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Mainleus heißt Fremde willkommen


Autor: Karl Klippel

Mainleus, Freitag, 31. Juli 2015

75 Asylsuchende aus 11 Ländern leben derzeit in der Heinrich-Schneider-Straße 7. Kirche, Gemeinde, Bürger und Flüchtlinge sind um ein gutes Miteinander bemüht. Jetzt wurde sogar ein gemeinsames Fest gefeiert.
Unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft: Junge Mütter haben oft ähnliche Sorgen. Fotos: Karl Klippel


Das große Mehrfamilienhaus am Rand von Mainleus-Hornschuchshausen, das jahrzehntelang Beschäftigte der Kulmbacher Spinnerei beherbergte, war in der letzten Zeit nicht mehr bewohnt. Der jetzige Besitzer renovierte und modernisierte die Immobilie und vermietete sie an die Regierung von Oberfranken. Diese gibt dort Menschen eine zeitweilige Heimat, die Krieg, Verfolgung und monatelange Flucht hinter sich haben, ohne zu wissen, ob sie jemals wieder glücklich und fröhlich sein können.
Am 30. April zogen die ersten Asylsuchenden ein, inzwischen ist mit 75 Personen die Maximalgrenze erreicht, wie Andrea Boujjia von der Caritas erläutert. In dem Haus leben unter anderem acht Familien, davon eine Familie mit sieben Kindern. Das jüngste ist gerade einmal 16 Monate alt, das älteste 17 Jahre. Außerdem haben drei alleinerziehende Mütter und 25 Kinder dort Unterkunft gefunden. Die Hälfte der Bewohner sind allein lebende Männer.
Insgesamt leben derzeit Asylsuchende aus 11 Ländern wie dem Irak und Iran, Syrien, Nigeria, Pakistan, Afghanistan, Sambia, dem Kosovo und Tschetschenien sowie aus baltischen Staaten in der Einrichtung. Vertreten sind alle Berufsschichten und Bildungsstufen - vom Hilfs-arbeiter bis zum Akademiker.
Alle Asylsuchenden haben den Wunsch, Arbeit zu finden und ein Leben ohne Krieg und Angst führen zu können. Um die Integrationsfähigkeit der Bewohner zu unterstützen, bietet die Caritas vier Mal wöchentlich im Pfarrheim der katholischen Kirche Sprachkurse für Erwachsene an, die von fast allen in Anspruch genommen werden. Die Kinder besuchen, sofern sie alt genug sind, die Grund- und Mittelschule Mainleus.
Mit einem Begegnungsfest unter dem Titel "Wir sagen Mainleus Hallo" luden die Asylbewerber des Hauses in der Heinrich-Schneider-Straße 7 alle Bürger aus Mainleus und Umgebung zum gemeinsamen Kennenlernen ein. Die beiden Initiatorinnen, Andrea Boujjia von der Caritas und Vikarin Sigrun Wagner von der evangelischen Kirche, zeigten sich überwältigt von der großen Besucherzahl, die den Asylanten zeige, dass sie willkommen sind.
Bei manchen der Asylbewerber war eine gewisse Zurückhaltung gegenüber den vielen Menschen vor allem wegen der Sprachprobleme zu spüren. Andere, wie der 29 Jahre alte Janad aus Pakistan, spricht bereits etwas deutsch und englisch und lebt erst zwei Wochen in der Einrichtung.

Angst vor den Taliban

In Pakistan war er in der Landwirtschaft tätig und möchte in Deutschland gerne eine gleichartige Tätigkeit ausüben. "In Pakistan musste ich schwer arbeiten, bekam nur wenig Lohn, hatte oft nichts zu essen, musste viele Schläge einstecken und lebte in ständiger Angst vor den Taliban und dem Krieg", sagt er. Von seiner monatelangen Flucht erzählt er wenig, nur so viel: "Bei großer Hitze viel laufen, Hunger und Durst und ständige Angst, erwischt zu werden. Von Lybien aus mit einem Schiff nach Italien und dann mit dem Zug nach Deutschland."
18 Jahre alt ist Muritala aus Nigeria. In Nigeria konnte er aufgrund der dortigen Zustände sein Studium nicht fortsetzen. Sechs Monate lang war er fast nur alleine und meist nur zu Fuß auf der Flucht. Auch für ihn ging es mit einem Boot von Lybien aus auf die abenteuerliche Reise nach Italien und mit der Bahn über München in ein Aufnahmelager und von dort nach Oberfranken. "Mein sehnlichster Wunsch ist, an einer deutschen Universität mein Studium fortzusetzen, einen Beruf zu ergreifen und genug Geld zu verdienen, um meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können", sagt er.
Grundsätzlich positiv sieht der Mainleuser Rudi Götz die Aufnahme von Asylsuchenden - vor allem, wenn diese wie in Mainleus menschenwürdig untergebracht werden. "Das sind Menschen, die vor den unerträglichen Zuständen in ihren Heimatländern und den dortigen Gefahren und der Angst vor Hunger und Krieg geflohen sind", weiß er. Man sehe, dass diese Menschen um Integration bemüht sind.
Rudi Götz ist einer von vielene ehrenmtlichen Helfern, die Andrea Boujjia und die anderen kirchlichen Mitarbeiter unterstützen. Götz hat persönlich sowie in einer Spendenaktion dazu beigetragen, dass vor allem die jüngeren Bewohner mit Fahrrädern ausgestattet wurden. Ein großes Lob gebühre dem Inhaber des Fahrradgeschäftes "El Dorado" der auf uneigennützige Weise einen wertvollen Beitrag zu dieser Aktion geleistet hat. Rudi Götz macht sich außerdem dafür stark, dass der Kinderspielplatz beim Hornschuchs-Ensemble unterhalb der Weberstraße wieder besser in Schuss gesetzt wird.
Bürgermeister Dieter Adam hoffte, dass "diese Menschen sich schnell integrieren und bald eine ständige Bleibe in Deutschland finden werden".