Ludwigschorgaster festigen ihren Ruf als Spitzenorchester
Autor: Horst Wunner
Stadtsteinach, Montag, 17. April 2017
Vom Marsch über Klassik bis hin zum Big-Band-Sound: Die "Schorgasttaler Blasmusik" genügt höchsten Ansprüchen.
Eigentlich müssen wir sie auf den Thron heben, als Spitzenorchester im Landkreis Kulmbach: Die Schorgasttaler Blasmusik. Denn das, was sie zu ihrem traditionellen Osterkonzert in der Steinachtal-Halle an Reife, Zusammenklang und eleganter Raffinesse bot, erfüllte schon hohe Ansprüche. Mit einem Dirigenten Rainer Sreit, der dem profihaften Genre zuzuordnen ist und dem die Musiker mit großer Empathie folgten. Aber wir bleiben auf dem Boden, sagen: Bravo, Musikverein Ludwigschorgast, Du bist ein Juwel, eine echte Bereicherung des kulturellen Lebens auf dem Land, ein Gewinn.
Aber bevor die Hauptakteure die fast 400 Besucher in ihren Bann zogen, entpuppte sich der Musikverein Zeyern, schon 1853 gegründet, als Überraschungsgast mit einem fulminanten Auftritt. Er agierte, als wollte er den Einladenden den Rang ablaufen. Die Aktiven wussten sowohl klassisch als auch in der reinen Unterhaltung zu überzeugen, weil sie unter der engagierten Leitung von Kathrin Motschenbacher den schwierigen Spagat zwischen geballter Blaskraft und leichtem Musizieren in lockerer Unbekümmertheit meisterten.
Fanfarenklänge und häufige Taktwechsel gaben dem "Concerto Prelude" eine flinke Behendigkeit. Melodische Größe und Variantenreichtum bewiesen die Akteure beim Kaiserwalzer von Johann Strauß. Da passten die schnell aufeinander folgenden Walzer im Walzer passgenau, subtile Schwingungen deuteten Symphonisches an. Kleine, kaum spürbare Unebenheiten störten nicht das feine Bild einer Blaskapelle, die sich homogen, sicher und selbstbewusst präsentierte. Das war mehr als Staffage, das war kenntnisreiche Vertonung von Arrangements für Blasmusik.
Die Zeyerner dürfen auf ihre Leistungen stolz sein. Nett noch die Zugabe, als droben die Kapelle intonierte und unten 16 Musiker stimmlich im Takt mit Bechern jonglierten. Der treffende Titel dazu: Cup-Song.
Dann der Einzug der Gastgeber: Aufgereiht an der Hallenseite, schmissig und mitreißend: Mit dem "Erzherzog-Albrecht-Marsch" setzten die "Schorgasttaler" einen ersten Akzent und zelebrierten ihre filigran angereicherten Bläserfähigkeiten routiniert und taktkonform.
Auf glattes, ungewohntes Terrain begaben sie sich mit "Barcarole" aus der Oper "Hoffmanns Erzählungen" von Jaques Offenbach. Auch hier konnte man dennoch Klassik in sehr hörenswerte Qualität ummünzen.
"Tahiti Trot" mit den vielen Soloparts verlangte den Interpreten einiges ab: Für die Ludwigschorgaster an Oboe, Xylofon und Celesta, letztere in den verschiedensten Klangstufen ähnlich einem Glockenspiel, ein erstaunlich leicht zu bewältigendes Unterfangen.
Bewundernswert an diesem langen, dreieinhalbstündigen Abend die Energie der Schorgasttaler Musiker, anhaltend bis zur gewaltigen Schlussoffensive. Man hielt die Zuhörer nicht nur bei Laune, sondern animierte sie trotz der späten Stunde zu Beifallsstürmen. Der spanische Marsch "Amperito Roca" schließlich brauste im ICE-Tempo durch die Halle, wie schwerelos auf musikalischen Gleisen in die weite Ferne.
Was noch Feuer in das von ebenso heißen Jazz-Rhythmen und mit Big-Band-Sound geprägte Osterkonzert brachte, war das Satchmo-Medley mit spirituellem Touch und Melancholie à la New Orleans. Hier lebten sich die Solisen an Alt-Saxofon, Tenorsaxofon, Trompete und Posaune so richtig aus: Die Ludwigschorgaster können da aus einem reichen Fundus schöpfen.
Nicht zu vergessen der großartige Solist Marco Strobel am Flügelhorn. Die Samba wurde von ihm sauber, klar strukturiert und in den Tonintervallen bravourös moduliert. Der Mann versteht auch viel von Improvisation.
Die finale Katharina-Polka offenbarte nochmals die ungebrochene Spiellust und die Begeisterung der Musiker für ihr Hobby.
Zwei kompetente Moderatoren, Georg Wunder für Zeyern und Karin Wamser für Ludwigschorgast, formten gekonnt gelungene Übergänge zwischen Musik und Hintergrundwissen.
Für Vorsitzenden Marco Heuschmann ist das Osterkonzert in der Steinachtal-Halle immer ein Höhepunkt im Jahresprogramm. "Bei unserem jetzt dritten Aufritt fühlten wir uns wie daheim", sagte er. Nächstes Jahr wird das Konzert am Ostersonntag, 1. April, stattfinden. "Kein Scherz", versprach Heuschmann und machte noch auf den Böhmischen Abend der Schorgasttaler Blasmusik am 21.
Okober in der Steinachtal-Halle aufmerksam.