Kulmbacher Supermärkte: Darum sind manche Regale leer
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Mittwoch, 16. März 2022
Gehamstert wird trotz des Ukraine-Kriegs in Kulmbach nicht. Dennoch wird die Verkaufsmenge bei bestimmten Produkten beschränkt. Dass die Regale teilweise trotzdem leer sind, hat einen anderen Grund.
Der Mann steht vor dem Regal, blickt auf die drei leeren Reihen, schüttelt den Kopf. "Das gibt's ja nicht", grummelt er zu sich selbst, ehe er zum Handy greift und seine Frau anruft. "Ist kein Öl mehr da", sagt er zu ihr, während er zu seinem Einkaufswagen geht, in dem nur etwas Gemüse und seine Bestellung von der Fleischtheke liegen. Während er noch mit seiner Frau telefoniert und das weitere Vorgehen berät, geht er weiter in den nächsten Gang.
So wie dem Mann erging es in den vergangenen Tagen wohl vielen Kulmbachern bei ihrem Einkauf. Denn Speiseöl - vor allem Raps- und Sonnenblumenöl - ist rar geworden seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine. Die Ukraine ist ein wichtiger Rohstofflieferant für diese beiden Produkte.
Richtige Hamsterkäufe, so sagt Jutta Hollweg vom Rewe-Markt in der Lichtenfelser Straße, habe es aber nicht gegeben. Dass die Reihen bei den Regalen, wo sonst das Raps- und Sonnenblumenöl steht, leer sind, begründet sie vor allem mit fehlendem Nachschub, nicht mit dem Einkaufsverhalten.
"Unsere Kunden verhalten sich vernünftig, da schleppt keiner kistenweise das Öl raus." Und selbst wenn es jemand versuchen würde, wäre spätestens an der Kasse Schluss. "Wir achten schon drauf, dass keiner mehr als zwei, drei Flaschen mitnimmt", erklärt die Marktleiterin unserer Zeitung.
Lediglich nach bestimmten Grundnahrungsmitteln wie Nudeln oder auch Konserven ist die Nachfrage etwas gestiegen. "Nach Sachen, die länger halten." Als Grund vermutet sie die Befürchtung, dass sich auch diese Produkte verknappen könnten. Diese Angst teilt sie aber nicht. "Die Befürchtungen sind unbegründet."
Das bestätigt Michael Seidl, der in Kulmbach zwei Edeka-Märkte betreibt - einem im Einkaufszentrum Fritz und einen Am Goldenen Feld. Hamsterkäufe könne er nicht feststellen. Abgesehen von Speiseöl ("Hier sind es vor allem bestimmte, beliebte Marken, die ausverkauft sind") und Mehl ("Hier kenne ich die Hintergründe für die Lieferschwierigkeiten nicht") gebe es keinerlei Probleme.Vor allem beim Speiseöl habe es schon vor dem Ukraine-Krieg auf dem Rohstoffmarkt Schwierigkeiten gegeben. Und die seien durch den Konflikt sowie die höhere Nachfrage bei den Kunden verstärkt worden. Deshalb gebe es beim Kauf von Öl Beschränkungen: "Nur zwei Falschen pro Haushalt", sagt Seidl. Ansonsten sei - anders als zu Beginn der Corona-Pandemie, als besonders Fertigprodukte gefragt waren - "alles noch im grünen Bereich."
"Wir verzeichnen aktuell in unseren Filialen eine erhöhte Nachfrage insbesondere nach Sonnenblumenöl sowie Rapsöl und Olivenöl", heißt es aus der Firmenzentrale von Aldi Süd. Man stehe in engem Kontakt mit den Lieferanten, um frühzeitig auf weitere Entwicklungen reagieren zu können. Die perspektivischen Auswirkungen seien aber nur schwer absehbar. "Seit der Corona-Pandemie sind die globalen Märkte sehr dynamisch, insbesondere die Situation auf dem Rohstoffmarkt, aber auch in der globalen Logistik. Wir können heute noch nicht verlässlich absehen, inwieweit sich die Verfügbarkeit einzelner Rohstoffe konkret für unser Sortiment in den nächsten Wochen oder Monaten verändern wird", schreibt das Unternehmen auf Anfrage unserer Zeitung. Deshalb würden die Kunden und Kundinnen immer gebeten, Waren nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. "Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken."