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Kulmbacher Pflegeheim wird runderneuert


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Dienstag, 25. Januar 2022

In das Evangelische Wohnstift mit Tagespflege investiert die Diakonie rund zehn Millionen Euro. Warum es trotzdem immer schwerer werden wird, einen Heimplatz zu finden.
Wo der Ostflügel des Wohnstifts stand entsteht ein Neubau mit angeschlossener Tagespflege.


Zehn Millionen Euro investiert die Diakonie Kulmbach in den Teilneubau des Evangelischen Wohnstifts in der Tilsiter Straße. Viel Geld, aber die einzige Möglichkeit, das gesamte Pflegeheim den heutigen Standards und gesetzlichen Vorgaben anzupassen. "Eine Sanierung wäre noch teurer geworden und doch immer ein Kompromiss gewesen", sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch. Die Installationen sind in die Jahre gekommen, die Doppelzimmer für die geltenden Standards zu klein, das Dach ist undicht, und vieles mehr. "Als wir 2017 mit der Planung der Sanierung begonnen haben, hat sich schnell gezeigt, dass sie teurer werden würde als ein Neubau."

Das 1969 gebaute und 1978 erweiterte Wohnstift wurde schon 2005 in Teilen saniert und modernisiert. Der damals auf den neuesten Stand gebrachte Westflügel ist das einzige, was von dem Gebäudekomplex derzeit noch steht. Dort werden momentan 60 Pflegebedürftige versorgt. Der Ostflügel wurde in den vergangenen Monaten abgerissen, der Schutt ist abtransportiert. Auf der riesigen freien Fläche entsteht ein moderner Neubau, der Platz für 44 Bewohner bietet, so dass das Haus wieder die vorherige Kapazität von 104 Plätzen erreicht. Außerdem sind Räume für eine Sozialstation eingeplant. Vorerst wird aber die Sozialstation im Mainpark weiterbetrieben. Die dafür genutzten Räume im Mainpark sind Eigentum der Diakonie, so dass der Träger da nicht an Vertragslaufzeiten gebunden ist.

2023 zieht der Mainpark um

In wenigen Wochen werden die Bautrupps anrücken, abhängig von den Wetterverhältnissen. Bis zum Herbst 2023 soll der Neubau bezugsfertig sein. Dort werden zunächst die derzeitigen Bewohner des Seniorenwohn- und Pflegeheims Mainpark unterkommen, das die Diakonie künftig nicht mehr betreiben wird. 20 Jahre lang hatte der Träger das Gebäude am Schwedensteg vom evangelischen Siedlungswerk Bayern und Privatleuten gemietet. Der Vertrag läuft im Oktober 2023 aus.

"Wir hätten auch verlängert, aber wir haben nicht genug Pflegepersonal, um zusätzlich zum Wohnstift den Mainpark weiter zu betreiben", bedauert Karl-Heinz Kuch. Dazu kommt, dass die 59 Plätze nur noch mit Ausnahmegenehmigung belegt werden dürfen. Eigentlich dürften es nur noch 49 Bewohner sein, weil die aktuelle Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes für Doppelzimmer eine größere Fläche vorschreibt - einen Quadratmeter mehr als der Mainpark bietet.

Der Diakonie-Geschäftsführer fürchtet, dass sich die Personal-Krise in der Pflege noch dramatisch verschärfen wird. "Alle Träger sind mittlerweile in der Situation, dass sie zeitweise Pflegeplätze nicht belegen können, weil sie bei Ausfällen nicht genug Kräfte haben, um die volle Belegung stemmen zu können." Und sobald der gesetzlich vorgegebene Fachkraftschlüssel unterschritten werde, dürfe man ohnehin nicht mehr belegen.

Mit dem Neubau wird nicht nur die Zahl der Pflegeplätze wieder auf das frühere Niveau angehoben - größtenteils mit Einzelzimmern. Es wird auch eine Tagespflege mit 20 Plätzen angebaut. "Der Bedarf dafür ist da, und er wird weiter steigen", sagt Karl-Heinz Kuch.

In den zwölf Seniorenpflegeheimen im Landkreis Kulmbach stehen derzeit rund 950 Pflegeplätze zur Verfügung, so Uwe Oetter von der Heimaufsicht am Landratsamt. Diese decken im wesentlichen den aktuellen Bedarf, doch wer einen Heimplatz sucht, muss schon jetzt mit Wartezeiten rechnen. In vielen Häusern gibt es Wartelisten.

Die werden künftig länger werden. Im seniorenpolitischen Gesamtkonzept des Landkreises wurde für das Jahr 2029 ein Bedarf von 1003 Plätzen für vollstationäre Dauerpflege errechnet. Diese Anzahl werden die Träger jedoch nicht anbieten können: "Wir können keine weiteren Häuser bauen, wenn wir schon für die vorhandenen kaum genug Personal finden", sagt der Diakonie-Geschäftsführer. Angebote der Tagespflege würden deshalb künftig sicher noch an Stellenwert gewinnen.

Sorgen machen Karl-Heinz Kuch die steigenden Baukosten. Für das gesamte Bauprojekt ist mit einem Volumen von zehn Millionen Euro veranschlagt. Zum Abriss und Neubau mit angeschlossener Tagespflege kommt noch die Sanierung eines Teilbereichs des Altbaus, der nach der Fertigstellung des Neubaus in Angriff genommen wird. Die zur Straßenseite gelegenen neun Zimmer des Westflügels, die 2005 bei der letzten großen Sanierungsmaßnahme noch nicht modernisiert wurden, werden dann auf den heutigen Standard gebracht.

Kein Problem wird dagegen im Herbst 2023 der Umzug der Mainpark-Bewohner ins Wohnstift werden. "Da haben wir reichlich Erfahrung, nachdem wir schon größere Umzüge von der Tilsiter Straße in den Mainpark und ins Mainleuser Stift hatten. Das ist alles durchorganisiert und an einem Tag erledigt."

Die Geschichte des Evangelischen Wohnstifts

Bau Der Gemeindeverein für Innere Mission nahm Mitte der sechziger Jahre den Bau eines neuen Altenwohnheims in Kulmbach in Angriff. Am 1. April 1969 zogen die ersten Bewohner ein.

Erweiterung Das Haus für rund 60 Bewohner und damals nur wenigen Pflegeplätzen erwies sich schon bald als zu klein. Bereits 1975 war der erste Erweiterungsbau fällig, der im Oktober 1976 eingeweiht wurde. Es wurde eine Pflegestation mit 20 Betten angebaut, die Heimplätze wurden auf 103 aufgestockt. 1981 wurde der Wohnteil im Erdgeschoss in eine Pflegestation umgewandelt.

Pflegeheim Ab 1996 wurde das Wohnstift als reines Pflegeheim mit 118 Plätzen betrieben. Für Wohnplätze gab es keinen Bedarf mehr. 1997 wurden die Eingangshalle mit Café und Kiosk umgebaut und modernisiert, im Jahr 2000 folgten Küche und Speisesaal im Erdgeschoss.

Erster Neubau Zu einer richtig großen Baustelle wurde das Wohnstift 2004/ 2005: Der Flügelbau wurde abgerissen, ein Neubau mit 43 Pflegeplätzen errichtet. Dazu wurden neun Zimmer renoviert.

Zweiter Neubau Im Spätsommer 2021 begann der Abriss des gesamten Ostflügels, der 2022/23 neu errichtet und um eine Tagespflegestation mit 20 Plätzen erweitert wird. Der Neubau soll im Oktober 2023 bezugsfertig sein.