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Mainleuser Spitzen-Kandidaten im Gespräch


Autor: Jürgen Gärtner

Mainleus, Montag, 10. März 2014

Mainleus und Kulmbach sind die großen Ausnahmen bei der Wahl am 16. März: Denn in den beiden größten Kommunen im Landkreis Kulmbach werden nur der Gemeinde- beziehungsweise der Stadtrat gewählt - und keine Bürgermeister. Was aber nicht heißt, dass es dort keinen Wahlkampf gibt.
Der Ortskern soll schöner werden, darüber sind sich fast alle Fraktionen einig. Foto: Jürgen Gärtner


Die fünf Listenführer aus Mainleus von CSU, SPD, Freien Wählern, Alternativer Bürgerliste (ABL) und FDP schildern ihre Ziele für den Markt. In vielen Punkten gibt es Überschneidungen. Die großen Themen der Parteien und Gruppierungen:



Ortsgestaltung
Robert Bosch (CSU): Mit drei kleinen Maßnahmen ist viel zu erreichen: durch den Austausch der "OP-Laternen", den Austausch von Asphalt gegen Pflaster und Naturstein und die Anlage von Parkbuchten.

Jürgen Karg (SPD): Wir möchten den ganzen Ortskern vom Konrad-Popp-Platz bis zur Schule entwickeln und die Hauptstraße so anlegen, dass sie für die Bevölkerung zu einem Treffpunkt werden kann. Die Ortskernverschönerung ist eine Sache, die sich wohl über zwölf Jahre ziehen wird. Das darf kein Stückwerk werden.



Günther Stenglein (FW): Hier ist ein Gesamtkonzept für das ganze Areal zwischen der Bundesstraße und dem Main nötig. Wir brauchen da kein Geklecker.

Erich Luthardt (ABL): Ich habe bereits im Bürgermeisterwahlkampf 2010 Planungen vorgelegt, was man im Ortskern machen kann. Der Bereich vom katholischen Kindergarten über die Schule, die Bahnhofstraße bis zum Konrad-Popp-Platz muss aufgewertet werden. Es müssen Geschäfte in den Markt. Die Gemeinde muss dazu Anreize geben.

Andreas Hakberdi (FDP): Ich bin gegen Schönheitsausgaben. Wir müssen uns auf die wesentlichen Sachen konzentrieren, das sind die Wohn- und Arbeitsplätze.


Spinnereigelände
Robert Bosch: Es ist Aufgabe der Kommune, eine Nachfolgenutzung zu suchen. In erster Linie gilt es, wieder Gewerbe reinzubringen. Zudem wäre es gut, vom Feuerwehrhaus aus eine Straße durch das Gelände anzulegen, um den Ort wieder mehr zu verbinden. Wir werden aber nicht ohne Abrisse und Städtebaufördermittel auskommen.

Jürgen Karg: Es gibt Gerüchte, dass jemand die Spinnerei kaufen will. Doch das ist alles Spekulation. Sollte die Sache an der Gemeinde hängen bleiben, muss man sich gut überlegen, was man damit macht.

Günther Stenglein: Dazu gibt es noch nichts Neues. Man braucht einen Investor und eine sinnvolle Nutzung.
Erich Luthardt: Meines Wissens nach sind Interessenten da. Wir müssen in Mainleus Arbeitsplätze schaffen, damit der Ort nicht zur Schlafsiedlung wird.

Andreas Hakberdi: Die Spinnerei hat eine gute Lage, Größe und Verkehrsanbindung. Dort wäre eine Mischform mit Wohnraum, Freizeitbereichen und Unternehmen möglich. Das sind keine unrealistischen Pläne. Wir arbeiten mit zwei Experten zusammen, die sich auf stillgelegte Industrieanlagen spezialisiert haben.


Bauen
Robert Bosch: Ein großes Ziel ist die Ausweisung eines neuen Baugebiets "Rothe Kelter III", damit Mainleus weiter wachsen kann. Doch man muss auch die älteren Bürger im Blick haben: Für die Schaffung eines Pflegeheims auf dem Siedlerplatz gibt es eine Initiative eines privaten Trägers. Die werden wir mit aller Kraft unterstützen.

Jürgen Karg: Man muss die Menschen und Unternehmer unterstützen, die ein Grundstück brauchen. Uns freut vor allem, dass im Hornschuch-Ensemble auf Initiative von Inge Aures und der Awo wieder Leben einkehrt.

Günther Stenglein: Am Thema junge Familien sind wir permanent dran. Mainleus ist schließlich nicht unattraktiv. Wir haben vier Kindergärten, Schwimmbad, Bahnhof, Schule, man ist in fünf Minuten in Kulmbach und gut versorgt. Außerdem ist bauen hier nicht so teuer. Die gemeindlichen Bauplätze in der Rothen Kelter sind weg. Wir haben die Vorstellung, bei Pölz und Willmersreuth kleine Baugebiete auszuweisen.

Erich Luthardt: Grundsätzlich sind wir dafür, Lücken zu schließen und Leerstände zu beleben. Wir unterstützen auch die Ausweisung von Bauplätzen in Pölz. Wichtig ist, dass sich das junge Familien leisten können.

Andreas Hakberdi: Wir müssen die vorhandene Bausubstanz nutzen und nicht zwangsläufig neue Baugebiete erschließen. Das gilt sowohl für Gewerbe- als auch für Wohnflächen.


Internetanschluss
Robert Bosch: Wir müssen das Breitbandinternet in den unterversorgten Orten mit staatlichen Fördermitteln ausbauen.

Jürgen Karg: Das Gebiet südlich des Mains muss so schnell wie möglich besser versorgt werden. Die Funklösung taugt laut den Nutzern gar nichts.

Günther Stenglein: Breitband ist ein Dauerbrenner und kein einfaches Thema. Wir sind dran. Mein Favorit ist das Glasfaserkabel, nicht die Funklösung. Damit schwirrt etwas in der Luft rum, bei dem die Auswirkungen auf die Gesundheit erst sicher geklärt werden müssen.

Erich Luthardt: Die ABL will keine Funk-, sondern eine Glasfaserlösung für alle Ortsteile. Hier gibt es noch Fördermittel.

Andreas Hakberdi: Ohne Internet geht nichts mehr. Jeder sollte einen Zugang haben. Es ist das Kommunikationsmittel.


Fremdenverkehr
Robert Bosch: Das Wichtigste für den Tourismus ist der Ausbau der Rad- und Wanderwege.

Jürgen Karg: Wenn Mainleus schöner wird, fördert das automatisch den Tourismus. Ein guter Schritt war der Wohnmobil stellplatz. Es soll auch eine Wanderkarte geben. Dann fehlt nur noch eine touristische Imagebroschüre, in der Ferienwohnungen und Sehenswürdigkeiten verzeichnet sind. Schließlich lockt der Radweg Touristen aus ganz Deutschland in die Region.

Günther Stenglein: Wir arbeiten an einem Fremdenverkehrskonzept. Es wurden Wanderwege vorgeschlagen, was aber eine holprige Geschichte ist, weil die teils über Privatgrund führen. Wir sind ebenfalls darüber, Wege zu konzipieren und die Sehenswürdigkeiten des Marktes herauszuarbeiten. Auf das gastronomische Angebot haben wir aber wenig Einfluss, weil das Privatsache ist.

Erich Luthardt: Die ABL hat bereits unter Werner Grampp den Antrag gestellt, dass hier mehr passiert. Bei der Ausweisung von Wander- und Radwegen gibt es noch viel zu tun. In unserer Gegend gibt es viele Sehenswürdigkeiten, die aber schwer zu finden sind, zum Beispiel den Wasserfall Veitlahm. Diese Sehenswürdigkeiten sind auszuschildern.

Andreas Hakberdi: Damit die Leute die Region kennen lernen, sollte es eine Anlaufstelle geben, die nicht auf einen Ort beschränkt ist. Touristenkarten würden ebenso Sinn machen.


Weitere Ziele
Robert Bosch: Die Mensa in der Schule ist keine Mensa, sondern ein Ess-Raum im Keller. Das sollte ein hoher Glasraum sein, in dem es Spaß macht, zu essen. Zudem möchten wir die Schulturnhalle zu einer Halle umbauen, die man für Veranstaltungen nutzen kann. So wie den Jahresempfang, den wir wieder einführen möchten. Ein kleines Wasserkraftwerk am Main wäre ein Beitrag zur Energiewende. Und wir würden mehr Punkte in den Gemeinderatssitzungen öffentlich machen.

Jürgen Karg: In der Jugendarbeit sollten wir mehr mit dem JUZ in Kulmbach kooperieren. Auch schwebt uns der Aufbau einer gemeindlichen Mitfahrzentrale und eines Markttaxis vor. Wir möchten auch den Jahresempfang wieder haben.

Günther Stenglein: Diese Wahl wird ein Indikator für die Bürgermeisterwahl in zwei Jahren. Dann werde ich für die Freien Wähler antreten. Ein Fingerzeig aus der Bevölkerung am 16. März würde mich darin sicherlich weiter bestärken.

Erich Luthardt: Mir ist wichtig, dass Mainleus fraktionsübergreifend mehr Vertreter in den Kreistag bekommt. Wir haben als zweitgrößte Gemeinde nur zwei Kreisräte. Außerdem möchten wir eine Tauschbörse für Dienstleistungen einrichten. Ansprechpartner sollte die Gemeinde sein. Unter die Dienstleistungen fällt ein Sammeltaxi, das die ABL seit 1996 fordert.

Andreas Hakberdi: Die Gemeinde muss Investitionen viel transparenter machen. Die Zahlen sind so aufzubereiten, dass sich die Bürger ein realistisches Bild von einer Entscheidung machen können. Und den Leuten sollte eine direkte Möglichkeit gegeben werden, sich zu aktuellen Themen zu äußern. Das könne über eine Internet-Rathaus-Seite geschehen.