Kulmbacher Reinhold Franz bringt alte Geräte wieder zum Laufen

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Am Kulmbacher Marktplatz, im ehemaligen Zigarrenladen Niebisch, eröffnet Reinhold Franz eine Reparaturwerkstatt für Radios, TV-Geräte, Tonbandgeräte, Plattenspieler und Co. Und obwohl er noch nicht einmal richtig eingerichtet ist, sind schon die ersten Aufträge bei ihm gelandet. Foto Sonja Adam
Am Kulmbacher Marktplatz, im ehemaligen Zigarrenladen Niebisch, eröffnet Reinhold Franz eine Reparaturwerkstatt für Radios, TV-Geräte, Tonbandgeräte, Plattenspieler und Co. Und obwohl er noch nicht einmal richtig eingerichtet ist, sind schon die ersten Aufträge bei ihm gelandet. Foto Sonja Adam
Bei dem antiken Radio schlägt das Herz von Reinhold Franz höher: Der Radio hat ein Gehäuse aus Rosenholz und noch ein rundes magisches Auge. Foto: Sonja Adam
Bei dem antiken Radio schlägt das Herz von Reinhold Franz höher: Der Radio hat ein Gehäuse aus Rosenholz und noch ein rundes magisches Auge. Foto: Sonja Adam
 
Akkurat sortiert sind in der Vitrine lauter Schallplattennadeln. Foto_ Sonja Adam
Akkurat sortiert sind in der Vitrine lauter Schallplattennadeln. Foto_ Sonja Adam
 
In das alte riesige Radiogerät von Philips ist auch noch ein Plattenspieler integriert. Aber auch Kofferradios bringt Reinhold Franz wieder zum Laufen. Foto: Sonja Adam
In das alte riesige Radiogerät von Philips ist auch noch ein Plattenspieler integriert. Aber auch Kofferradios bringt Reinhold Franz wieder zum Laufen. Foto: Sonja Adam
 
Auch das erste Geschäftsschild seines Vaters hat Reinhold Franz aus der Insolvenz gerettet - es soll dem 62-Jährigen Glück bringen. In einem 50 Quadratmeter großen Laden im Ratskellergebäude wagt Reinhold Franz einen Neuanfang. Foto: Sonja Adam
Auch das erste Geschäftsschild seines Vaters hat Reinhold Franz aus der Insolvenz gerettet - es soll dem 62-Jährigen Glück bringen. In einem 50 Quadratmeter großen Laden im Ratskellergebäude wagt Reinhold Franz einen Neuanfang. Foto: Sonja Adam
 
Die alte Kasse, die der Vater von Reinhold Franz in seinem Geschäft verwendet hatte, ist noch da - und soll in dem Reparaturladen einen Ehrenplatz bekommen: Mit Bleistift wurden einst auf eine Rolle die Beträge geschrieben. Foto: Sonja Adam
Die alte Kasse, die der Vater von Reinhold Franz in seinem Geschäft verwendet hatte, ist noch da - und soll in dem Reparaturladen einen Ehrenplatz bekommen: Mit Bleistift wurden einst auf eine Rolle die Beträge geschrieben. Foto: Sonja Adam
 
Reinhold Franz Foto: Sonja Adam
Reinhold Franz Foto: Sonja Adam
 

Im ehemaligen Niebisch-Lädchen im Ratskeller hat Reinhold Franz ein Geschäft eröffnet. Er ist auf Reparatur alter elektronischer Geräte aus Großvaters Zeiten spezialisiert. Das Tolle daran: Vieles, was er dafür braucht, hat er noch aufbewahrt.

Der Musik Franz ist wieder da: Nach Insolvenz und persönlichem Absturz wagt Reinhold Franz mit 62 Jahren einen Neuanfang. "Ich will noch nicht in Rente und nichts mehr tun", sagt er. Franz hat sich einen 50 Quadratmeter großen Laden direkt am Marktplatz angemietet. "Ich möchte keine neuen Geräte verkaufen, sondern ich möchte Radios, Fernseher, Tonbandgeräte, Plattenspieler und ähnliches reparieren", sagt Franz klipp und klar.
Obwohl er derzeit noch damit beschäftigt ist, das kleine Lädchen einzuräumen, und obwohl noch Chaos herrscht, stürmen schon die ersten Kulmbacher das Geschäft und bringen ihre Problem-Radios und -Fernsehgeräte vorbei. Mit großer Freude nimmt Franz die Aufträge an.

Alte Schmuckstücke landen auf dem Reparaturtisch

"Das hier ist ein richtiges Schmuckstück. Das ist ein Radio mit Rosenholz. Sehr alt. Denn es hat noch ein rundes magisches Auge", erklärt Reinhold Franz und freut sich schon richtig darauf, dieses Prunkstück wieder zum Leben zu erwecken. Viele Schaltpläne hat er noch aus seinem alten Geschäft. Und die, die er nicht archiviert hat, die findet er im Internet. "In solchen Radios sind noch Teerkondensatoren, die funktionieren natürlich nicht mehr. Man muss sie halt austauschen", sagt Franz. Ein echtes Problem, Ersatzteile zu finden, gibt es nicht. Denn die modernen Kondensatoren passen genauso und funktionieren ebenfalls. Sie sind eben nur viel kleiner als die alten, erklärt Franz. "Überhaupt gibt es 90 Prozent der Bauteile noch", sagt Franz.

Er hat schon ein kleines Kofferradio vorbeigebracht bekommen und ein riesiges Philips-Radio im Holzkasten. "Das Holz hat nicht einmal einen Kratzer. Der ist noch sehr gut erhalten. Der hat auch einen Plattenspieler unterm Deckel. Den bringe ich schon wieder zum Laufen", erklärt Franz. Das Radio hat ein Kulmbacher in Polen gekauft, weil er ein Faible für dieses antike Stück mit den leicht vergilbten Tasten hatte. Baujahr 1950 oder so, schätzt Franz, 1967 sei es jedenfalls schon einmal repariert worden.

Etliche Dinge vom Großvater

Doch die meisten seiner Kunden bringen Radios und Fernsehgeräte, Tonbänder, Schallplattenspieler und ähnliches vom Großvater vorbei. Oft auch Geräte, die bei Musik Franz gekauft worden sind. Dann freut sich der Kulmbacher Unternehmer natürlich besonders.

Reinhold Franz will sich speziell auf Reparatur und Service konzentrieren. "Das ist das, was ich wirklich kann. Und es gibt in Kulmbach ja sonst niemanden mehr, der das macht", erklärt er.

Alte Tasten nachgießen lassen

Doch nicht nur alten Stücken haucht Reinhold Franz wieder neues Leben ein, sondern auch um Flachbildschirme und moderne Geräte, die ein kleines Defizit haben, kümmert er sich. "Bei der Stereoanlage war die Kassettentaste abgebrochen. Das war leicht zu reparieren", sagt Franz. Allerdings hat er auch einige knifflige Aufträge. Bei einem alten Radio fehlt eine Taste. "Die kann man nachgießen lassen. Das kriege ich schon wieder hin. Man braucht nur etwas Zeit und Geduld", sagt er.

Bei einigen der alten Schätze der Unterhaltungselektronik sind die Tasten sogar noch per Hand mit Gold bemalt.
"Ich will mit dieser Geschäftsidee auch ein bisschen etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun. Vieles ist noch gut - man muss nicht immer alles gleich wegschmeißen", sagt Franz. Aus purem Spaß arbeitet er derzeit auch an einer Jukebox. "Aber die muss ich komplett aufarbeiten. Das ist schon kompliziert", sagt Franz.

Beruflicher Neustart mit 62 Jahren

Die Arbeits- und Reparaturgeräte, die Reinhold Franz für seinen beruflichen Neustart mit 62 Jahren braucht, hat er noch eingelagert. "Ich habe auch noch das alte Firmenschild, das bei meinem Vater im Schaufenster stand", sagt er. Auch die alte Kasse - mit Bleistift und Papierrolle - konnte er retten. Sie soll das Prunkstück im neuen Laden werden.

Musik Franz war ein echtes Traditionsunternehmen in Kulmbach. Von 1953 bis 2009 florierte das Geschäft, doch dann musste Franz Insolvenz anmelden. "Ich konnte das nicht verhindern, habe alles verloren und habe dann auch zu viel getrunken", erzählt Franz offen und ehrlich. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Jetzt freut sich der 62-jährige auf einen Neubeginn. "Ich kann mich doch mit 62 nicht zur Ruhe setzen. Mein Vater hat auch bis weit über 70 gearbeitet", sagt er und freut sich sichtlich auf seine neue Aufgabe.