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Mainleuser Schüler säen und ernten für die Forschung


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Dienstag, 09. Oktober 2018

Mainleuser Schüler haben sich an einem Soja-Anbauversuch der Uni Hohenheim beteiligt. Sie wollten herausfinden, welche Sorten in unserem Klima gedeihen.
Schüler Justin Reiers kontrolliert die Entwicklung der Sojapflanzen. Foto: Stefanie Gleixner


Die Ernte ist bescheiden ausgefallen - weniger Sojabohnen als erwartet liegen auf dem Tisch, fein säuberlich nach Sorten getrennt aus den trockenen Hülsen gepult. Die große Hitze und Trockenheit dieses Sommers sind verantwortlich für die magere Ausbeute im Schulgarten. Doch dem Experiment schadet das nicht: In ganz Deutschland war es heiß, die Ergebnisse des Anbauversuchs "1000 Gärten" der Universität Hohenheim sind also gut vergleichbar.

Nick Wildgrube, Justin Reiers und Tim Wolfrum haben die Bohnen gezählt, fein säuberlich verpackt und beschriftet. "Genauigkeit ist sehr wichtig", sagt der 15-jährige Justin. "Sonst können die Wissenschaftler nicht richtig vergleichen, und das Ganze bringt nichts."

Der zweite Versuch

"1000 Gärten" ist ein Soja-Experiment, das die Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim gemeinsam mit dem Bio-Tofuhersteller Taifun auf die Beine gestellt hat. Das deutschlandweite Projekt mit hilfsbereiten Hobbygärtnern startete erstmals 2016. Schon damals waren Mainleuser Schüler beteiligt, und zwei Jahre später sind sie bei der Fortsetzung wieder dabei. Von den Alpen bis zur Nordsee wurde erneut gesät und gepflegt. Dabei haben die Mainleuser Jugendlichen unter Anleitung von Lehrerin Marga Passing jeden Entwicklungsschritt von der Keimung bis zur Ernte dokumentiert.

Zwei Beete im Schulgarten mit insgesamt sechs Quadratmetern Fläche haben die Schüler dem Projekt gewidmet. Im Mai legten sie die Bohnen in die vorbereiteten, jeweils einen Meter langen Saatrillen. Dabei zählten sie die kleinen Kügelchen, damit wirklich in jeder der zwölf Reihen exakt 50 Bohnen landeten.

Mit der Aussaat allein war es freilich nicht getan. Nachdem die Saat aufgegangen war, musste sie auch gepflegt werden. Als Starthilfe wässern, regelmäßig Unkraut jäten und dafür sorgen, dass sich die Sojapflanzen gut entwickeln können - das war die Aufgabe der Schüler, die sie gewissenhaft erfüllt haben. Nick, Justin und Tim gehören zu den Schülern, die sich besonders intensiv mit dem Projekt beschäftigt haben. Regelmäßig kontrollierten sie die Pflänzchen und arbeiteten gemeinsam mit Marga Passing die Fragebögen ab.

Welche Bohnen keimen zuerst? Wie oft verzweigen sich die Pflanzen? Sind sie standfest? Wann blühen sie? Welche Farben haben die Blüten? Alles wurde exakt notiert, dazu auch die Wetterverhältnisse während der gesamten Entwicklungszeit.

Sparsam mit der Gießkanne

Gegossen trotz äußerster Trockenheit nur zu Kulturbeginn: "Auf den Feldern gibt's ja auch keine Gießkanne", sagt Nick (14). "Damit hätten wir das Ergebnis verfälscht."

Inzwischen sind alle Sojabohnen reif: Ein letztes Mal wurden die Pflanzen vermessen, ihre Gesundheit beurteilt, die Hülsen gepflückt und die darin enthaltenen Bohnen gezählt. Nach Sorten getrennt und etikettiert haben die Schüler ihre Ernte jetzt verpackt und nach Hohenheim geschickt.

Die ertragreichste Sorte brachte 58 Bohnen auf 20 Hülsen, die schwächste nur 35. Beim ersten Versuch vor zwei Jahren lag das beste Ergebnis dagegen deutlich über 100 Bohnen. Aber damals hat es auch oft und viel geregnet.

Eine wertvolle Kulturfrucht

In Hohenheim prüfen die Forscher den Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen wie Eiweiß und Öl. Parallel dazu werten sie alle gesammelten Daten aus. Sojabohnen spielen als Lebensmittel und als Viehfutter eine wichtige Rolle. Gewaltige Mengen werden weltweit verbraucht. Deutschland ist bislang auf Importe angewiesen.

Volker Hahn ist Leiter der Sojazüchtung der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim und möchte das ändern: "Als Pflanzenzüchter begeistert es uns immer wieder aufs Neue, zu sehen, wie unterschiedlich sich Pflanzen entwickeln - je nachdem, wo sie wachsen und wie verschieden die Eltern waren, die für die Kreuzungen verwendet wurden." Pflanzenzüchtung sei spannend, unterhaltsam und abwechslungsreich, aber gleichzeitig auch mühsam. "Mit dem 1000 Gärten-Projekt möchten wir viele Menschen an diesem Prozess teilnehmen lassen und gleichzeitig die Chance nutzen, an so zahlreiche Daten zu kommen, wie es uns sonst nie möglich wäre. Das wichtige Ziel ist dabei, die wertvolle Sojabohne als regionales Produkt für die Ernährung voranzubringen."

Marga Passing freut sich über das große Engagement der Schüler: "Sie haben sich gründlich mit dem Thema beschäftigt und sich über viele wichtige Fragen Gedanken gemacht. Die Praxis hilft, zu verstehen, wie Landwirtschaft und Wissenschaft funktionieren."

Das spiegelte sich auch beim Erntedankfest der Schule wider: Da gaben die Projektteilnehmer mit einem Vortrag der gesamten Schule einen unterhaltsamen Einblick in das Projekt.