Druckartikel: So kritisiert ein Kulmbacher Arzt die Schulmedizin

So kritisiert ein Kulmbacher Arzt die Schulmedizin


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Dienstag, 13. Juni 2017

Das Buch des Kulmbacher Arztes Gerd Reuther hat die Spiegel-Bestsellerliste gestürmt. Nächste Woche liest er in Kulmbach. Er hat nichts zurückzunehmen.
Der Arzt und Medizinkritiker Gerd Reuther liest am 22. Juni in Kulmbach aus seinem Buch "Der betrogene Patient"; Beginn 19.30 Uhr in der Buchhandlung Friedrich am Holzmarkt. Foto: privat


Der Kulmbacher Arzt Gerd Reuther hat mit seiner Fundamentalkritik an der Schulmedizin und dem Gesundheitswesen in Deutschland Furore gemacht. Sein im März veröffentlichtes Buch "Der betrogene Patient" stürmte die Spiegel-Bestsellerliste. Er ließ aufhorchen mit Aussagen wie: "Die heutige Medizin schadet oft mehr, als sie nützt." Jetzt gastiert der Autor mit einer Lesung in Kulmbach: am 22. Juni um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Friedrich am Holzmarkt; dort gibt es auch die Eintrittskarten.

Wie fühlt man sich als Autor, der mit seinem ersten Buch gleich auf der Spiegel-Beststellerliste gelandet ist?
Gerd Reuther: Es freut mich und ist eine schöne Bestätigung des eigenen Schaffens. Immerhin sind zwei Jahre intensive Arbeit in das Buch reingeflossen.

Wie waren die Reaktionen auf das Buch?
Von Lesern und Zuhörern überwiegend positiv. Man spürt, dass die Menschen seit Jahren Unbehagen mit der Schulmedizin haben, wie sie derzeit abläuft. Sie sind froh, dass einer die Probleme anspricht und auf den Punkt bringt. Auch bei engagierten Kollegen, die sich um ihre Patienten bemühen, spüre ich die gleichen Reaktionen. Sie bestätigen meine Erkenntnisse zu 100 Prozent. Es gibt aber auch Ärzte, die das Buch in Bausch und Bogen verdammen. Sie tun dies jedoch nicht mit offenem Visier - so etwas erfährt man nur über Dritte. Sie setzen sich nicht mit Argumenten mit meinen Thesen auseinander. Was sie auch nicht können, weil ich nichts behaupte, das ich nicht gut belegt habe.

Haben Sie etwas zurückzunehmen von Ihrer Kritik?
Nein. Alles, was im Buch drinsteht, ist sorgfältig überlegt und recherchiert. So musste es auch sein, um juristisch nicht angreifbar zu sein. Mein Buch ist die Erfahrung von 30 Jahren Medizin. Und ich bin mir sicher, dass ich auch in den nächsten Jahren nichts revidieren muss. Manches hätte man sogar noch drastischer formulieren müssen. Ich bleibe dabei: Die heutige Medizin schadet oft mehr, als sie nützt.

Was darf das Publikum bei Ihrer Lesung erwarten?
Es ist nicht so, dass ich nur aus dem Buch vorlese. Es gibt auch zwei Beamer-Präsentationen, um zwei zentrale Fragen zu beantworten: Welche Auswirkung hat die moderne Medizin auf unsere Lebenserwartung und Gesundheit? Und: Woran leiden und sterben wir wirklich? Ich weise nach, dass die Korrelation zwischen moderner Medizin auf der einen sowie einem gesünderen Leben und einer höheren Lebenserwartung auf der anderen Seite überhaupt nicht stimmt. Dazu habe ich sehr aussagekräftige Statistiken. Meine Fundamentalkritik lautet: Was soll eine Behandlung nützen, wenn man die Krankheitsursachen nicht kennt? Das ist das Erschütternde an unserem Medizinsystem.

Wie lange dauert die Veranstaltung?
Die Zuhörer erwarten 90 Minuten, ohne dass es jemand langweilig wird. Niemand wird den Raum der Lesung mit der gleichen Einstellung und in der gleichen geistigen Verfassung verlassen, mit der er den Raum betreten hat.

Was wollen die Leute wissen? Beraten Sie auch in Einzelfällen?
Nach meinem Vortrag ist eine Diskussion vorgesehen, bei der Fragen gestellt werden können, die Gesundheit und Krankheiten betreffen. Ich machte allerdings keine Einzelfallberatung, die eine ärztliche Sprechstunde ersetzen könne, und gebe keine Therapieempfehlungen. Aber ich beantworte allgemeine Fragen, zum Beispiel zum Stellenwert von Ernährung oder zum Sinn und Unsinn von Impfungen.


TV-Tipp

Liveauftritt Am Donnerstag, 15. Juni, hat Gerd Reuther beim Mitteldeutschen Rundfunk in Magdeburg einen Fernsehauftritt. Er ist live in der Sendung "MDR um 11 - das Ländermagazin" zu Gast. Der Arzt und Medizinkritiker wird über sein Buch "Der betrogene Patient" sprechen.

Zur Person Der Autor, Jahrgang 1959, stammt aus Neuenmarkt-Hegnabrunn im Kreis Kulmbach und lebt in Coburg. Nach dem Abitur am MGF-Gymnasium in Kulmbach studierte er Medizin in Erlangen. Der Radiologe war zuletzt Leitender Arzt am Klinikum in Saalfeld, zuvor ebenfalls in leitender Stellung in Wiesbaden und Wien tätig sowie Privatdozent an der Universität Wien