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Lindauer sehnen Dorferneuerung herbei


Autor: Dieter Hübner

Lindau, Montag, 14. April 2014

Das Verfahren für die Neugestaltung des Trebgasters Orsteils läuft inzwischen seit zwölf Jahren. Fraglich ist inzwischen wieder der Standort für die geplante Festscheune. Für die Fachleute sind erste Maßnahmen im Frühjahr 2015 realistisch.
Die neue Vorstandsmannschaft (von links) Bürgermeister Werner Diersch, Vorsitzender Siegfried Käb-Bornkessel (ALE), Florian Schleicher, Jürgen Kolb, Christian Potzel, Stefan Kolb, Christian Göppel, Holger Schmidt, Friedrich Weinlein und Marion Dippold. Foto: Dieter Hübner


Manchen Lindauer Bürgern geht es mittlerweile nicht mehr schnell genug mit der von allen herbeigesehnten Dorferneuerung. Friedrich Weinlein bat noch um etwas Geduld, auch wenn sich das Verfahren bereits seit 2002 hinziehe.

Gleichzeitig hatte er einen Trost parat: "Bei der Kläranlage haben wir fast fünfzehn Jahre bis zum ersten Spatenstich gebraucht. Und auch beim Bau des Feuerwehrhauses vergingen mindestens zehn Jahre, bevor wir den ersten Stein setzen konnten."

Turnusgemäß stand bei der Teilnehmer-Gemeinschaft Lindau II nach sechs Jahren die Neuwahl von vier stimmberechtigten Vorstandsmitgliedern und vier Stellvertretern ohne Stimmrecht an. Aus den gesetzlichen Grundlagen des Flurbereinigungsgesetztes leitet sich ab, dass den Vorsitz der TG ein Beamter des Amtes für Ländliche Entwicklung inne hat. Weiteres Mitglied im Vorstand ist bei einer Dorferneuerung wie im vorliegenden Fall automatisch ein Vertreter der Gemeinde.

Mitglieder der TG sind Eigentümer und Erbbauberechtigte von Grundstücken im Verfahrensgebiet.

Das neue Gremium

Bedingt durch Stimmengleichheit einiger Kandidaten, musste nach der Wahl zweimal das Los entscheiden, bevor die vier neuen Vorstandsmitglieder, sowie ihre Stellvertreter feststanden. Das Gremium bilden nun Bürgermeister Werner Diersch, Vorsitzender Siegfried Käb-Bornkessel (Amt für ländliche Entwicklung), Florian Schleicher, Jürgen Kolb, Christian Potzel, Stefan Kolb, Christian Göppel, Holger Schmidt, Friedrich Weinlein und Marion Dippold.

Vorsitzender Siegfried Käb-Bornkessel erinnerte nach der Verpflichtung der gewählten Vorstandsmitglieder in seinem Bericht zum Stand des Verfahrens daran, wie 2002 mit einem Arbeitskreis unter dem Motto "Lindau geht seinen Weg" alles begann. Am 8. Juni 2005 wurden die förderfähigen Projekte festgelegt.

Der Anordnungsbeschluss am 30. Mai 2007 ist die offizielle Geburtsstunde der TG. Die ersten Vorentwürfe wurden am 7. August 2008 im Vorstand vorgestellt und sechs Tage später vor Ort mit den Bürgern diskutiert. Es folgten viele Gespräche mit den Anliegern, bevor die Planung am 11. Juli 2011 dem Gemeinderat vorgelegt wurde.

Im weiteren Verlauf drehte sich alles mehr oder weniger um den Standort der Festscheune. Dem Dorfplatz galt forthin das Hauptaugenmerk. Der Erfolg der ersten konkreten Maßnahme nach weiteren Feinabstimmungen, die Bachmauersanierung im Dorf im November 2012, wurde durch ein Unwetter im Juni 2013 leider wieder etwas getrübt.

Mit der Einleitung des Plangenehmigungsverfahrens am 5. März 2013 ging die Anhörung der Träger öffentlicher Belange einher. Nach der Genehmigung durch das Amt für Ländliche Entwicklung am 8. August 2013 überarbeitete der Planer, Landschaftsarchitekt Wolfgang Sack, die Kostenschätzung. Daraus resultierte am 7. November 2013 die Vorlage des Förderantrags bei der Behörde in Bamberg.

Völlig neue Situation

Im Januar 2014 ergab sich eine neue Situation, weil ein am Dorfplatz stehendes Gebäude durch das Ableben der Bewohner plötzlich leer stand. Dadurch eröffnete sich die Möglichkeit, die Festscheune neu zu positionieren, wenn es gelingen würde, das Anwesen zu erwerben und in die Förderung mit einzubeziehen. Bürgermeister Werner Diersch nahm den Ball auf: "Wir sind im Gespräch. Die Gestaltung um das Dorfhaus herum hat absolute Priorität. Es besteht großes Interesse, die attraktive Lage des Angers für die jungen Familien mit ihren Kindern zu erhalten."

Der Gemeinderat stehe dahinter, jetzt die vorgesehenen Maßnahmen im südlichen Bereich in Angriff zu nehmen. Tenor aus der Versammlung: "Wir müssen irgendwann mal einen Stein setzen, damit klar wird: Jetzt geht's los." Und: "Wir können nicht ewig alles rausschieben."

Nach diesem eindeutigen Votum steckte Siegfried Käb-Bornkessel das weitere Vorgehen ab: Nach Abstimmung in seinem Haus soll der Förderantrag in der bereits vorliegenden Form weiterlaufen. Nach dessen Genehmigung durch das Amt für ländliche Entwicklung werde man mit den Maßnahmen Backhaus, Kinderspielplatz und Fußwegverbindungen zum Sportplatz, bei denen die Planung seit drei Jahren fertig sind, in die Ausschreibungen gehen.

Parallel dazu werde die Entwicklung um das Grundstück der Familie Hastreiter im Hinblick auf den Standort der Festscheune beobachtet. "Wir werden zwar versuchen, Druck zu machen und dran zu bleiben, aber viel wird sich dieses Jahr nicht mehr tun", sieht Käb-Bornkessel die Lage realistisch. "Ich rechne eher im Frühjahr 2015 mit dem Beginn der ersten Maßnahmen."

Eine Kostenfrage

Eine längere Diskussion entfachte sich an der Frage, wie es mit dem geplanten Rad- und Wirtschaftsweg durch das Lindauer Moor weitergeht. Hier drängt das Amt für ländliche Entwicklung langsam auf eine Entscheidung. "Wir sind nach wie vor an diesem Weg interessiert und können nur appellieren, dass alle die Notwendigkeit dieser Verbindung erkennen", umriss der Vorsitzende der Flurbereinigungs-Genossenschaft Lindau I, Florian Schleicher, die derzeitige Situation. Unklar sei aber, auf wie viele Schultern die Kosten umgelegt werden sollen. "Alleine schaffen wir es nicht. Sollen wir nur die Anlieger oder alle mit einbeziehen, die in Lindau Grundstücke besitzen?"

"Ein erstes Zeichen für die Dorfbewohner und gleichzeitig ein Schritt in die richtige Richtung wäre die Rücknahme der vorliegenden vier Widersprüche gegen die Trasse", sieht Friedrich Weinlein einen Lösungsansatz. "Das würde auch bei der Bamberger Behörde gut ankommen." Mit einer geänderten Linienführung will man das jetzt erreichen. "Ziel für uns bleibt natürlich, nach und nach alle Wege in Ordnung zu bringen. Aber wir wissen schon, dass das nur Stück für Stück geht", ist Schleicher dennoch zuversichtlich.