Lob aus Kulmbach für Münchner Entscheidung
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Mittwoch, 22. April 2015
Die Schlösser- und Seenverwaltung beteuerte am Mittwoch nochmals: Es sei kein Meinungsumschwung, sondern lediglich das Aufgreifen einer guten Idee des Stiftungsrates des Landschaftsmuseums Obermain für eine Testphase. Im Stiftungsrat sitzen Stadt und Landkreis Kulmbach.
Eine Burgöffnung komme wegen der geringeren Besucherzahl freilich nur im Winter in Frage, entsprechend habe man die Testphase bewusst in diese Zeit gelegt, wie Ines Holzmüller, Sprecherin der Schlösser- und Seenverwaltung, gestern unserer Zeitung gegenüber betonte.
"Endlich Einsicht"
"Es ist gut, dass endlich Einsicht bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen eingekehrt ist", kommentierte die frühere Oberbürgermeisterin und heutige Landtags-Vizepräsidentin Inge Aures den Vorstoß. In fast jeder der jährlich stattfindenden Versammlungen des Landschaftsmuseums Obermain mit Anwesenheit der jeweiligen Präsidenten der Schlösserverwaltung Bayern sei die Zufahrt zur Plassenburg thematisiert worden.
Seinerzeit habe man die Stadt gezwungen, das hinter der Plassenburg gelegene Gelände des Reit- und Fahrvereins zu kaufen und den Verein mit seinen Pferden und Unterständen zwangsweise umgesiedelt. Der Grund: Man wollte dort terrassenförmig Parkplätze für Pkw schaffen. Pläne dafür seien dann aber nie umgesetzt worden.
Unglücklich ist aus ihrer Sicht jetzt, die Probephase in die Winterzeit zu verlegen, wo erfahrungsgemäß sowieso die Besucherzahlen zurückgehen. Besser wäre gewesen, dies zu Hauptbe triebszeiten zu testen, sagt Inge Aures. Sie erinnert auch daran. dass nach wie vor die Erschließung mit den Bussen offen sei und nicht abgekoppelt werden dürfe.
"Das ist eine wirklich tolle Nachricht für uns", sagt Sebastian Heisig. Der Koch und Unterpächter der "Burgschänke" hat vor kurzem eröffnet und sieht in den Plänen für eine Öffnung der Zufahrt eine Riesenchance für das Restaurant.
"Da ich ja auch die Stadtschänke betreibe, wurde ich schon häufiger angesprochen, wie toll es doch wäre - für Geschäftsleute beispielsweise -, wenn man mittags auf der Burg essen könnte. Das scheitert aber oft an der Zeit. Das würde sich schlagartig ändern, wenn jeder individuell hochfahren und seine Zeit frei einteilen kann."
Sebastian Heisig will sofort reagieren und sein Speisenangebot dann auf mittags ausdehnen. Das würde, sagt er, der Lokalität auf der Burg zusätzliche Attraktivität verleihen und käme sicher auch dem Tourismus insgesamt zugute.
Kommentar: Ein durchaus guter Anfang
Ein dickes Lob an den Präsidenten der Schlösser- und Seenverwaltung, Bernd Schreiber, der endlich auf die Kulmbacher gehört hat. Das Burgtor für Autos zu öffnen, war deren Wunsch - in der Hoffnung, mehr Besucher für Kulmbachs Wahrzeichen zu interessieren.
Dass gerade eben die "Burgschänke" mit einem neuen Ansatz wieder geöffnet hat, mag ein weiterer glücklicher Umstand sein.
Allerdings sollte man ehrlicherweise auch sagen, dass vermehrtes Autoaufkommen nicht gerade umweltfreundlich ist - und abzuwarten bleibt, ob sich der Privatverkehr wirklich so organisieren lässt, dass alle damit zufrieden sind.
Gleichwohl: Die Initiative aus München ist ein Anfang, der signalisiert, dass man die Plassenburg nicht aus den Augen verloren hat. Ein weiteres Indiz war die Zusage von Finanzminister Markus Söder (CSU) im März im BR-Interview, dass 220 000 Euro für die Sanierung des Christians portals zur Verfügung gestellt werden.
Gleichwohl ist das alles noch kein integriertes Konzept, vor allem weil weiter Handlungsbedarf besteht: Allein das Zulassen des Pkw-Verkehrs im Burgbereich und ein interessantes Konzept für die "Burgschänke" schaffen noch keine Attraktivität. Die muss zum Beispiel durch die Museen - ob staatlich oder nicht-staatlich - gewährleistet werden. Gerade sie aber leiden seit Jahren deutlich an Besucherschwund. Das sieht man natürlich auch in München.
Gemeinsames Ziel aller muss es daher sein, die Plassenburg für Gäste so interessant wie möglich zu machen. Und genau daran sollten alle arbeiten - mit Gehirnschmalz und Geld gleichermaßen. Nur dann wird man auch Erfolg haben.
