Landrat Söllner tritt in Kulmbach nochmals an: "Eine schwere Entscheidung"
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Dienstag, 22. Oktober 2019
Klaus Peter Söllner (63) wird sich bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr ein fünftes Mal um das Amt des Landrats in Kulmbach bewerben. In einem Pressegespräch am Dienstag macht er allerdings deutlich, dass seine Entscheidung auch anders hätte ausfallen können.
Das Datum hat Klaus Peter Söllner parat: am 15. August 1996 war er zum letzten Mal krank. "Ich bin mit einer außergewöhnlichen Gesundheit gesegnet", sagt er - und dennoch ist er diesmal ins Grübeln gekommen. Der plötzliche Herztod des Schwagers, ein enger Wegbegleiter, der völlig überraschend seine Frau verloren hat - "das alles hat mich in den vergangenen Monaten massiv getroffen", räumt er ein. Selbst im Oktober habe es noch Augenblicke gegeben, in denen er für sich gedacht habe, dass er auch auf ein erneutes Antreten verzichten könnte.
Landratswahl 2020 in Kulmbach: Klaus Peter Söllner kandidiert erneut
Seit Ostern, so Söllner, habe er mit sich gerungen, jeden Tag überlegt. Zahlreiche Hinweise habe er von Freunden und Weggefährten erhalten - und es habe Etliche gegeben, "die verstanden hätten, wenn ich gesagt hätte: ich verzichte". "Es war jedenfalls eine der schwierigsten Entscheidungen in meinem Leben".
30 Jahre habe er inzwischen "Vollgas gegeben" - und er kenne Menschen, "die sagen, ich brauche das". Dennoch gebe es auch Augenblicke, in denen er sich nach Ruhe sehne.
Er sei jemand, der auf Gemeinsamkeit setze, so Söllner, der vor dem Pressegespräch folgerichtig mit den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag telefoniert hatte, um sie über seine Entscheidung zu informieren. Dass er auf seine Erfolge durchaus stolz sei, betonte der Landrat ebenfalls: der Landkreis Kulmbach habe die niedrigste Arbeitslosenquote bisher, eines der höchsten Steueraufkommen - und stehe mit nur noch 15 Millionen Euro Schulden bei einer hohen Investitionsquote am Jahresende sehr gut da.
Seine Teamorientierung führe dazu, dass er viel mit den anderen Fraktionen reden müsse - dafür seien aber alle eingebunden, was in der Kreispolitik keineswegs selbstverständlich, aber auch ein Grund für den Erfolg sei. "Mein Vater hat immer gesagt: Zwietracht zehrt - Eintracht nährt". Auch mit dem Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm habe er ein sehr gutes Miteinander - dadurch hätten Stadt und Landkreis gemeinsam sehr viel erreicht, etwa mit der Uni-Ansiedlung.
Dennoch habe der Landkreis Schwächen - das wolle er gar nicht verschweigen. Und Söllner ist sich sicher, "dass die nächsten Jahre schwierig werden". Er sieht, dass sich "in der Wirtschaft Wolken auftun", die sich auch negativ auf den Landkreis auswirken könnten. Es gebe hier Zulieferer von Automobil-Zulieferern, die von der Lage in dem Bereich abhängig seien.
Sich selbst sieht Söllner als "Troubleshooter, Problemlöser und Chancen-Nutzer". Die "Kraft des Faktischen" und seine Freien Wähler hätten ihn letztlich bewogen, weiterzumachen.