Kulmbacher Kaufplatz: der Ideen-Wettstreit
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Donnerstag, 09. Juli 2020
Grüne Oase in der Innenstadt oder ein Wohn- und Geschäftsquartier inmitten von Grünflächen? Bei der Frage, wie die künftige Gestaltung des Kaufplatz-Areals aussehen soll, driften die Meinungen im Kulmbacher Stadtrat weit auseinander.
Das Kaufplatz-Gebäude ist komplett entkernt. Noch im Juli sollen die Abrissbagger anrücken. Doch während das einstige Kulmbacher Einkaufshaus bald ganz in Schutt und Asche liegt, ist die wichtigste Frage noch nicht geklärt: Was wird aus dem stadtbildprägenden Areal, das mit 9500 Quadratmetern Größe eine gewaltige Dimension hat?
CSU macht Druck
Die CSU hat jetzt Druck gemacht, eine zeitnahe Sondersitzung des Stadtentwicklungsschusses gefordert, um die Planungen voranzutreiben. Schon vorab ist klar geworden, dass die stärkste Fraktion im Stadtrat eine ganz andere Vorstellung vom neuen Stadtquartier hat als der neue Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD). Lehmann schwebt ein grüner "Bürgerplatz" vor, der CSU ein "Mehrgenerationenviertel".
" Für reinen Park zu wertvoll"
Der Großteil des Areals soll, so ist es der Wunsch der Christsozialen, für Wohnraum genutzt werden, der Rest für die Ansiedlung von Einzelhandel, Serviceeinrichtungen und Kleingewerbe sowie für Begegnungsbereiche. Das Gebiet sei ein Filetstück zwischen der Altstadt, dem Campus-Gelände sowie dem Grünen Zentrum auf dem Spinnereiareal, so Fraktionssprecher Michael Pfitzner, "für einen reinen Park viel zu wertvoll". Senioren, aber auch junge Leute könnten dort innenstadtnah wohnen, einzelne Geschäfte integriert werden. "Wir stellen uns da aber natürlich keine große Ladenmeile vor, die der Innenstadt Konkurrenz macht." Die CSU will parallel auch ein Naturerlebnis schaffen. Pfitzner: "Es wäre doch eine Augenweide, wenn der Main durch das Gelände mäandert."
OB gegen Bebauung
Dass das Areal ein Filetstück ist, das weiß auch OB Lehmann. Er spricht von einer Achse der Vitalisierung, die in Verbindung mit einer belebten Innenstadt, einem behindertengerechten Bahnhof, einem grünen Zentrum und dem möglichen Uni-Campus entstehen könnte. Lehmann kann sich am Weißen Main eine vielfältige Parkanlage vorstellen, von den CSU-Vorstellungen hält er nichts. "Nach wie vor bin ich aber davon überzeugt, dass eine Bebauung - ob Wohngebäude oder wirtschaftlich genutzte Räumlichkeiten - der falsche Ansatz für diese innerstädtische Oase ist." Auch sollte für die Geschäfte in der Innenstadt keine zusätzliche Konkurrenz geschaffen werden.
SPD stützt Lehmann
Über die Zukunft des Kaufplatz-Areals werde der Stadtentwicklungsausschuss bald beraten, versichert Lehmann, der für einen offenen Gedankenaustausch zur Verfügung steht.
Die CSU hat ihre Linie vorgegeben. Welche Vorstellungen haben aber die anderen Parteien? Die SPD ist, wie zu erwarten, bei Ingo Lehmann. Man habe im Wahlkampf erklärt, dass man einen "Bürgerplatz" anstrebe, stellt Fraktionsvorsitzender Matthias Meußgeyer fest. "Ich glaube, dass die Kulmbacher das wollen, dass Ingo Lehmann auch wegen dieser Aussage gewählt worden ist." Auf dem Kaufplatz-Gelände solle ein Platz zum Ruhen und Entspannen geschaffen werden. Die SPD kann sich einen Spielbrunnen und Flachwasserbereich entlang des freigelegten Mühlkanals ebenso vorstellen wie einen Kiosk oder Biergarten. Auch der Soccercourt ("Er muss vom Platz an der Spinnerei ja weichen") könnte dorthin verlegt werden. Meußgeyer: "Eine Wohn- und Geschäftsbebauung, wie sie die CSU will, halten wir für nicht zielführend, auch weil der Zugang von der Spinnerei zur Altstadt versperrt würde."