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Kulmbacher Kinder gestehen sinnlose Tat


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Freitag, 09. Juni 2017

Zwei Jungen hausten auf dem Gelände des Mini-Cross-Teams Kulmbach. Der Verein hat für heuer alle Rennen auf dem Plassenburgring abgesagt.
Die neuen Doppelglasfenster des Mini-Cross-Teams sind völlig zertrümmert. Foto: Sonny Adam


Die Mitglieder des Mini-Cross-Teams (MCT) Kulmbach sind immer noch geschockt. An Pfingsten hatten zunächst unbekannte Vandalen den Plassenburgring am Goldenen Feld samt Fahrerhaus und Küchentrakt total verwüstet (wir berichteten).

Inzwischen sind die Übeltäter gefasst, wobei Kommissar Zufall half. "Ja, wir haben sie. Es sind zwei Jungs - elf und 13 Jahre alt. Sie haben alles zugegeben", bestätigt Alexander Horn von der Polizei in Kulmbach.


In Gummistiefen an Tatort zurückgekehrt


MCT-Vorsitzender Tobias Tripke hatte einen entscheidenden Beitrag zur Ergreifung der Täter geleistet. "Ich arbeite bei Sportbike Escher. Es war kurz vor Feierabend, als ich gesehen habe, wie zwei Jungs in Gummistiefeln durch das Goldene Feld gelaufen sind in Richtung unseres Gelände. Das kam mir irgendwie komisch vor, weil es geregnet hat, und ich bin gleich rübergefahren", so Tripke, der erst im Januar den Vorsitz des MCT Kulmbach übernommen hat.


Immensen Schaden angerichtet


Seine Intuition sollte ihm recht geben. Denn tatsächlich machten sich die beiden Jungen, obwohl sie das Gelände schon total verwüstet hatten, erneut an den Containern des MCT zu schaffen. "Ich habe die beiden fotografiert, falls sie abhauen würden." Der Vorsitzende rief die Polizei und erstattete Anzeige. In der Inspektion haben die Kinder die Verwüstungen in vollem Umfang zugegeben.

Das Duo hat auf dem Vereinsgelände hinter der Kläranlage immensen Schaden angerichtet. Die zwei Jungen haben sämtliche Glasscheiben mit brachialer Gewalt zertrümmert und das Interieur des Führerstandes in die Boxengasse geworfen. Überall liegen Glasscherben. Der Schreibtisch, der im Fahrerstand positioniert war, liegt auf der Strecke. Hunderte Stunden ehrenamtlicher Arbeit sind durch die unsinnige Aktion zunichte gemacht worden.


"Beim zweiten Mal, als ich sie erwischt habe, wollten sie ihr Zerstörungswerk fortsetzen. Sie haben sich an den Containern zu schaffen gemacht", schüttelt Tripke immer noch den Kopf.

Dem Vereinsvorsitzenden ist ein Stein vom Herzen gefallen, als die Übeltäter gefasst waren. Und er ist froh, dass die Täter keinen Bezug zum Verein haben.


"Wir haben die beiden nach Hause gebracht"


Dass es sich um Kinder handelt, macht die Sache für das Mini-Cross-Team jedoch nicht einfacher. Tatsächlich sind die beiden Jungen aus Kulmbach strafunmündig. "Wir haben die beiden nach Hause gebracht, es sind ja noch Kinder", erklärte die Polizei.

"Sie können für das, was sie getan haben, definitiv nicht bestraft werden", gibt der Leiter des Jugendamtes Klaus Schröder Auskunft. "Das war natürlich schon ein besonders schwerer Fall. Ich habe die Bilder gesehen. Das Jugendamt wird jetzt prüfen, inwieweit die Eltern Unterstützung brauchen oder inwieweit man einwirken kann. Wenn wir in so einem Fall eine Anzeige bekommen, prüfen wir, was man tun kann", so Schröder.

Es werde außerdem geklärt, ob eine Aufsichtspflichtverletzung vorliegen könnte, so der Chef des Jugendamts.
Das Ausmaß der Verwüstung geht weit über normalen Vandalismus hinaus, der oft aus Frust oder Aggression entsteht. "Es kommt immer mal vor, dass ein Straßenschild umgetreten wird, aber diese Tat hat eine andere Dimension", so Schröder. Und dass die Jungs ein zweites Mal am Tatort auftauchten, sei ebenfalls bedenklich.


Schadensreglierung schwierig


Da die Tat mutwillig geschehen ist, wird die Haftpflichtversicherung der Eltern sicherlich nicht für den Schaden aufkommen. Der Verein ist sich sicher, dass die Reparaturen mindestens 5000 Euro kosten werden - eher mehr. "Wir haben Anzeige erstattet und hoffen, dass wir den Schaden ersetzt bekommen", sagt Tobias Tripke.

Doch die Regulierung ist eine zivilrechtliche Angelegenheit, die die Parteien regeln müssen. Möglicherweise wird sie auch solange ausgesetzt, bis die Jungs ihr eigenes Geld verdienen und den Schaden begleichen können. Alles in allem könnte die Begleichung eine langwierige Angelegenheit werden.

"Wir werden heuer kein Rennen auf dem Plassenburgring veranstalten können. Wir müssen jetzt die Strecke herrichten, so dass wir selbst wieder trainieren können", sagt Tripke. Nach dem Umzug vom Glen-Dimplex-Gelände auf das jetzige Areal hätten die Mitglieder viel Zeit und Mühe investiert.

Im letzten Jahr fanden große internationale Rennen auf dem Plassenburgring statt. Immer stand das Team des MCT parat, hat die Strecke präpariert und instand gesetzt. "Viele können nicht mehr so viel Zeit einbringen. Deshalb wollen wir es in diesem Jahr etwas ruhiger angehen lassen", sagt Tripke.


Helfer für Wiederaufbau gesucht


Der Vorsitzende hofft auf die Unterstützung aller RC-Auto-Fans und bittet um Mithilfe beim Wiederaufbau. Denn es gebe viel zu tun.

Eines ist schon jetzt sicher: Erst im nächsten Jahr wird es wieder Rennen auf dem Plassenburgring geben.