Druckartikel: Kulmbacher Songschreiberin trägt ihr Herz auf der Zunge

Kulmbacher Songschreiberin trägt ihr Herz auf der Zunge


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Dienstag, 20. November 2018

Agathe Wachter gibt ihr Debüt als Songschreiberin. In ihrem Album "Haam zu mir" präsentiert sie Lieder mit Tiefgang in vielschichtigen Klangfarben.
Agathe Wachter überzeugt auf ihrem ersten Album mit ausdrucksstarker Stimme und leichter Hand an der Gitarre.Dagmar Besand


Das Singen gehört zu ihrem Leben wie das Atmen. Agathe Wachter liebt die Musik und sieht darin eine der schönsten Möglichkeiten, sich auszudrücken. In Kulmbach kennt man die Sozialpädagogin als treibende Kraft in der Beratungsstelle für Arbeitslose. Doch nicht nur beruflich ist sie eine Powerfrau, die sagt, was sie denkt; auch als Musikerin hat sie ein starkes Profil entwickelt. So ist die Sängerin und Gitarristin nicht nur eine tragende Säule der Coverband "True Colours", sondern sie schreibt auch eigene Songs, die jetzt ans Licht der Öffentlichkeit streben. "Haam zu mir" heißt ihr Debüt-Album mit Balladen und Rocksongs.

Im Dialekt zu Hause

Die 56-Jährige textet den größten Teil ihrer Lieder in Mundart. Sie ist eine Frankenwäldlerin, aufgewachsen im Landkreis Kronach und heute in Kupferberg zu Hause. Ihre Heimat hat sie geprägt, und ihr fühlt sie sich eng verbunden. Das wird in jedem ihrer Texte spürbar.

An eine eigene CD hatte Agathe Wachter nicht gedacht, als sie 2009 ihren ersten Song schrieb. Es war ihr ein Bedürfn is. Also hat sie's getan. Bühnenerfahrung sammelte sie schon in verschiedenen Bands, unter anderem bei den "Saitenmalern" und bei "True Colours".

Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten der künstlerischen Entfaltung stieß sie zum Musikerstammtisch, der sich einmal monatlich in wechselnden Kneipen im Raum Bayreuth-Kulmbach trifft. Dort begegnete sie Norbert Appel. Der aus Kulmbach stammende damalige Bandleader und Komponist der Bayreuther LeNo-Band erkennt einen musikalischen Edelstein, wenn er ihn sieht bzw. in diesem Fall hört: "Mich hat Agathes unverfälschte, natürliche und wunderschöne Stimme begeistert." Deshalb holte er sie 2014 für den weiblichen Gesangspart eines Duett-Songs zum LeNo-Album "Blues a weng fränggischer Rock" in sein Tonstudio. Und noch etwas bewundert Norbert Appel: "Es ist phänomenal, wie synchron Agathe singt, wenn sie mehrstimmig singt."

"Gerade das Mehrstimmige macht mir viel Spaß", erzählt Agathe Wachter, die sich im Studio "auf Anhieb wohlgefühlt" hat. Schnell entwickelte sich aus den ersten Versuchen ihr eigenes großes Studio-Projekt mit dem Namen "Salix", dessen Ergebnis das Debüt-Album ist.

Ein Baum mit Symbolkraft

Salix - das ist der botanische Name der Weide. Tiefgründig und ein wenig mystisch angehaucht gleicht die Weide den märchenhaften und doch auch in der realen Welt verwurzelten Liedern der Kupferbergerin. Die Wurzel von "Salix" ist Agathe Wachter selbst. Den Stamm des "Studiogewächses" bildet sie zusammen mit Norbert Appel. "Das ist ein großes Glück für mich, dass ich mit ihm zusammenarbeiten darf", sagt die Songschreiberin. "Er versteht mich und meine Musik und hat mit seinem Know-how und mit großer Sensibilität die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Lieder sich zur Vollendung entwickeln konnten."

Doch was wäre ein Baum ohne seine Krone? Sechs weitere Musiker haben mit Können, Spielfreude und Kreativität Glanzpunkte gesetzt und "Salix" aufblühen lassen: Winfried Ramming (E-Bass), Roland Ramming (Percussion), Gertraud Schina (Cello), Finnegan Drost (Irish Bouzouki), Lemmy Curtain (E-Gitarre) und Jürgen Eichmüller (Akkordeon).

Was ist zuerst da - die Worte oder die Melodie? "Meistens ist es der Text, der spontan aus einem Gefühl entsteht. Es ist nie so, dass ich mich hinsetze und beschließe: Ich schreibe jetzt ein Lied. Das Lied kommt zu mir und sagt: Schreib mich!"

20 Songs hat Agathe Wachter mit ihren Musikerfreunden im Studio produziert. 15 davon sind auf dem Debüt-Album zu finden. Vier Jahre hat sich das Team mit der Produktion Zeit gelassen, nach und nach die Instrumente und den Gesang eingespielt. Aufnahme, Mix und Mastering sowie Grafikdesign übernahm Norbert Appel, der auch als Sänger und Musiker mit verschiedenen Instrumenten dabei ist. "Es ist ein Gemeinschaftswerk, das mich glücklich macht", sagt Agathe Wachter. "Ohne meine Freunde hätte ich das nie verwirklichen können."

Das Ergebnis, erschienen im Bayreuther Musikverlag Intraton, ist unbedingt hörenswert - wegen der herausragenden musikalischen Qualität, aber auch wegen der Vielfalt und des Farbenreichtums von Agathe Wachters Liedern, die sich mal das Blaue vom Himmel träumt, mal auf Vogelschwingen der Erdenschwere entflieht. Die Musikerin zeichnet eine feine Beobachtungsgabe aus und das Gespür dafür, wie sie Stimmungen und Geschichten zum Klingen bringen kann. Melancholie und Leichtigkeit, Trauer und Hoffnung, Werden und Vergehen so anmutig und gleichzeitig kraftvoll zu verschmelzen, ist eine besondere Gabe. Und so taucht der Zuhörer ein in zauberhafte Landschaften und tiefe Gefühle und lässt sich treiben in einer vertrauten Welt, die es noch einmal neu zu entdecken gilt.