Druckartikel: Kulmbacher Narren lassen die Puppen tanzen

Kulmbacher Narren lassen die Puppen tanzen


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Samstag, 17. November 2012

Beim Rathaussturm hat der OB wie immer keine Chance gegen die Übermacht, auch wenn sich seine Verteidiger mächtig anstrengen.
Was mit einem Gardetanz noch harmlos beginnt, endet mit dem Sturm des Kulmbacher Rathauses. Keine Frage - der Fasching  hat begonnen. Fotos: Stephan Tiroc


Kulmbach, helau", ruft Sitzungspräsident Reinhard Ott. "Kalt wie Sau", hallt es zurück. Doch dann bleibt keiner in der warmen Halle des "Fritz"-Einkaufszentrums: Alle marschieren mit zum Sturm auf das Kulmbacher Rathaus.

"Letztes Jahr war's richtig eisig", weiß Norbert Tripke, als man erstmals in der Geschichte der Narretei in Kulmbach die Stadthalle erobern musste. Denn damals wurde das Rathaus saniert. Aber Temperaturen von ein, zwei Grad am Samstag lassen Tripke und seine Kameraden kalt. Das Kulmbacher Faschingskomitee (KFK), die Kulmbacher Showtanzgarde und die Mainleuser Parkettfeger haben ihr Narrenvolk zusammengerufen.


"Soldaten" sind arbeitslos

Angeführt wird der bunte Zug von der Kanone und den "Soldaten" Mario Zeitler und Norbert Tripke, die dieses Mal jedoch arbeitslos sind. Sonst immer dafür verantwortlich, den OB zu fesseln und abzuführen, können sie ihren Strick wieder wegpacken. Nicht etwa, weil die Rathausverteidiger mit CSU-Fraktionschef Michael Pfitzner an der Spitze, die sich mächtig ins Zeug legen, die Bastion hätten halten können. Sondern, weil KFK-Sitzungspräsident Reinhard Ott die Kinder zu Hilfe ruft.

Während Henry Schramm mit Heike Vogel noch ein Tänzchen auf die Steinplatten der Rathaustreppe hinlegt, naht das Unheil. Reinhard Ott ruft die Kinderschar dazu auf, "nicht das Rathaus einzureißen, die Hütte hat viel Geld gekostet". Doch für Henry Schramm gibt es keine Rettung: Nach kurzem "Kampf" muss er sich geschlagen geben und den Rathausschlüssel an das noch amtierende Prinzenpaar Daniel I. und Marina I. (Zeitler).

Mit gereimten Worten tritt der OB den Rückzug an: "Meine Mannschaft hat mich toll unterstützt, doch wieder hat es nichts genützt. Auf mich habt Ihr's wie immer abgesehen, verhaftet muss ich nun vor Euch stehen."

Michael Friedrich alias "Till Eulenspiegel" erklärt der Menge die Faschingsgesetze. Unter anderem sollen alle Kulmbacher kostenlosen Parkscheine bekommen, und verboten sind Baugruben, "in die die Narren auf dem Nachhauseweg reinfallen könnten".

"... sonst wern die Wörschtla kalt"

Die zahlreichen Zuschauer am Marktplatz haben ihren Spaß und applaudieren kräftig, als die Showtanzgarde die Puppen tanzen lässt. Die kleineren Mädchen als Frösche und die größeren als Funkenmariechen haben sich den Beifall verdient, bevor am Schluss alle den Sitzungssaal des Rathauses stürmen. Dort wartet eine Brotzeit, wie der OB i. F. a. D. (im Fasching außer Dienst) bekanntgibt: "Kulmbach helau, gleich freudig erschallt, aber schnell, sonst wern die Wörschtla kalt."