Kultur muss man sich leisten
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Donnerstag, 28. November 2019
Was man alles aus einem scheinbar abrissreifen Industrie-Denkmal machen kann...
Was hatte Kulmbach früher für eine Disco-Szene! Ob Old Castle, Broadway, KU (später Magic), Romantica,Tanzstadl (später auch Green Goose), Rutschn' oder Sundown - die Älteren werden sich erinnern. Für Nachtschwärmer war im alten Jahrtausend noch was geboten in der Bierstadt. Alles Geschichte.
Doch jetzt gibt es Hoffnung für Kulmbachs Tanzwütige, ein neuer "Event"-Tempel ist wie Phoenix aus der Asche aufgetaucht. Das frühere Turbinenhaus der Spinnerei erlebte am Wochenende eine fulminante Disco-Premiere. Mit 300 Gästen ausverkauft war die von Coburger Architektur-Studenten effektvoll mit Illumination in Szene gesetzte Industriehalle, die DJs in einen House-, Techno- und HipHop-Club verwandelten. Eine Disco mitten in der Stadt, direkt neben dem künftigen Uni-Campus und dem Bus- und Zugbahnhof - besser geht's doch gar nicht!
Muss ja auch nicht dauerhaft sein, Kulmbachs Jugend würde wohl schon im Dreieck hüpfen, gäbe es ein, zwei Disco-Nächte im Monat. Auch für Kunst, Kultur und Events soll das Turbinenhaus offen stehen. Freunde der Live-Musik werden hellhörig. Denn auch für sie ist ja seit dem Ende des "Pinguin" am Röhrenplatz, wo sich Rock-, Pop- und Blueskünstler aus der ganzen Welt die Klinke in die Hand gaben, nicht mehr viel geboten.
Kunst und Kultur muss man sich einfach leisten - genauso wie Schwimmbad, Bücherei oder Eisbahn. Lebensqualität ist jeden Cent Steuergeld wert.