Kulmbacher OB: Noch ein Haus, noch eine Anzeige
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Dienstag, 04. Februar 2020
Die Frage, was es mit Grundstücksgeschäften des Kulmbacher Oberbürgermeisters auf sich hat, beschäftigt jetzt die Justiz.
Die Immobilienaffäre um die Städtebau Kulmbach GmbH und Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) weitet sich aus. Jetzt erstattet auch Stadtrat Hans Werther (SPD), der den Stein ins Rollen brachte, bei der Wirtschaftsstaatsanwaltschaft Hof Anzeige gegen den Kulmbacher OB. Und es kommt noch ein Haus der Städtebau ins Spiel, das 2013 verkauft wurde.
Werther ist einer von sieben Aufsichtsräten der Städtebau GmbH. Er kritisierte, dass 2018 zwei Immobilien in der Blaich für 90.000 Euro an einen Privatmann verkauft worden sind, die zehn Jahre zuvor für 165000 Euro gekauft worden waren (die BR berichtete exklusiv). Dabei handelt es sich um das bebaute Grundstück in der Blaicher Straße 4 und das daran anschließende unbebaute Grundstück in der Albert-Schweitzer-Straße 5.
Während Werther von einem finanziellen Schaden für die GmbH spricht, verweist Städtebau-Geschäftsführer Simon Ries auf das Gutachten eines vereidigten Sachverständigen, der den Wert ermittelt und auf 87 000 Euro beziffert habe. Der Verkauf, so Ries, sei Teil der Städtebau-Strategie, sich von kleineren, unrentablen Objekten zu trennen.
Am Montag wurde bei der Staatsanwaltschaft Bayreuth anonym Strafanzeige gegen OB Schramm gestellt, weil er das Grundstück Albert-Schweitzer-Straße von dem Käufer erworben und sich bereichert haben soll. Nun ermittelt der Staatsanwalt. Der Oberbürgermeister räumte anschließend ein, das Grundstück privat gekauft zu haben, und erklärte, dass er die anonymen Vorwürfe entkräften könne. Was mit dem Grundstück geschehen soll, ist nicht bekannt.
Gestern bestätigte SPD-Stadtrat Werther, dass er seinerseits bei der Wirtschaftsstaatsanwaltschaft Hof Anzeige erstatten werde. Dort solle nicht nur der Vorgang in der Blaich juristisch geprüft werden, sondern auch der Verkauf einer weiteren Immobilie der Städtebau: des Hauses Jean-Paul-Straße 7. Ein Haus, in dem jahrelang auch Familienangehörige von Henry Schramm gewohnt haben.
Es sei 2013 angeblich an die Frau des Oberbürgermeisters verkauft worden - zu einem Zeitpunkt, als OB Schramm laut North-Data-Plattform im Internet Geschäftsführer der Städtebau GmbH war.
Wird dann - in Hof und in Bayreuth - doppelt ermittelt? Nein, so Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold, es werde intern geklärt, wer zuständig ist. Zur Dauer der Ermittlungen machte der Chef der Bayreuther Staatsanwaltschaft keine Angaben: "Das kann man nicht abschätzen."