Leben nach der Krebsoperation: "Ich sage 'Ja' zum Leben!"
Autor: Rainer Glissnik
Kulmbach, Montag, 24. Juni 2019
In einer Selbsthilfegruppe tauschen sich Frauen aus, bei denen eine Brustkrebs-Erkrankung das ganze Leben auf den Kopf gestellt hat.
Was für eine Diagnose: Krebs. Diese verändert dramatisch das Leben jedes betroffenen Menschen. Die Betroffenen bekommen vielfältige medizinische Hilfe. Sie machen sich meist auf einen langen Weg. Dabei nicht allein zu sein macht vieles leichter.
In Kulmbach feiert die Selbsthilfegruppe "Frauen nach Krebs" heuer ihr zehnjähriges Bestehen. Zehn Jahre, in denen viele Menschen dazu kamen, dabei blieben oder ihren eigenen Weg weiter gingen - manche fand auch Trost, wenn der Weg schließlich doch nicht weiter führte.
Krebs-Selbsthilfegruppen sind nach der Akutbehandlung häufig erste und wichtige Anlaufstellen für Patienten.
Aus dem Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit Gleichbetroffenen können Patienten Mut und Zuversicht schöpfen. Die Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind aufgrund der Erfahrungen mit ihrer eigenen Erkrankung Fachleute für Fragen des Alltags und der Lebensgestaltung.
In der Gruppe erfahren Betroffene, wie andere ihren Alltag bewältigen, und was sie selbst tun können, um den Schock von Diagnose und Therapie zu überwinden.
"Ich sage Ja zum Leben", stellt die Leiterin der Kulmbacher Selbsthilfegruppe, Liane Wack, fest. Kurz vor der Gründung der Selbsthilfegruppe gestaltete sie ein Büchlein, das unendlich viel sagt. "Hoffnung, Heilung, Zuversicht" hat sie es überschrieben. Die Idee dazu war zwischen Chemotherapie und Strahlentherapie gereift, um die Weihnachtszeit 2007. "Die Diagnose Brustkrebs hat mich persönlich in einen Ausnahmezustand versetzt und mein bisheriges Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt", schrieb sie damals. "Mir war sofort klar, dass ich mein Leben verändern und Abstand zu meinem Arbeitsleben gewinnen musste. Finanzielle Sicherheit und ein unkündbarer Job verlieren an Bedeutung, wenn es plötzlich ums eigene Überleben geht. Werte, die bisher wichtig waren verändern sich. Es war plötzlich möglich, jeden Tag bewusst zu genießen und dankbar für kleine Genesungsschritte zu sein."
Die Krankheit lehrte sie, Wege zu einem bewussteren Leben zu suchen, um so Körper, Geist und Seele wieder heil werden zu lassen. Die Krankheit gab ihr die Möglichkeit, über den Sinn ihres Lebens in Ruhe nachzudenken und Tore zu anderen Aufgaben und Zielen zu öffnen. "Die Krankheit hat mir eine größere Ruhepause zwangsverordnet, aber auch die Möglichkeit gegeben, inne zu halten. Es war mir möglich, Dinge neu zu ordnen und zu fragen, was wichtig ist und was zählt. "