Lachabend in Stadtsteinach - nicht nur für Frauen
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Montag, 14. Juli 2014
Wenn die Braut im Hochzeitskleid sitzengelassen wird, entbehrt dies nicht einer gewissen Tragik. Was Schauspielerin Ingrit Gabriel in "Verliebt, verlobt, verschwunden" daraus macht, ist ein Feuerwerk der Bösartigkeit.
Männer sind feige, sie können nicht kommunizieren - und vor allem haben sie keine Ahnung von Romantik, von richtigen Heiratsanträgen und schon gar nicht von Frauen und ihren Ansprüchen und Denkweisen. All die gängigen Klischees kamen in "Verliebt, verlobt, verschwunden" im Frankenwaldtheater in Stadtsteinach zur Sprache - und doch wurde die Komödie von Stefan Vögel, die mit einer Tragödie beginnt, nicht zur flachen Abendunterhaltung, sondern zu einem Feuerwerk der guten Unterhaltung.
Dafür absolvierte die Schauspielerin Ingrit Gabriel einen wahren Wort-Marathon. Sie kam im Brautkleid auf die Bühne, frohen Mutes nach dem Desaster mit Hubert mit Johnny wieder einen neuen Partner für die Ewigkeit oder zumindest den Rest des Lebens gefunden zu haben. Doch dann kam er nicht.
"Wer sagt, denn dass wir einen Prinzen brauche. Ich begnüge mich jetzt mit der Prinzenrolle", meinte die Schauspielerin. Aber so ganz verteufelte sie die Männer doch nicht. "Das Hauptproblem an ihnen ist doch das: Es gibt nur zwei Geschlechter - und wenn man Kinder will, gibt es keine Alternative."
Nach der Schmach zog sie sich ins Baumhaus ihrer Kindheit zurück, wütend auf Gott und die Welt. Ja, Gott müsse wohl ein Mann gewesen sein. "Keine Frau hätte sich am siebten Tage bei dem Resultat hingelegt. Eine Frau hätte das Design noch mal überarbeitet", frotzelte sie. "Na gut, vielleicht hat Gott gedacht, ich konstruier' die Männer einfach, dann geht nix kaputt."
Die Schauspielerin hatte Rezepte parat, wie jede Frau herausfinden könne, ob sie betrogen wird. "Du stellst dich ihm in den Weg, machst eine lange Pause und sagst dann: ,Ich weiß alles!' Aber die Frage ist nur, ob man das aushält. Man muss sich das Schlimmste vorstellen." Und sie musste es ja wissen: Denn nach Eskapaden mit der Schwiegermutter hat sie ihr Prinz Hubert nach jahrelanger Ehe verlassen.
Ingrit Gabriel hatte allerdings mehr zu bieten als bloß einen Monolog. Sie hatte Handpuppenspiele drauf - natürlich mit einem Prinzen als Puppe.Und sie lieferte überaus gelungene Sangeseinlagen und plauderte Geheimnisse aus Freundinnen-Gesprächen aus. Und natürlich verriet sie auch viel über die Psyche von Frauen. Als sie erzählte, dass sie schon zwei Stunden vor der Verabredung bei Johnny aufkreuzte und - weil er nicht ans Telefon ging - ums Haus herumschlich und ihn auf dem Sofa liegend vorfand (allein wohlgemerkt), blieb kein Auge trocken. Sie machte ihm eine Szene, beschimpfte ihn, was alles passiert hätte sein können - und dann nahm Johnny seine Stöpsel mit lauter Rockmusik aus den Ohren.
Ein absoluter Höhepunkt waren die Männer-Parodien. Zum Beispiel Huberts Rede bei der Hauptversammlung des Pressecker Frankenwaldvereins, als er die Mitglieder auf die Anschaffung einer Schneekanone einschwören wollte.
Die Aufführung war ein Höhepunkt im Kulturleben der Stadt. Und das Publikum strömte so zahlreich aus nah und fern, dass das Frankenwaldtheater aus allen Nähten platzte. Keine Frage: Initiator Wolfgang Martin hat mit der Idee, hochkarätiges Theater des Fränkischen Theatersommers in Stadtsteinach zu bieten, offenbar eine Nische gefunden, die boomt. Auch die Bewirtung ließ keine Wünsche offen. Die alte Schule hat sich zum Zentrum für Kultur in Stadtsteinach gemausert.
Das weitere Programm
29. August Jan Burdinski zeigt "Schöne Nixen knicksen" - ein knallvergnügtes Joachim-Ringelnatz-Spektakel.
26. September Ingrid Gabriel und Eike Domroes gastieren mit der bekannten Komödie "Du sollst nicht lieben" von Georg Kreisler in Stadtsteinach.
Karten Für die beiden Vorstellungen - Beginn jeweils 20 Uhr - in der alte Schule, Staffel 2, gibt es Eintrittskarten unter Telefon 09225/956333.