Druckartikel: Kulmbacher Norbert Eber ein Kavalier der Straße

Kulmbacher Norbert Eber ein Kavalier der Straße


Autor: Stephan Tiroch

, Donnerstag, 27. Sept. 2012

Der 49-jährige Bauingenieur beobachtet den Unfall eines Schulbusses und kümmert sich um die verletzten Kinder.
Auf dem Weg zur Arbeit beobachtet Norbert Eber am 15. Februar den Unfall eines Schulbusses - und hilft. Foto: privat


Es ist ein eiskalter Wintertag, als Norbert Eber am 15. Februar - wie jeden Tag seit zwölf Jahren - auf der B 22 zur Arbeit nach Weiden fährt. Es sind vier Grad unter null, und es schneit stark. "Es waren schwierige Straßenverhältnisse", berichtet der 49-jährige Kulmbacher, der sich genau an jenem Mittwoch erinnern kann. Denn um halbacht passiert das Unglück: Am Stein bacher Berg, einem Höhenzug zwischen Erbendorf und Weiden, verunglückt ein Schulbus mit 26 Kindern an Bord.

Nur zwei halten an


Der Bauingenieur, der bei der Weidener Firma Scharnagl die Tiefbauabteilung leitet, muss mitansehen, wie der Busfahrer in einer langgezogenen Linkskurve die Gewalt über sein Fahrzeug verliert. "Der Bus kam mir entgegen. Zirka 100 Meter von mir entfernt fuhr er die drei Meter hohe Böschung runter", sagt der Kulmbacher. Obwohl die Bundesstraße vielbefahren ist, halten nur zwei Autofahrer an, um Hilfe zu leisten: Norbert Eber und Martina Schatz aus Kemnath, die gestern für ihren Einsatz bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Kavalier der Straße in Hof ausgezeichnet worden sind.

Die beiden Helfer laufen zu dem Bus hin, der nach 90 Metern in einer Wiese zum Stehen gekommen ist. "Wir wussten nicht, was uns erwartet", so der 49-jährige. "Im Bus war Totenstille, als wir hingekommen sind." Ein Blick in das Fahrzeug, das vorne rechts demoliert ist und bei dem fast alle Scheiben zersprungen sind, genügt ihm, um zu wissen, "dass keine schwersten Verletzungen dabei waren".

Die Polizei Kemnath hält hinterher im Unfallbericht fest: "Die meisten Schüler können sich auf ihren Plätzen halten. Einige Schüler aber verlieren den Halt und stürzen auf den Boden." Die Ersthelfer verständigen sofort die Polizei und kümmern sich um die Verletzten. "Ein Junge, acht oder neun Jahr alt, hatte ein blutendes Auge, ein Mädchen war weiß wie Schnee und hatte einen schweren Schock, andere Kinder klagen über Schmerzen", berichtet Norbert Eber.

"Busfahrer hat toll reagiert"


Dass nichts Schlimmeres passiert ist, rechnet er dem Busfahrer zu: "Er hat toll reagiert, und ist die etwa drei Meter hohe Böschung senkrecht runtergefahren. Wenn er versucht hätte, auf der Straße zu bleiben, wäre der Bus umgekippt. Das wäre ein Fiasko geworden. Der Busfahrer hat erkannt, dass er die Kurve nicht mehr kriegt und hat dadurch Schlimmeres verhindert."

Es dauert eine halbe Stunde, bis die Rettungskräfte aus den jeweils 20 Kilometer entfernten Städten Weiden und Kemnath an der Unfallstelle eintreffen. "Das kommt einem vor wie eine Ewigkeit", so der Bauingenieur. Er und seine Mitstreiterin leisten den Kindern Beistand, die teilweise zur Straße laufen wollen. "Wir konnten sie ja nicht gehen lassen und haben versucht, sie zu beruhigen", erklärt der Kulmbacher, der selbst zwei Kinder hat.
Schließlich unterstützen die beiden Helfer noch die Rettungskräfte und tragen die Kinder durch den hohen Schnee zu den Krankenwagen und zum Rettungshubschrauber.

Die Bilanz des Unfalls: elf verletzte Schüler und 15 000 Euro Sachschaden. Der Busfahrer wird wegen fahrlässiger Körperverletzung strafrechtlich belangt.

Für Norbert Eber und Christa Schatz stellt sich die Frage gar nicht, ob sie helfen oder weiterfahren. "Wenn man mitbekommt, wie der Bus die Böschung runterstürzt - wer da nicht anhält und hilft, den verstehe ich nicht", sagt der Bauingenieur, der bei der Firma Scharnagl in Weiden die Tiefbauabteilung leitet und derzeit unter anderem eine Baustelle bei Bindlach hat: Seine Firma baut die Auffahrt zur so genannten So-da-Brücke, mit der der Unfallschwerpunkt am dortigen Bahnübergang entschärft wird.

30 Kavaliere der Straße


Bei der Jahrestagung der von 37 deutschen Tageszeitungen getragenen Arbeitsgemeinschaft Kavalier der Straße sind gestern in der Hofer Gartengesellschaft 30 Mut-Bürger aus ganz Deutschland ausgezeichnet worden. Sie alle haben beherzt und selbstlos bei Verkehrsunfällen geholfen - wie Norbert Eber und Martina Schatz, die von der Bayerischen Rundschau als Kavaliere der Straße vorgeschlagen worden sind. "Das Verhalten von Frau Schatz und Herrn Eber ist lobenswert. Ihre eigenen Interessen stellten sie zurück und leisteten vorbildlich Hilfe", heißt es in der Laudatio.