Leben in der Echt-Zeit
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Donnerstag, 04. April 2019
Da muss ich doch glatt meinen Senf dazugeben, dachte ich mir gestern morgen beim Frühstück.
Und meinte damit keineswegs das Käsebrötchen auf dem Teller vor mir, sondern das Burggeflüster meines Kollegen Jürgen Gärtner. Die Diskussion um die Zeitumstellung und jetzt Abschaffung der Zeitumstellung erinnert mich mittlerweile fast schon ein bisschen an das unsägliche Brexit-Drama.
Erst jammern wir jahrelang über die Zeitumstellung und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf unseren Organismus, die Tier- und Pflanzenwelt. Dann stimmen wir im vergangenen Sommer in einer Online-Umfrage der EU-Kommission (die Beteiligung in Deutschland war mit 3,79 Prozent EU-weit am höchsten!) mit 84 Prozent für das Aus des lästigen Drehs am Zeiger, und die EU entscheidet prompt in diesem Sinne!
Doch jetzt geht das Geeiere erst richtig los bei der Frage: Ja, welche Zeit hätten wir denn gern? Sommerzeit oder Winterzeit? Und da sind wir dann wieder bei meinem Kollegen Gärtner, dessen Bekanntenkreis ausnahmslos die Sommerzeit präferiert. Tja, so unterschiedlich können Meinungen sein, denn meine Bekannten bevorzugen eindeutig die Winterzeit! Könnte natürlich auch daran liegen, dass sie fast alle schulpflichtige Kinder haben oder spätestens um 8 Uhr auf der Arbeit sein - sprich, früh aufstehen müssen. Und da kommt man eben besser in die Puschen, wenn es irgendwann mal hell wird.
Nachvollziehbare Argumente gibt es für beide Seiten. Das Wichtigste pro Winterzeit ist für mich persönlich aber, dass es schlichtweg die natürliche Zeit ist. Die Sommerzeit wurde in den 1980er Jahren aus bekannten (und mittlerweile widerlegten) Gründen als künstliche Zeit eingeführt. Es schadet uns Menschen mit Sicherheit nicht, uns wieder etwas mehr dem natürlichen Lebenszyklus anzunähern.
Doch egal, welche Zeitenrechnung in Deutschland 2021 eingeführt wird, es kann nur Verlierer geben. Seien es nun die Schüler oder die Arbeitnehmer, die erst spätabends aus dem Büro kommen. Eine klassische Lose-Lose-Situation also.