Kulmbacher Taxifahrer klagen: "Wir werden ausgebremst"
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 27. Juli 2022
Kulmbacher Taxifahrer fordern nach sieben Jahren "Nullrunde" eine Tariferhöhung. Das Landratsamt will aber erst die Bilanzen sehen - und die rücken die Taxifahrer nicht raus. "Das müssen wir nicht", sagt Taxler Dieter Degelmann.
Die Spritpreise schießen in die Höhe, der Mindestlohn für die Fahrer steigt, die Versicherungen werden von Jahr zu Jahr teurer. "Unsere Branche leidet unter den hohen Kosten", sagt Dieter Degelmann von Taxi Kerl, der wie seine Kulmbacher Kollegen eines für unerlässlich hält: eine Tariferhöhung. "Die letzte hatten wir 2015. Es muss doch jedem einleuchten, dass wir heute nicht mehr für dasselbe Geld fahren können wie vor sieben Jahren. Das Fahren muss sich für uns lohnen. Sonst können wir die Autos stehen lassen",betont Degelmann.
"Prüfung gestaltet sich sehr schwierig"
Der Wunsch der Taxler ist bis dato nicht in Erfüllung gegangen. Sie fühlen sich vom Kulmbacher Landratsamt ausgebremst, das nicht nur die Konditionen vergibt, sondern auch über die Tarife entscheidet. Ein entsprechender Antrag auf eine Preisanpassung hatte 2020 keine Zustimmung gefunden, über den neuerlichen Antrag wurde noch nicht entschieden, wie Pressesprecher Björn Karnstädt mitteilt, der die Gründe darlegt. Im Personenbeförderungsgesetz sei festgelegt, dass die Genehmigungsbehörde zu prüfen habe, ob eine Erhöhung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen angemessen ist. Die Prüfung gestalte sich in Kulmbach sehr schwierig, "da die Unternehmer die geforderten Nachweise ihrer wirtschaftlichen Lage verweigern".
Das Beispiel Bayreuth
Ihre Bilanzen wollen die Taxiunternehmer nicht vorlegen. "Wir haben uns juristischen Rat geholt und wissen: Dazu sind wir nicht verpflichtet", sagt Dieter Degelmann, der eine 20-prozentige Tariferhöhung für notwendig hält. Wie er verweist auch Marcus Braun von Taxi Braun auf das Beispiel Bayreuth. Dort sei ein Gutachter eingeschaltet worden, der die Tariferhöhung geprüft habe, die dann auch beschlossen worden sei. Seine Frage: "Warum geht das bei uns nicht?"
"Das wäre eine teure Option"
Die Einschaltung eines Gutachters wäre eine "teure Option", die nur dann Sinn mache, "wenn der Gutachter die wirtschaftlichen Daten der Unternehmen hätte, um beurteilen zu können, "welche Preisanpassungen den regionalen Erfordernissen entsprechen", so Björn Karnstädt. Der Vergleich mit anderen umliegenden Landkreisen gestalte sich schwierig, "da die verschiedenen Taxitarifordnungen teilweise ganz unterschiedlich aufgebaut sind". Auch die einzelnen Preise differierten erheblich. "Allerdings ist es schon bemerkenswert, dass im Landkreis Kronach erst im Mai 2022 eine Taxitarifordnung erlassen wurde, in welcher die neuen Fahrpreise niedriger sind als die im Landkreis Kulmbach im Jahre 2015 festgesetzten."
Fehlen dann die Kunden?
Dass sich die Kosten für Diesel und Personal seit 2015 deutlich erhöht haben, stehe außer Zweifel. "Eine Tariferhöhung bedeutet aber auch einen höheren Fahrpreis für alle Kunden", stellt der Sprecher des Landratsamtes fest. Aufgabe sei es, einen Mittelweg zu finden, der möglichst den wirtschaftlichen Interessen der Taxiunternehmer wie auch denen der Fahrgäste gerecht werde. Zu hohe Preise könnten dazu führen, dass weniger Kunden Taxi fahren, was nicht im Interesse der Firmen sein könne.
"Logik nicht nachvollziehbar"
Er wisse natürlich, dass man die Fahrgäste im Blick haben müsse, sagt dazu Dieter Degelmann. Die Logik des Landratsamtes erschließe sich ihm aber nicht. Überall dort, wo Unternehmer Mehrkosten hätten, würden diese an die Kunden weitergereicht. "Die Mineralölkonzern nehmen auch keine Rücksicht auf die Autofahrer, die wegen des gestiegenen Ölpreises immer mehr für den Sprit bezahlen müssen." Auch die Taxiunternehmer müssten ihre Mehrkosten weitergeben. "Das müsste doch jeder verstehen."