Kulmbachs Jazzer swingen am Elbufer mit
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Sonntag, 18. Januar 2015
Das kommt einem Ritterschlag für die Old Beertown Jazzband gleich: Das Septett gastiert im Mai beim 45. Dixieland-Festival in Dresden - und hat dort nicht nur sechs viel beachtete Auftritte, sondern darf auch bei der Schluss-Parade mitmarschieren.
40 Jahre alt ist er, die braune Holzoberfläche glänzt im Licht. Die Gestalt erinnert an einen geschwungenen Frauenkörper. "Ein besonderes Stück." Conny Fischer Andreassohn nickt bedächtig und blickt an seinem viersaitigen Arbeitsgerät hinab. Mit dem Rubner-Kontrabass in seinem Büro hat es eine besondere Bewandtnis: "Ich habe ihn einst von meinem lieben Freund Jürgen Schmidt gekauft." Schmidt war lange Bassist bei der Semper House Band. "Ein Großer", wie der Fölschnitzer ehrfürchtig anmerkt.
Am Donnerstag geleitete Fischer Andreassohn sein musikalisches Pendant in Dresden auf seinem letzten Weg. Zurück von der Fahrt aus traurigem Anlass kam der 64-Jährige jedoch mit einer frohen Botschaft für seine Jungs von der Old Beertown Jazzband: "Kaum zu glauben, wir sind auch bei der großen Parade zum Abschluss des 45. internationalen Dixieland-Festivals im Mai dabei." Das Sahnehäubchen auf eine fünftägige Tour, die die Jazzer aus Kulmbach und Umgebung vom 13. bis 17. Mai zu Europas größtem Musikereignis dieser Art ins nahöstliche Elbflorenz führt.
Über eine halbe Million Besucher
"Das ist der absolute Ritterschlag für uns", sagt Conny Fischer Andreassohn. "Bei gutem Wetter erwarten die Veranstalter mehr als eine halbe Million Menschen - und wir sind mittendrin." Und das eben nicht nur beim abschließenden Zug durch die Stadt, bei dem viele Mitwirkende des Festivals Dresden musikalisch "Auf Wiedersehen" sagen. "Uns wird wohl die besondere Ehre zuteil, dass wir auf einem Sonderwagen, gezogen von Pferden, dabei sind." Ungläubiges Kopfschütteln beim Bassisten.
Das Staunen hält an seit jener Mail aus Dresden, in der der Fölschnitzer darüber informiert wurde, dass die Beertowner 2015 mit von der Partie sein werden. Dieser Traum nahm 2013 seinen Anfang, bei der "Moonlight Serenade" im Lichtenfelser Stadtschloss. Die Dresdner und die Kulmbacher verzaubern einmal mehr ihre Anhänger. Nach dem Auftritt nimmt Micha Winkler, Posaunist, Moderator und Spaßvogel der Semper House Band, Conny Fischer Andreassohn zur Seite. "Er hat mich gefragt, ob wir uns vorstellen können, uns für das 45. Dixieland-Festival zu bewerben. Man muss ja wissen, dafür gehen jährlich mehr als 300 Bandanfragen ein."
Demoband verschickt
Vor einem Jahr schickt der Fölschnitzer ein Demoband an Joachim Schlese, den alle nur "Mister Dixieland" nennen und der seit über 20 Jahren das Festival auf die Beine stellt. Die Kunde, dass die Kulmbacher in den erlauchten Kreis der Teilnehmer aufrücken, überbrachte Micha Winkler bei der "Moonlight Serenade" im Juni in Thurnau persönlich. "Damit können wir uns bei der Semper House Band, die ihr 30-jähriges Bestehen feiert, für den Auftritt bei unserem Geburtstag revanchieren."
"Riesenplattform für uns"
Mit einem Gastauftritt hat Conny Fischer Andreassohn gerechnet. "Es ist eine Riesenplattform für uns. Eine Gelegenheit, vor so vielen Liebhabern von Jazz und Dixieland zu spielen, gibt es in ganz Europa nicht." Jetzt steht das Programm - und die Old Beertown Jazzband darf sogar sechs Mal ran!
Zum Auftakt am Mittwoch, 13. Mai, präsentiert sich die Formation auf schwankenden Planken: Beim legendären "Riverboat-Shuffle" spielt das Septett auf dem Schaufelrad-Dampfer "Pirna". Tags darauf, an Himmelfahrt, jazzen die Kulmbacher neben anderen Bands im "Jazzclub" im Stammhaus des Festival-Hauptsponsors, der Brauerei Feldschlösschen. "An diesem Tag wollen wir uns zudem mit den Freunden von der Semper House Band treffen", verrät Fischer Andreassohn.
Ein Solo-Gig wartet keine 24 Stunden später im "Café Prag" am Dresdner Altmarkt auf die Musiker. Gleich zwei Mal auf die Bühne dürfen sie am Samstag, 16. Mai, beim Open-Air auf der "Jazzmeile". "Da ist die ganze Stadt auf den Beinen", ist der Kontrabassist voller Vorfreude. "Das wird nur noch überboten von der großen Parade am Schlusstag ab 16 Uhr."
Für eine solche Herausforderung ist eine entsprechende Vorbereitung nötig. "Wir werden in eine intensive Probenphase eintreten und unseren Stücken den letzten Feinschliff geben", sagt der 64-Jährige. Dann klickt er auf dem Youtube-Videokanal eine Aufnahme von Jimmi Dorsey aus dem Jahr 1936 an. Die Band begleitet einen gewissen Louis Armstrong, der den Titel "Swing that music" singt. "Das will ich gerne einstudieren für unsere Auftritte in Dresden, auch wenn der Bassist dabei gehörig zu tun hat." Ein Schmunzeln und ein Blick auf sein Arbeitsgerät. Der Fölschnitzer wird den Rubner-Bass natürlich mit zu den Gigs in Dresden nehmen - und damit sozusagen nach Hause bringen.
Karten ab sofort erhältlich
Für die sechs Auftritte der Old Beertown Jazzband beim 45. internationalen Dixieland-Festival gibt es bereits Karten zu erwerben. Zu ordern sind die Tickets im Internet unter www.dixielandfestival-dresden.com. Der Termin für die nächste "Moonlight Serenade" steht auch fest: Sie findet am Sonntag, 7. Juni statt, voraussichtlich wieder im Thurnauer Schloss.