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Kulmbachern soll Kunst ins Netz gehen


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Freitag, 11. März 2016

Der Kulmbacher Kunstverein plant spektakuläre Ausstellungen. Dabei sollen die alte Spinnerei und der Marktplatz im Blickpunkt stehen.
Tänzer Michael Langeneckert erkundet das Netz in der Petrikirche - die Netzwerk-Ausstellung war einer der Höhepunkte im vergangenen Jahr. Fotos: Sonja Adam


Der Kulmbacher Kunstverein will mit spektakulären Ausstellungen für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Darin sind sich Vorsitzender Karl-Heinz Greim und seine Stellvertreterin Cornelia Morsch einig. Aktuell läuft noch bis 3. April die Exposition "Sieben aus dem Verein". Sibylle Burrer (Skulpturen) , Renate Hammond (Malerei), Phillip Janta (Druckgrafik), Ingrid Meyerhöfer (Malerei), Gertrud Murr-Honikel (Plastiken), Nadine Seeger (Installation) und Christine Ströhlein (Fotografie) setzen sich darin mit dem Thema "aufgebrochen" auseinander. "Für einen Künstler bedeutet das Motto Aufbruch in den Urlaub, ein anderer ist durch eine Krankheit aufgebrochen", erklärt Cornelia Morsch, die noch auf viele Besucher in der Oberen Stadtgalerie und im Badhaus hofft.

Anschließend folgt die traditionsreiche Mitgliederausstellung. "Auch hier haben wir ein neues Konzept", macht Cornelia Morsch neugierig.

Die Künstler wollen an jedem zweiten Wochenende Einblicke in ihre Arbeit geben und zum Mitmachen einladen.


Kulmbacher Wurzeln


Besonders stolz ist Morsch auf einen Namen im Jahresprogramm: Hendrik Czakainski. Der Künstler, der derzeit in Berlin in aller Munde und "richtig angesagt" ist, stammt eigentlich aus Kulmbach. "Wir möchten mit Hendrik Czakainski eine Baustellenausstellung im Turbinenhaus der alten Spinnerei durchführen", verrät Morsch die Planungen. Damit würde der Kunstverein zum ersten Mal diese zuletzt ungenutzten Räume erobern. Die Zustimmung der Stadt stehe jedoch noch aus. "Wir sind immer auf der Suche nach alten Industriebrachen. Denn dort wirkt junge Kunst einfach am besten", sagt die Zweite Vorsitzende. Es entstehe ein Spannungsfeld zwischen der experimentellen Kunst und den alten, verwaisten Räumen.

Doch auch ganz praktische Gründe hat die ständige Suche: In Industriebrachen können Künstler ungestört arbeiten und auch Installationen an Wänden und Decken befestigen.

Kunstliebhaber, die nicht viel für junge, provokante Kunst übrig haben, kommen Ende Juni in der Petrikirche auf ihre Kosten. Dort stellt Horst Sakulowski, ein fast 80-jähriger Maler und Landeskulturpreisträger in Thüringen, sakrale Werke aus.


Provokation im September

Und für September setzt der Kunstverein wieder auf Provokation. Denn Susanne Hanus, Monika Humm und Tatjana Utz wollen den Marktplatz einspinnen. "Uns schwebt vor, ein Netzwerk auf dem Marktplatz zu spinnen", verrät Cornelia Morsch. Persönlich hat sie ein ähnliches Spinn-Kunstwerk in Venedig entdeckt und ist noch immer höchst beeindruckt.

"Es ist beeindruckend, wie solche Installationen im Außenbereich wirken, wie sie mit Licht belebt werden", sagt Morsch. Die Möglichkeiten für solch ein Kunstwerk sind immens. Doch alles hängt auch ein bisschen von Sponsoren ab. Der Kunstverein hat zwar 185 Mitglieder, doch mit den Mitgliedsbeiträgen wird die Galerie in der Oberen Stadt finanziert. Ansonsten "zaubert" der Verein mit wenig Geld.

Der Kunstverein plant 2016 auch Ateliergespräche und "Begegnungen im Kunstraum". Und mit ein bisschen Glück kann außerdem eine Lebensausstellung mit dem Berndorfer Keramikermeister Claus Tittmann realisiert werden. "Wir haben im Mönchshof einen wunderbaren Keller entdeckt", so Morsch. Allerdings sei die Frage der Fluchtwege noch nicht geklärt. "Wir tüfteln noch an einer Lösung."