Kupferberg: Bäcker und Bürgermeister im Clinch
Autor: Jürgen Gärtner
Kupferberg, Freitag, 18. Dezember 2015
Der Chef der Kupferberger Bäckerei liegt im Clinch mit dem künftigen Bürgermeister Alfred Kolenda. Deswegen überlegt der Unternehmer schon, den Betrieb aufzugeben und in dem Gebäude eine Flüchtlingsunterkunft zu schaffen.
Einen Rechtsanwalt hat er sich bisher noch nicht genommen, sagt Fritz Dumler. Er hofft nach wie vor auf eine gütliche Einigung mit der Familie Kolenda. Seit längerem liegen beide Parteien im Clinch. Das Besondere an dem Nachbarschaftsstreit ist der Umstand, dass Alfred Kolenda der künftige Bürgermeister von Kupferberg sein wird. Doch der sieht darin keinen Konflikt. "Das ist eine Privatsache", sagt Kolenda.
Kolenda fühle sich vom Lärm belästigt, der von der Bäckerei ausgehe, sagt Dumler, dessen Betrieb seit 1978 in der St-Veit-Straße steht - noch vor dem Haus von Kolenda. Vor allem seit er vor einem Jahr einen Kühlcontainer mit Wärmerückgewinnung aufgestellt habe, sei der Ton schärfer geworden. "Dafür habe ich aber drei alte Kälteanlagen stillgelegt."
Dass Lärm aus der Backstube dringt, das schließt Dumler aus.
Der 58-Jährige verweist darauf, dass sich außer Kolenda noch kein anderer Nachbar beschwert hat. Eine Gerichtsverhandlung habe es schon gegeben - doch die ist ausgesetzt, bis sich beide Parteien einigen oder eine Lärmmessung durchgeführt worden ist. Deren Ausgang sieht Dumler gelassen entgegen: "Da wird nichts rauskommen. Jedenfalls nicht an Kolendas Schlafzimmerfenster." Das liege nämlich zur Straßenseite gewandt und nicht zur Bäckerei.
Und noch eine Baustelle gibt es: Bislang habe die Stadt Kupferberg die Firma beim Schneeräumen unterstützt und die steile Zufahrt zur Bäckerei geräumt. "Das hatten die ehemaligen Bürgermeister für ihre Gewerbebetriebe immer gemacht." Seit Kolenda die Geschicke der Stadt leite, sei das vorbei.
Nach wie vor hat Dumler die Hoffnung auf eine Einigung nicht aufgegeben. Doch sollte das nicht gelingen, hat er sich mögliche weitere Schritte schon überlegt. Zum einen wäre das die Schließung und Verlagerung des Betriebs. "Ich bin bereits mit zwei Hallenbesitzern aus Wirsberg und Kulmbach im Gespräch."
Zum anderen könnte dann das leer stehende Bäckereigebäude in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden. "Ich mache das nicht aus Bösartigkeit, sondern muss mich um meine Altersvorsorge kümmern." Denn eigentlich habe er dafür die Verpachtung des Betriebsgebäudes mit Maschinen und Gerätschaften geplant. "Das funktioniert natürlich nur, wenn hier alles weitergeht."
Gesprächsversuche gescheitert
Ein Versuch des Landratsamts, als Mediator einzugreifen, sei ebenso erfolglos verlaufen wie der Gesprächsversuch einer CSU-Stadträtin am Freitag. Kolenda sei nicht mehr gesprächsbereit - was mit an Vorgängen auf dem Internetportal Facebook liege.Dort wurde Kolenda vom Kupferberger Sascha Opel, der mit Dumler über mehrere Ecken verwandt und auch befreundet ist, angegriffen. Opel schreibt unter anderem: "Was sich in meiner Heimatstadt Kupferberg gerade abspielt, spottet jeder Beschreibung. Da will der designierte künftige Bürgermeister Alfred Kolenda einen der größten Arbeitgeber und seinen Nachbarn, die Bäckerei Dumler GmbH, wegen angeblicher Lärmbelästigung fertig machen und um die Existenz bringen. Alleine das Klagen gegen einen Bürger und Betrieb der Stadt disqualifiziert ihn als künftigen Bürgermeister völlig."
Hinter der Aussage Opels könne er zwar stehen, so Dumler, aber die weiteren Beiträge möchte er nicht kommentieren. Nur so viel: "Man sollte immer fair bleiben."
Alfred Kolenda, der am Freitag in Berlin unterwegs war, stellt zunächst klar, dass die Bäckerei sich in einem Wohngebiet befindet und dort nicht zulässig ist. Früher habe es sich um einen kleinen Betrieb gehandelt, der dort erlaubt gewesen sei. Doch die Bäckerei sei immer weiter gewachsen, die Belastung auch. Deshalb habe er gegen eine weitere Baugenehmigung geklagt.
"Die Klage ging gegen das Landratsamt als Genehmigungsbehörde, nicht gegen Dumler", stellt er fest. Es gebe Fahrdienste in der Nacht, tagsüber kämen Lieferfahrzeuge. "Wir dulden das seit 20 Jahren, irgendwann ist Schluss." Dumler habe sich an Auflagen zu halten, zum Beispiel ein Nachtfahrverbot. Wenn er damit ein Problem habe, müsse er das mit dem Landratsamt klären.
Mit Dumler senior habe er immer ein gutes Verhältnis gepflegt, gab es störende Faktoren, wurde darüber gesprochen und die Sache abgestellt, berichtet Kolenda weiter.
Auch im aktuellen Fall wollte er die Angelegenheit "ruhig abwickeln". Dann aber begann die Diskussion auf Facebook, die Alfred Kolenda "teils unter der Gürtellinie" findet. Jemanden über das soziale Netzwerk anzugreifen und zu beschuldigen, das sei nicht sein Ding, so Kolenda, der das aber als öffentliche Person hinnehmen müsse.
In Richtung Sascha Opel gewandt, sagte er, dass dieser sich auch zur Wahl stellen und Verantwortung hätte übernehmen können. Und man sehe mit Blick auf dessen Einstellung - was die Einhaltung der Auflagen bei der Bäckerei angeht - , dass Opel mit Regeln, Gesetz und Recht ein Problem habe.
Und zum Vorwurf, dass nicht mehr der Schnee auf Dumlers Zufahrt geräumt werde, sagte er nur: "Das hat der frühere Bürgermeister Hösch verboten."
Dass die Sache so hochgekocht ist, bedauert CSU-Stadträtin Doris Manz, die am Freitag das Gespräch mit Kolenda gesucht hat. Mit dem Ergebnis: Beide Seiten wollen die weiteren Entwicklungen abwarten.
Die CSU, die Dumler ebenso wie die Stadträte angeschrieben und um Unterstützung gebeten hatte, wolle das Problem einvernehmlich lösen - mit gutem Ergebnis für beide Seiten. Seitens Kolendas habe sich Gesprächsbereitschaft abgezeichnet, so ihre Einschätzung - bis zum Beginn der Facebook-Einträge. "Darunter waren welche aus der untersten Schublade. Das war sicher nicht zielführend.
Einerseits kann sie deshalb Kolendas Reaktion verstehen, auf der anderen Seite müsse er solche Sachen als Person der Öffentlichkeit ein Stück weit von sich abprallen lassen. Die CSU verstehe jedenfalls beide Seiten. "Es kann nur einen Kompromiss geben. Ein offenes Gespräch hätte viel dazu beigetragen." An einer Unterstützung von Kolenda als Bürgermeisterkandidaten ändere der Zwist jedoch nichts. "Wir arbeiten fraktionsübergreifend gut zusammen."