Kulmbacher Kurt Grampp lebt für die Gewerkschaft
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Montag, 03. April 2017
NGG-Geschäftsführer Michael Grundl hat den Kulmbacher Kurt Grampp für 70 Jahre Treue geehrt und junge Leute zu mehr Solidarität aufgerufen.
Der Kulmbacher Kurt Grampp führt eigentlich ein bescheidenes Leben. Doch am Wochenende stand er einmal selbst im Rampenlicht. Denn der 85-Jährige ist seit siebzig Jahren Mitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
"Als ich 1947 in die Gewerkschaft eingetreten bin, war das eine Selbstverständlichkeit. Ich habe in der Sandlerbrauerei gearbeitet, das war ein Familienbetrieb. Und man musste gewerkschaftlich organisiert sein", erzählt Kurt Grampp. Er hat als Maschinenführer bei der Sandler, bei der Reichel und später bei ASK sein Geld verdient. "Aber ich habe schon 1988 aufhören müssen - mit 58 Jahren. Ich hatte eine Hüftoperation und konnte die schwere Arbeit einfach nicht mehr machen", erzählt der Jubilar.
40 Jahre Heimatarbeit
Von Rente mit 67 Jahren hält Grampp gar nichts. "Ich hätte gerne noch eine leichtere Arbeit gemacht, aber in der Brauerei gab es nichts", erzählt er. Wohl oder übel habe er Abschläge bei der Rente in Kauf nehmen müssen. Seine Ehefrau Erna habe immer mit dazu verdient - als Verkäuferin. "Und außerdem habe ich über 40 Jahre Heimarbeit gemacht bei Maintal-Druck", sagt die Ehefrau. "Aber wir haben nie überlegt, ob wir austreten sollten. Wir bleiben bei der Gewerkschaft, das ist eine Ehrensache", sagt Kurt Grampp. Hans Göldel, der ebenfalls für 70 Jahre Treue geehrt werden sollte, konnte nicht an dem Treffen teilnehmen.
NGG-Geschäftsführer Michael Grundl hielt ein flammende Rede für mehr Lohngerechtigkeit. Er freute sich, dass zum 1. April ein Gesetz in Kraft getreten sei, das Leiharbeitern mehr Rechte gebe. Sie dürften künftig nur noch 18 Monate beschäftigt werden. "Wir hoffen, dass diese Neuerung den Leiharbeitern wirklich etwas bringt, nicht dass sie dann einfach ausgetauscht werden", so Grundl.
Skandalöses Rentensystem
Der Gewerkschafter berichtete von Verstößen gegen das Mindestlohngesetz und forderte ein neues Rentensystem. "Es ist skandalös, dass die Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, nicht mehr von ihrer Rente leben können. Es ist skandalös, dass diese Leute Pfandflaschen sammeln und sich bei der Tafel anstellen müssen", prangerte er an. Grundl forderte zudem eine Absenkung des Rentenalters.
"Kein Flüchtling ist schuld an unserem Rentensystem, das ist politisch gewollt. Die Politik ist schuld", stellte er klar und wandte sich gegen Rechtspopulismus. Nur mit starken Gewerkschaften könnten Zeichen gesetzt werden, warb Michael Grundl auch bei den jungen Menschen um Solidarität. 2018 stünden Betriebsratswahlen an.
Die treuen NGG-Mitglieder
70 Jahre Kurt Grampp, Hans Göldel
60 Jahre Rudi Eck, Alma Held, Karl Konrad, Georg Stübinger, Babette Thurn, Hans Wagner, Willi Zink
50 Jahre Rudolf Bär, Michael Birkel, Klaus Einsiedler, Barbara Fischer, Erich Nowack, Wolfgang Schäfer, Helmut Schieber, Gustav Steinlein, Harry Wagner
40 Jahre Uwe Heise, Klaus Marx, Werner Müller, Martin Pöhlmann, Bernd Schenkendorf, Werner Storch, Hermann Stübinger, Hermann Walther, Udo Weihermüller
25 Jahre Anthony Bailey, Walter Dräxler, Annemarie Flechtner, Bernd Herde, Daniela Hager, Thomas Knörrer, Roland Kolb, Ewald Mahler, Klaus Meisel, Roland Müller, Uwe Pöhnl, Frank Prüfer, Matthias Ramming, Marianne Schramm, Gerhard Wagner, Waltraud Weisschädel, Lothar Willert