Mädchen in der Welt der Technik
Autor: Sonny Adam
LKR Kulmbach, Donnerstag, 23. April 2015
Die alten Rollenbilder sind längst passé. Mädchen ab der 5. Klasse schnupperten beim Girls' Day wieder in ungewöhnliche Berufswelten. Und auch einige Jungs hatten die Möglichkeit, einmal klassische Frauenberufe zu testen.
Erfahrungen mit Bier haben Alicia Bergmann aus Thurnau und Celina Rommel aus Kasendorf noch nicht. Denn sie sind gerade mal 13 und 14 Jahre alt, besuchen die Gesamtschule Hollfeld. "Aber mich hat schon immer interessiert, wie Bier gemacht wird", erzählt Celina. Sie und ihre Freundin fackelten deshalb nicht lange und schauten sich beim Girls' Day in der Kulmbacher Brauerei um. Und jetzt wissen sie genau Bescheid.
Die beiden Mädchen durften die Würze im Sudhaus spindeln und die Vorwürze - ohne Alkohol - probieren. "Ich war überrascht, denn die Vorwürze ist total süß. Das hätte ich nie gedacht", erzählt Alicia Bergmann. Außerdem nahmen sie die Rohstoffe und die Lagertanks unter die Lupe und halfen bei der Reinigung. Matürlich wissen die beiden jetzt auch ganz genau, was es mit dem Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 auf sich hat: "Nur vier Zutaten dürfen ins Bier: Wasser, Hefe, Hopfen und Malz", erklärt Alicia Bergmann.
Vom Labor beeindruckt
"Richtig interessant war vor allem das Labor", zeigt sich die Schülerin beeindruckt. "Und ich hätte nie gedacht, dass hier in der Kulmbacher Brauerei so riesige Mengen Bier hergestellt werden", hat auch Celina einige neue Erfahrungen gewonnen. "Aber ob ich mal Brauer und Mäler werde, weiß ich nicht. Wir haben ja noch Zeit", sagt Celina Rommel. Alicia Bergmann sieht das genauso.
"Bei den Arbeiten im Flaschenkeller achteten wir natürlich darauf, dass unsere Besucherinnen auch ordnungsgemäß geschützt im Betrieb tätig sein konnten. Sicherheit am Arbeitsplatz ist uns ein großes Anliegen, deshalb waren auch die beiden Mädchen mit Sicherheitsschuhen, Warnweste und einer Schutzbrille ausgestattet. Auch die in der Produktion entsprechend vorgeschriebene Kopfbedeckung fehlte nicht, um so unsere hohen Sicherheitsstandards einhalten zu können", versichert Helga Metzel, die Leiterin der Unternehmenskommunikation der Kulmbacher Brauerei.
Bierprobe - Fehlanzeige
Nur eins durften die Mädchen nicht: Probieren. "Sorry. Bier erst ab 16!", so Helga Metzel, die betont, dass die Brauerei größten Wert auf den "richtigen" und verantwortungsvollen Umgang mit Bier legt. "Wir unterstützen verschiedene Kampagnen, die zu angemessenem Bierkonsum aufrufen. Darüber hinaus klären wir im Rahmen unseres Projekts ,Kulmbacher Bierkultur - zwischen Verantwortung und Genuss' Schüler der 10. Klassen der weiterführenden Schulen Kulmbachs im Hinblick auf einen bewussten Umgang mit Bier auf", so die Unternehmenssprecherin.
Einblicke in Berufe, die man sonst nicht so kennt, bekamen auch all die anderen Schülerinnen. Bei Baumann Druck schnupperten einige Mädels, ebenso wie beim Bayerischen Landesamt für Umwelt, im Globus Baumarkt, im Büro der Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, bei Ludewig Karosseriebau, bei Meile-Technik, Motor-Nützel, aber auch bei der Polizei, im museumspädagogischen Zentrum, bei Saum & Viebahn, bei den Stadtwerken, bei Schüler oder bei Radio Plassenburg bekamen die Kids Einblicke. Bei der Firma Sell indes hat der Kundendienstmonteur vergeblich gewartet. Die angekündigte Schnupperpraktikantin kam einfach nicht. Und so brach der Monteur dann alleine auf.
Bei Glen Dimplex indes schnupperten entgegen der Ankündigung sechs statt sieben Girls. Doch alle genossen die Einführung in die Technik. Ausbildungsleiter Helmut Lauterbach hatte Azubis aus dem zweiten Lehrjahr für die Betreuung der Schülerinnen abgestellt. "Ich habe mir schon im Internet angeschaut, was Glen Dimplex macht. Die machen Wärme", hat sich Lara Lippmann (11) von der Schule Mainleus gut vorbereitet. "Also ich finde Technik voll interessant. Ich könnte mir wirklich vorstellen, dass ich so was mal mache", sagt Silke Herrmann (12), aus der sechsten Klasse der Max-Hundt-Schule. Silke hatte ausnehmend Freude am Drahtbiegen und an ersten Lötarbeiten.
Wieder in ein ganz anderes Genre schnupperten Eugenia Vozarikova (12) und Nora Jakob (10) von der Untersteinacher Schule. Die beiden schauten sich bei der Firma eka um und durften unter der Aufsicht von Armin Beck sogar riesige Maschinen bedienen. "Du zuerst", wollte eigentlich Eugenia Vozarikova ihrer jüngeren Kollegin den Vortritt lassen. Doch dann trauten sich beide gemeinsam, das Fußpedal für die gigantische Falzmaschine zu bedienen. Die Maschine biegt Bleche in die gewünschte Form - auf Fußdruck. Und die Maschine kann sogar die Kraft selbst dosieren, erklärte Beck.
Beim Girls' Day machten auch die Stadtwerke Kulmbach und der Forst mit, die Firmen Töpfer und Zaigler.
Allerdings schnupperten nicht nur die Mädchen in klassische Männerberufe hinein, sondern auch einige Jungs nutzten die Chance auf Rollentausch - sie wählten dann natürlich typische Frauenberufe. Johannes Merz (13) und Shahram Nabawi (13) bekamen in der Fachklinik Stadtsteinach Pflegekleidung an und durften beim Fieber messen und Blutdruck messen den Pflegekräften zur Hand gehen.
"Nein, das ist kein Job für mich. Aber besser als Schule war der Tag", sagt Johannes Merz und weiß jetzt wenigstens, was er nicht machen will. "Ich will auch so einen Job nicht. Ich will eher was im Handwerk machen", zog Shahram Nabawi eine Bilanz. Patient Dieter Busch (74) stellte den Jungs allerdings gar kein schlechtes Zeugnis aus. "Es geht darum, dass sie ihre Arbeit verstehen", sagte der Patient und fand sich von den beiden Helfern nicht schlecht betreut.
"Sternekoch - das kann ich auch!"
Kulmbach — Unter diesem Motto hatte das MUPÄZ im Bayerischen Brauerei- und Bäckereimuseum in Zusammenarbeit mit dem Verband der Köche Deutschlands e.V. (VKD) eine Kochaktion für junge Mädchen organisiert, die sich für den Beruf der Köchin interessieren.
"Dabei beschränkt sich der Kochberuf nicht nur auf schlechte Arbeitszeiten", sagte Meisterköchin Jana Jakob aus Bad Staffelstein, die mit den beiden Auszubildenden Verena Opitz und Nicole Gomes da Silva Morais nach Kulmbach gekommen war, um den Schülerinnen den Beruf schmackhaft zu machen. Die beruflichen Möglichkeiten gingen weit über die reine Küchenarbeit hinaus, stünden nach der Ausbildung unter anderem doch auch Türen in die Lebensmitteltechnik oder zu einer Weiterbildung in Form eines Bachelorabschlusses in verschiedenen Fachbereichen offen. "Klar sieht man im Fernsehen hauptsächlich männliche Köche, die einen Stern haben, aber Frauen sind definitiv auf dem Vormarsch."
Und so hatten 21 Mädchen am Donnerstagvormittag nicht nur Gelegenheit, ein leckeres Menü zu kochen, sondern die anwesenden Köchinnen nach Herzenslust über ihren Beruf auszufragen.
Nicht weniger als 61 Firmen machten mit
Marktschorgast/Wirsberg — Im Frühjahr findet bundesweit der "Mädchen-Zukunftstag" statt, in diesem Jahr bereits zum 15. Mal. In der fünften Auflage läuft parallel der Boys' Day. Beide Initiativen verfolgen das Ziel, junge Menschen bei ihrer Berufsorientierung zu unterstützen, Rollenklischees zu überwinden und die Ursachen eines stark vom Geschlecht geprägten Berufswahlverhaltens nachhaltig zu beeinflussen. Auch im Landkreis Kulmbach beteiligten sich nicht weniger als 61 Betriebe.
Nach wie vor entscheiden sich die Mädchen häufig für "typisch weibliche" Berufsfelder oder Studienfächer. Damit schöpfen sie aber ihre beruflichen Möglichkeiten nicht voll aus und fehlt den Betrieben gerade in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs. So geht es beim Girls' Day vor allem darum, Mädchen Einblicke in Technik, Handwerk, IT oder Naturwissenschaften zu bieten.
Die meisten Plätze bot der Baumarkt "Globus" in Kulmbach an, nämlich 30 an der Zahl, die auch alle belegt wurden. Es folgten das MUPÄZ (22), die Polizeiinspektionen Kulmbach und Stadtsteinach (19/16), ait-deutschland GmbH in Kasendorf (10), Radio Plassenburg (8) und Frankia GP GmbH in Marktschorgast (4).
Auch Bernd Rupprecht, der Generalmanager des Wohnmobilherstellers, sucht qualifizierte Mitarbeiter. Zwar sind aktuell drei Mädchen in der Ausbildung, allerdings im kaufmännischen Bereich. Anne Hofmann (12) aus Marktschorgast, Eva Wunderlich (12) aus Gothendorf, Carina Weiß (12) aus Nemmersdorf und Lisa Wittek (13) aus Bad Berneck erfuhren eine Menge über die technischen Arbeiten bei Frankia, "Meine Eltern haben selber ein Wohnmobil, und deswegen hat mich die Arbeit interessiert. Mit hat es hier gefallen", sagt Carina, die aber nicht glaubt, dass sie einmal Schreinerin wird: "Wahrscheinlich Krankenschwester."
Während auch Lisa (Kindergärtnerin oder Lehrerin) und Anne (unschlüssig) nicht viel mit dem Handwerk am Hut haben, weiß Eva zumindest jetzt schon: "Ins Büro möchte ich nicht. Irgendwas halt, wo ich unterwegs bin. Der Beruf der Schreinerin ist schon denkbar."
"Hochinnovative Firma"
Landrat Klaus Peter Söllner (FW) stellte der Firma Frankia ein gutes Zeugnis aus: "Das ist eine hochinnovative Firma. Ihre Produktpalette ist immer wieder auf's Neue faszinierend."
In der Kindertagesstätte Wirsberg versuchten drei Jungen im Rahmen des Boys' Day ihr Glück: Christian Wald (12), Ron Heinlein (12) und Sam Eden (13), die alle in Neuenmarkt wohnen. Christian Wald nimmt positive Eindrücke mit nach Hause: "Ich wollte unbedingt beim Boys' Day mitmachen, und ich konnte auch gut mit den Kindern spielen."
Kindergärtner ist vorstellbar
Sein Freund Ron, der sich ihm einfach angeschlossen hatte, kann sich sogar vorstellen, einmal den Beruf des Erziehers zu erlernen. Warum der 13-jährigen Sam in die Tagesstätte hineinschnuppern wollte, das drückte er so aus: "Ich bin eine Person, die nicht wirklich gesprächig ist und nicht viel mit anderen macht. Ich habe mir gedacht, dass ich mich hier besser hineinfinden kann."