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Kulmbacher Theater zeigt Gefühl und Grusel in der Grabkammer


Autor: Stephan Stöckel

Ziegelhütten, Montag, 16. Sept. 2019

Am 21. September feiert die Tragikomödie "Silvesterpyramide" des Ebnether Regisseurs Silvan Wagner in Kulmbach Premiere.
Hochkonzentriert verfolgt Regisseur Silvan Wagner aus Ebneth die Proben. Aus seiner Feder stammt die Tragikomödie "Silvesterpyramide".  Foto: Stephan Stöckel


"Ja, is denn jetzt schon Silvester?". Beim Blick auf den neuen Spielplan der Kulmbacher Theaterbühne "Das Baumann" könnte einem diese Frage in den Sinn kommen, schließlich heißt das neue Stück, das die fränkische Theatergruppe "Bumerang" in Ziegelhütten aufführen wird, "Silvesterpyramide".

Ausgedacht hat sich die Tragikomödie, die am 21. September Premiere feiert, Silvan Wagner aus dem Burgkunstadter Ortsteil Ebneth, der das Ensemble 1995 aus der Taufe gehoben hat und auch beim neuesten Stück wieder als Regisseur fungiert.

Im Dachgeschoss wird gebastelt

Seinen Namen trägt das Werk zu Recht, schließlich spielt es an Silvester 1929 in einer ägyptischen Pyramide, genauer gesagt in einer Grabkammer, die der Phantasie Wagners entsprungen ist. Aber wer weiß, vielleicht wird sie ja eines Tages doch noch entdeckt. In ihr begraben liegt die Pharaonin Meritaton.

"In meinem Stück geht es um die fiktive Auffindung der Mumie einer Person, die aller Wahrscheinlichkeit nach gelebt hat", erklärt Wagner. Dies gehe aus Inschriften hervor, die man gefunden habe. Im Dachgeschoss einer ehemaligen Fabrik in der Straße "Am Bauershof" in Burgkunstadt entsteht derzeit eine kleine Grabkammer für die insgesamt vier Aufführungen in Kulmbach. Silvan Wagner und die beiden Schauspielerinnen Julia Weiß aus Maineck und Vanessa Soldner aus Ansbach sind gerade dabei, ein gelbes Tuch aufzuhängen, auf dem eine ägyptischen Gottheit prangt, halb Mensch, halb Vogel. Es muss noch mit Hieroglyphen verziert werden.

Schwarze Katzen waren heilig

Auf dem Boden wimmelt es nur so von ägyptischem Inventar, das aus Privathaushalten und Internetbörsen stammt. Albert Spörlein aus Bojendorf hat einen hölzernen Sarkophag gezimmert, der noch ägyptisch gestaltet und dekoriert werden muss. Plastikkegel wurden mit Gips und goldener Farbe in kleine Statueen verwandelt. "Sie repräsentieren die Diener eines Pharaos", erklärt Weiß.

Und die schwarzen Katzen? "Sie waren im alten Ägypten heilig", ergänzt die Expertin. Die Ägypter nahmen jede Menge Dinge mit ins Jenseits oder wie es Silvan Wagner formuliert: "Das Grab des bekannten Pharaonen Tutanchamun war ein Ramschladen mit viel Gold."

Explosive Mischung

Vier völlig unterschiedliche Lebensentwürfe treffen in der Zeit der Ägyptomanie in einer Grabkammer aufeinander, was für eine explosive Mischung sorgt: Die Archäologen Michael Fegelein (Silvan Wagner) und Ruth Stein (Vanessa Soldner) feiern zusammen mit ihrem Financier Baron Karl von Klenk (Jörg Weißmann aus Bamberg) und seiner Verlobten Eva (Julia Weiß) Silvester.

In weiteren Rollen zu sehen sind Franziska Engel aus Weismain (Pharaonin Meritaton), Anna-Maria Vorbrugg aus Nürnberg (Mutter des Barons) und Eva Wagner aus Ebneth (ehemalige Geliebte von Ruth). Die hochintellektuelle Jüdin Ruth trifft in dem Stück, in dem es gruselig, heiter und nachdenklich zugeht, auf die geistig sehr eingeschränkte Eva und den Baron, der von seiner politischen Denkweise her noch in der Monarchie verhaftet ist.

"Es gibt immer eine Zeit nach der Zeit"

Die Zuschauer wissen, was die Figuren auf der Bühne nach 1933 erwarten wird. Für den Autor gibt es in dem Stück aber auch genügend Anlass zur Hoffnung, dass sich einzelne Schicksale doch noch zum Guten wandeln. Dieses Gefühl zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffnung spiegele, so Wagner, ein wenig unsere heutige Situation angesichts des Rechtsrucks in unserer Gesellschaft wider.

"Wir beobachten fassungslos ein Wiederholen der Geschichte, haben aber zugleich die Hoffnung, dass sich unsere Befürchtungen vielleicht nicht bewahrheiten oder aber diese problematische Zeit irgendwann endet", meint der 43-jährige, der seine Sichtweise mit einem Zitat aus seinem Theateropus untermauert: "Wie drückt es doch Ruth am Ende des Stückes so schön aus: ,Es gibt immer eine Zeit nach der Zeit'."