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Mainleus: Die Störche müssen umziehen


Autor: Jürgen Gärtner

Mainleus, Montag, 05. April 2021

So sehr sich die Gemeinde auch über die neuen Bewohner freut: Der Brutplatz, den sich das Storchenpaar ausgesucht hat, ging nicht. Es musste umziehen. Ob es das Angebot annimmt?
Die Mainleuser Störche mussten umziehen. Ob sie den neuen Platz nur ein paar Meter weiter auf dem Schuldach angenommen haben? Foto: Markt Mainleus


Die Vögel hatten vor gut einer Woche begonnen, auf einem Kamin im Pausenhof der Mainleuser Grund- und Mittelschule einen Horst zu bauen. Das Problem dabei war nicht nur, dass sich der Kamin noch in Betrieb befindet und durch die Abgase die Tiere gefährdet sind, sondern auch der Umstand, dass Material aus dem Nestbau in die Kaminöffnungen fallen und die Heizung beschädigen konnte. Also wurde beschlossen, den Weißstörchen einen neuen Horst anzubieten - nur wenige Meter entfernt auf dem Dach der Schule.

Eine Aktion, die auch für Erich Schiffelholz, den Kreisvorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz, nicht alltäglich ist. Erfahrungen mit solchen Umzügen hat er aber schon gesammelt. Deshalb hat er auch die Hoffnung - zu Recht, wie sich nur einen Tag später zeigen sollte -, dass der Ersatzbau angenommen wird. So wie in Melkendorf, wo die Störche schon mehrfach umgezogen sind und inzwischen seit einigen Jahren ihren festen Platz haben. Und selbst wenn es sich das Storchenpaar anders überlegt hätte, so war die Chance hoch, dass sich trotzdem neue Bewohner einfinden. Denn die Brutmöglichkeiten sind rar und begehrt.

Dass so ein Ersatzhorst nicht einfach auf ein Dach gebaut werden kann, stellt er zudem klar. Denn die Anforderungen an die Statik sind beachtlich. Bis zu 800 Kilo schwer kann so ein Storchenhorst werden, weiß er aus Erfahrungen in Altdrossenfeld (Gemeinde Neudrossenfeld). Deshalb sind jährliche Kontrollen notwendig, gegebenenfalls muss etwas Material abgetragen werden.

Was den LBV-Vorsitzenden freut, ist die Tatsache, dass sich die Weißstorchbestände in Bayern erholt haben. War der prächtige Vogel schon vom Aussterben bedroht, gab es 2020 wieder 750 Brutpaare im Freistaat. Im Jahr zuvor waren es 50 weniger. Ein Storchenpaar benötige 200 Hektar Wiesen zur Nahrungssuche, im Umkreis von acht Kilometern sind die Tiere dafür unterwegs.

Dass die Weißstorchpopulation steigt, das bestätigt Alexander Kusch von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Er räumt zugleich mit einem verbreiteten Vorurteil auf: Nicht wie gemein gedacht sind Frösche die Hauptnahrungsquelle von Störchen, sondern meist Mäuse und größere Insekten.

Zimmerer: Eine ungewöhnliche Aufgabe

Für Zimmerermeister Michael Marx war der Horstbau eine ungewöhnliche Aufgabe: "Das ist etwas, was man nicht jeden Tag macht", sagt er. Anhand von Informationen des LBV und anderen Gemeinden, die solche Aktionen schon hinter sich haben, habe er seine Konstruktion aus Lärchenholz entworfen. Einen Tag hat der Bau im Auftrag der Gemeinde gedauert, einen halben das Aufrichten auf dem Dach der Schule. Unterstützt wurde er dabei von seinem Zimmererkollegen Jürgen Geißler, der den Kranwagen zur Verfügung gestellt hatte.

Dabei saß allen die Zeit im Nacken: Denn so ein Storchenumzug ist ungleich schwieriger, wenn bereits Eier im Nest sind. Deshalb war schnelles Handeln gefragt. Und dass das auch geklappt hat, darüber ist Schiffelholz allen Beteiligten dankbar. Innerhalb von vier Tagen sei alles geklärt und der Horst auf dem Schuldach aufgebaut worden.

Bürgermeister Robert Bosch (CSU) freut sich über die neuen Bewohner in seiner Gemeinde, denen man den Brutplatz gerne zur Verfügung gestellt habe. "Dass Bauplätze in Mainleus nachgefragt sind, hat auch mit dem Storch zu tun", sagt er mit Blick auf die vielen jungen Familien. Und er denkt schon ein bisschen weiter, nachdem die Störche am Karfreitag ihren neuen Wohnsitz bezogen hatten: "Wir überlegen, ob wir im nächsten Jahr auf den Spinnerei-Schloten, auf denen auch schon Störche saßen, etwas Ähnliches anbieten."