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Lernen in Kulmbach: Wie sieht guter Unterricht im digitalen Zeitalter aus?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Montag, 10. Dezember 2018

Wie sieht guter Unterricht im digitalen Zeitalter aus? Das Thema ist für alle Lehrer wichtig, egal an welcher Schule sie tätig sind.
Die Workshops gaben den Lehrern die Möglichkeit, technische Neuerungen für den Unterricht auszuprobieren. Foto: Realschule Kulmbach


Das zeigt die Resonanz auf den oberfränkischen Schulentwicklungstag, den die Carl-von-Linde-Realschule kürzlich ausrichtete und den mehr als 600 Lehrer nutzten, um sich weiterzubilden.

37 Workshops

Vorträge und 37 Workshops gaben Einblicke in die unterschiedlichsten Möglichkeiten, digitale Technik für einen lebendigen, praxisnahen Unterricht zu nutzen. "Neben Lesen, Schreiben und Rechnen gibt es inzwischen eine vierte Kulturtechnik, die die Schule vermitteln muss: Medienkompetenz", sagt Realschulrektorin Monika Hild, die dem Vorbereitungsteam angehörte.

Was bringt ein solcher Fortbildungstag für die tägliche Praxis in den Schulen? Lehrerin Alexandra Kögel nennt als Beispiel einen Workshop zum Thema Influencer. "Es war spannend, dieses Thema einmal mit den Augen eines 25-jährigen Influencers zu betrachten. Youtube, Instagram und andere soziale Medien sind nichts Schlechtes. Man muss aber gut damit umgehen können. Schülern zu vermitteln, wie man diese Kanäle sinnvoll nutzt, ist auch Aufgabe von uns Lehrern."

Der Workshop habe ihr die Augen geöffnet, so die Realschullehrerin: "Was auf Youtube läuft, wirkt oft oberflächlich, aber es gibt viele Kanäle mit ernsthaften Hintergründen und Themen, die eine kritische Auseinandersetzung fordern."

Digitale Praxis im Alltag

Diskutiert wurden in den Workshops nicht nur medienethische Themen. Es gab auch viele praktische Anregungen für den Unterricht. Kurze Erklär-Videos können eine Bereicherung für einen anschaulichen Unterricht sein, Mathematik-Programme ermöglichen die Darstellung von Raumgeometrie, die an der Tafel so nie möglich wäre, so Lehrerin Ursula Steinlein.

Dokumenten-Kamera im Biologie-Unterricht oder digitaler Baumpfad - die Technik ist kein Ersatz für Experimente oder den echten Baum, aber sie erweitert die Möglichkeiten für den Unterricht, sagt Biologie-Fachschaftsleiter Jürgen Feulner: "Citizen-Science-Projekte, also Bürgerwissenschaft, geht mit digitalen Plattformen ganz leicht."

Was bringt das alles für den täglichen Unterricht? Für Matthias Höhn vom Team der Schulleitung ist entscheidend, das Analoge mit dem Digitalen zu verknüpfen. Beispiel: Versuche im Unterricht filmen und zu Hause über ein Computerprogramm auswerten.

Bei aller Begeisterung für die Technik, ist Rektorin Monika Hild überzeugt: "Das Wichtigste ist nicht die Ausstattung des Klassenzimmers, sondern der Unterricht. Guter Unterricht braucht immer noch die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern." Das ändert freilich nichts daran, dass die Technik das Lehren und Lernen verändert.

Ziel sei die Erziehung der Schüler zu mündigen Menschen, die kompetent abwägen und entscheiden können, welche Medien sinnvoll sind. Und die sie verantwortungsvoll nutzen.