Druckartikel: Kulmbacher Kantorei sorgt für hörbares Licht in der Winterzeit

Kulmbacher Kantorei sorgt für hörbares Licht in der Winterzeit


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Montag, 04. Dezember 2017

Mit der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Petrikirche sorgte die Kulmbacher Kantorei für ein hörbares Licht in der Winterzeit.
Immer wieder ein eindrucksvolles Bild: die Kulmbacher Kantorei und das Orchester "Musica Juventa" bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Petrikirche  Foto: Stephan Herbert Fuchs


Für Ludwig van Beethoven stand es fest: "Nicht Bach, Meer müsste er heißen." Hector Berlioz meinte, Bach sei Bach, "wie Gott Gott ist". Und selbst Papst Benedikt XVI. bekannte, Johann Sebastian Bach sei das größte Geschenk der evangelischen Kirche an die Menschheit. Bei derart prominenter Fürsprache kann man eigentlich nichts falsch machen, mit einer Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium an einem ersten Adventssonntag.


Die Herzen berührt

So setzte Dekanatskantor Ingo Hahn mit der Kulmbacher Kantorei wieder einmal die Kantaten 1 bis 3 und 6 auf den vorweihnachtlichen Spielplan. Eine trotz der Wetterkapriolen am frühen Sonntagabend gut gefüllte Petrikirche war ihm sicher. Mit den rund 25 Aktiven des Orchesters "Musica Juventa" aus Halle und überaus versierten Solisten gab es eine gelungene Aufführung des Werkes, das die Herzen berührt.
"Wer singt, betet doppelt", das war die Überzeugung von Kirchenvater Augustinus. Ganz unmittelbar berühre die Musik die Seele und bringe die Menschen in Resonanz. Musik wird damit zum Gottesdienst, weil sie die Kirche zum klingenden Raum macht. Noch dazu, wenn die Musik vom "Spielmann Gottes" kommt oder vom fünften Evangelisten, wie Bach auch oft bezeichnet wird. "Bachs Weihnachtsoratorium ist ein Synonym für Hoffnung, Freude, Glanz und gewissermaßen ein hörbares Licht in der Winterzeit", so Ingo Hahn.
Bachs populäre Komposition erzählt die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Lukas- und im Matthäus-Evangelium nachzulesen ist. Jede der insgesamt sechs Kantaten des Oratoriums hat seinen von den anderen Abschnitten unabhängigen Platz im Kirchengeschehen zwischen Weihnachten und Epiphanias, verstreut über die Festtage zweier Wochen. Die Bestimmung der Kantate, wie sie sich aus der Leipziger Praxis zu Bachs Zeit ergab, bestand darin, im Gottesdienst aufgeführt zu werden. Damit war die komponierte Musik Bestandteil des religiösen Ablaufs und mit diesem unlöslich verbunden.


Absolut perfekt

Im jetzt und heute hat sich Bachs Musik freilich von ihrem liturgischen Kontext gelöst. In der bestens ausgewogenen Aufführung fügten sich unter dem Dirigat von Ingo Hahn sämtliche Nummern der vier aufgeführten Kantaten nahtlos und in natürlichem Fluss ineinander. Einmal mehr musizierte das Orchester "Musica Juventa" überaus engagiert, absolut perfekt und nahe am barocken Originalklang.
Mit festlichem Schwung triumphierte die Kantorei nicht nur in den relativ zügig genommenen prächtigen Eingangschören etwa der ersten und sechsten Kantate auf. Vielmehr gelang es den Interpreten, das vorgegebene Niveau durchzuhalten. Neben den mit natürlicher Frische gesungenen Chorälen waren auch die großen Chorsätze in ihrer Präzision bestens gelungen.
Trefflich besetzt waren die Partien der Solisten mit Nina Dörfler (Sopran), Carolina Bruck-Santos (Alt), Christoph Rösel (Tenor) und Markus Simon (Bass).
Die Aufführung entließ die Zuhörer frohgestimmt in die Weihnachtszeit.