Druckartikel: Landesbischof auf den Spuren seiner Vorfahren

Landesbischof auf den Spuren seiner Vorfahren


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Montag, 08. Juli 2013

Zu Besuch in Trebgast war am Sonntag Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Dort wirkte von 1908 bis 1925 auch sein Urgroßvater als Seelsorger. Doch es gibt noch einen zweiten Grund, warum der Landesbischof in die Gemeinde kam.
Zwei Pfarrerssöhne, die sich sofort verstanden: Landesbischof Heinrich-Bedford-Strohm und Lehrer a. D. Roland Lutz (rechts). Letzterer fertigte aus den handschriftlichen Aufzeichnungen von Christian Strohm, dem Urgroßvater des Landesbischofs, ein Trebgast-Buch. Fotos: Dieter Hübner


Der Abstecher vom Dekanatsgottesdienst in Himmelkron nach Trebgast hängt ganz eng mit seinem Urgroßvater zusammen. Er war es, der sich in den Jahren nach seiner Pensionierung mit der dokumentarischen Aufarbeitung der Ortsgeschichte beschäftigte, und aus den ihm vorliegenden Berichten das Wichtigste herausschrieb.
Als Roland Lutz 1974 seine Zulassungsarbeit als Lehrer über das Thema "Kirchengeschichte Trebgasts" schrieb, stieß er auf diese 106 Seiten, auf denen Pfarrer Christian Strohm nicht nur die kirchengeschichtliche Entwicklung des Ortes aufzeichnete. Er gab auch, angefangen von den Walpoten über das Pfründebuch der Markgrafen, Straßen-, Eisenbahn- und Wasserleitungsbau, Bodenkultur- und -schätze, Berufsarten, Schulwesen, Trachten, Bräuche und Flurnamen bis hin zu den verschiedenen Vereinen einen Abriss der wichtigsten Ereignisse der Gemeindegeschichte von 1260 bis 1929.

Sütterlin-Schrift - und sehr klein

"Anfangs habe ich mir mit dem Lesen sehr schwer getan. Der Verfasser hatte zwar alles mit einer sehr akkuraten und gestochenen Schrift geschrieben, aber halt alles in ‚Sütterlin‘ und teilweise sehr klein. Immerhin hat er dabei 670 Jahre in die zeitliche Reihenfolge gebracht. Und alles in einer schönen, verständlichen Sprache", wie Lutz anhand einiger Beispiele vermittelte.

Damals hat sich Roland Lutz geärgert, dass es so schwierig war, alles zu verstehen und nahm sich vor, wenn er mal Zeit hat, das Ganze auf die Schreibmaschine zu übertragen, damit es jeder lesen kann. Diese Zeit kam nach 2010, als er in Pension ging. Aus der Schreibmaschine ist inzwischen ein PC geworden. "Ständig habe ich neue Anläufe genommen und bin nach und nach immer besser geworden."

"Nicht frei verkäuflich"

Mit sichtlichem Stolz konnte Lutz nun am Sonntag das Ergebnis seiner langwierigen Arbeit präsentieren und je ein gebundenes Buch - "ein nicht frei verkäufliches Werk" - an den Landesbischof, an Pfarrer Peter Ahrens für das Kirchen- und an Bürgermeister Werner Diersch für das Gemeinde-Archiv übergeben. Heinrich Bedford-Strohms Dank galt deshalb besonders Roland Lutz, von dem die Initiative für dieses Buch ausgegangen war. Er finde es ganz spannend und freue sich schon darauf, das Buch zu lesen. "Wenn ich im Auto bin, werde ich als erstes meinen Vater in Passau anrufen. Der nimmt aus der Ferne mit großem Interesse Anteil und wartet schon darauf, ebenfalls darin lesen zu können", so der Landesbischof.

Auf dem Weg vom Kantorat ins Pfarrhaus wirkt der Kirchenmann sehr natürlich und sympathisch, als er mit uns plaudert. Wie hat seine Wahl zum Landesbischof im November 2011 sein Leben verändert? "Ich bin jetzt eine öffentliche Person, und überall, wo ich hinkomme, nicht einfach als Privatmann unterwegs. Aber es ist auch etwas sehr Schönes, dass ich vielen Menschen begegne, dass mich auch Leute ansprechen, und ich dadurch ganz schnell mit Menschen in Kontakt komme."

Genau das sei es, das ihm an seinem Amt am aller meisten Freude mache. Einfach vielen Menschen zu begegnen, die ihm ganz herzlich entgegentreten. Er sei dann jedes Mal beeindruckt, von dem Reichtum und dem Engagement der Menschen in der Kirche, den er erlebe.

So sei es auch am Sonntagmorgen im Dampflok-Museum gewesen. "Und der Besuch hier in Trebgast ist für mich ein ganz persönliches Highlight, weil es halt meine eigenen Wurzeln sind, denen ich hier begegne und an die ich wieder erinnert werde." Er sei tief bewegt von der Herzlichkeit, mit der er hier empfangen worden sei.
Heinrich Bedford-Strohm hatte dabei noch einen günstigen Zeitpunkt getroffen. Denn er genoss besonders die Viertelstunde, als er in der Kirche der Generalprobe für das am späten Nachmittag stattfindende Konzert mit Sängern des Kirchenchors Trebgast, des Gesangvereins Untersteinach, vier Solisten und dem Regenburger Kammerorchester beiwohnen konnte. Noch dazu Mozart, den er sehr, sehr liebe, das sei völlig unerwartet und ganz besonders bewegend gewesen. "Ich kann nur jeden beneiden, der heute Abend das ganze Konzert hören darf", klang der Landesbischof fast schon etwas wehmütig.

Worauf er sein Hauptaugenmerk bei seiner Arbeit lege, wollen wir noch wissen. "Der Schwerpunkt ist eigentlich, vielen Menschen die Kraft des Evangeliums neu deutlich zu machen - in einer Zeit, in der Viele den christlichen Glauben nicht mehr automatisch mitbekommen. Einfach die große Kraft der christlichen Überlieferung für unsere moderne Zeit neu zu übersetzen."