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Kulmbacher Stadtrat im Dilemma: Klima oder Bienen?


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Freitag, 01. März 2019

Heiß diskutiert wird, dass der Kulmbacher Stadtrat den Antrag von Investor Mario Münch, sauberen Strom für 3300 Haushalte zu erzeugen, abgelehnt hat.
Selbst Bundesvorsitzender Christian Lindner outete sich  bei einem Firmenbesuch im Wahlkampf 2018 beim Rugendorfer Solarstrom-Investor Mario Münch (rechts) als Anhänger regenerativer Energien. Sein Kulmbacher Parteifreund Thomas Nagel hat aber was gegen "Klimaschutz mit monetärem Hintergrund". Foto: Alexander Hartmann


Alle Welt ist auf Rettungsmission - erst das Klima, jetzt auch noch die Bienen. Für den Kulmbacher Stadtrat ein Dilemma, denn beides zusammen geht für ihn nicht. So hat sich also die Mehrheit - wohl noch unter dem Eindruck des fulminant erfolgreichen Volksbegehrens - auf die Seite der Insekten geschlagen.

Zwar sei man auch für Klimaschutz, aber nicht für Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Denn die schadeten den Insekten, glauben manche Stadträte. Also werde es im Stadtgebiet großflächige Sonnenkollektoren - seien sie auch noch so versteckt und selbst von der Mehrheit der Anwohner akzeptiert - weiterhin nicht geben. Da kann ein Investor den eigenen Stadtwerken noch so günstig Strom anbieten - der Stadtrat pocht auf seinen Grundsatzbeschluss wie ein Kind, dass sich einmal entschieden hat, nie Spinat zu essen. Basta. Und außerdem: Man mache ja schon genug für die Umwelt.

Derselbe Stadtrat, der sich ansonsten mit Flächenversiegelung weniger schwer tut (Neubaugebiet Forstlahm, Gewerbegebiet Melkendorf), hat also Bauchschmerzen, wenn auf den Äckern nicht mehr unter umstrittenen (Spritz)-Bedingungen Bio-Masse sondern Öko-Strom für 3300 Haushalte gewonnen wird - und der Boden dabei sogar geschont wird.

Eigentlich gibt es nur ein Argument gegen diese Anlagen, das unstrittig ist: Schön sind sie nicht. Deshalb werden wohl auch nie und nimmer blaue Platten den Plassenburg-Berg oder das Dach des Thurnauer Schlosses verschandeln.

Vielleicht hatte es mit dem "unsinnigen Donnerstag" zu tun, dass Stadtrat Thomas Nagel das Projekt mit dem Argument ablehnte, der Investor habe nur "monetäre Interessen". Und das sagt ein Vertreter der wirtschaftsliberalen FDP. Was jetzt, soll also der Staat allein das Klima retten? Oder Ehrenamtliche? Helau!