Herold-Altenwohnanlage in der Johann-Brenk-Straße in Kulmbach derzeit eine ganze Station geschlossen hat, liegt zwar nicht am generellen Fachkräftemangel. Vielmehr haben einige Mitarbeiter der Einrichtung mit Long Covid, also den Nachwirkungen einer Corona-Infektion, zu kämpfen und fallen deswegen aus. "Doch auch generell ist die personelle Situation in der Pflege seit Jahren angespannt", sagt Bianca Kauper, die beim Awo-Kreisverband für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Das sei in den Heimen in Kulmbach, Thurnau und Neuenmarkt zu spüren. "Obwohl die Nachfrage nach Pflegeplätzen in allen vier Seniorenwohnheimen weiterhin hoch ist, können wir kaum neue Plätze vergeben, da eben diese Fachkräfte fehlen", sagt sie - und verweist ebenfalls auf den Pflegeschlüssel: Je weniger Fachpersonal vorhanden sei, desto weniger Menschen können versorgt werden.
Suche nach einer neuen Nutzung
Indessen läuft die Suche nach einer neuen Nutzung des Pflegeheims. Ein Teil der Pflegeappartements gehört dem Evangelischen Siedlungswerk in Nürnberg, 17 Appartements haben private Besitzer. "Wir sind gerade in der Abstimmung mit den Eigentümern, um Möglichkeiten für eine neue Nutzung zu suchen", sagt Tobias Stöhr, einer der Geschäftsführer der ESW Gebäudemanagement GmbH. "Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn dort wieder ein Pflegeheim einziehen könnte."
Dazu unser Kommentar:
Ein Imageproblem?
In der Altenpflege fehlt es an Fachkräften. Das hört man seit längerer Zeit. Und auch der in zwei Jahren anstehende Umzug der Seniorenwohnanlage "Mainpark" wird unter anderem damit begründet.
Was aber genau hat es auf sich mit dem Fachkräftemangel, der in der Region schon dazu geführt hat, dass Betten in Pflegeeinrichtungen nicht belegt werden konnten?
Da sind zum einen die starren Fachkräfteschlüssel. Fällt ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin plötzlich aus, kann es sein, dass frei werdende Plätze nicht belegt werden dürfen, bis Ersatz geschaffen ist. Das bringt die Träger der Einrichtungen unter Umständen in finanzielle Nöte - und Angehörige, die dringend Betreuung für ein Familienmitglied brauchen, in Schwierigkeiten.
Zum anderen scheint es, als habe die Altenpflege ein Imageproblem. Die Mitarbeiter würden schlecht bezahlt heißt es. Die Bezahlung ist so schlecht freilich nicht: Beim Diakonieverbund Kulmbach spricht man von etwas über 3000 Euro brutto für Einsteiger, von über 3500 Euro in der Endstufe.
Weil aber das Gros der Mitarbeitenden in der Altenpflege weiblich ist und aus familiären Gründen in Teilzeit arbeitet, bleibt - zumal dann, wenn es einen gut verdienenden Ehemann gibt - am Ende nicht viel übrig vom doch ordentlichen Gehalt.
Die zum Jahresbeginn eingeführte sogenannte generalistische Pflegeausbildung könnte ein Übriges tun, um die Träger von Altenpflege-Einrichtungen sorgenvoll in die Zukunft blicken zu lassen: Die neue Ausbildung befähigt dazu, in der Kranken- wie in der Altenpflege gleichermaßen zu arbeiten.
Wo aber, wie in der Region, Kliniken expandieren, die Personal brauchen und höhere Gehälter zahlen, könnte sich die Situation noch verschärfen - für die Träger, aber auch für die alten Menschen, die einer fachkundigen Versorgung bedürfen.