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Kulmbacher Kabarettist auf der Bühne: Aber sonst "ärbert" er nichts


Autor: Klaus Klaschka

Kulmbach, Sonntag, 29. April 2018

Mit seinem fünften Programm "Fürchtet Eich nicht" füllt Stefan Eichner die Kulmbacher Stadthalle.
"Das Eich" - hier als   Blumenmännchen -  hielt in der Kulmbacher Stadthalle bis Mitternacht durch. Klaus Klaschka


Was so manchem aus Funk und Fernsehen bekanntem Comedian nicht unbedingt gelingt, das schafft "Das Eich" ganz locker: Die Dr.-Stammberger-Halle war bis oben auf dem Balkon rappelvoll bei der Premiere des neuen Programms. Und das lieg nicht nur daran, dass Stefan Eichner in Kulmbach zum Heimspiel antritt. Er ist eine Rampensau im besten Sinn. Und mit Ausdauer. Seine neue Show dauert fast bis Mitternacht.

Rasant knallt er als Elvis-Schreck mit breiten Hüften und aufgemaltem Brust- und Rückenhaar-Toupet auf die Bühne. Man möchte meinen, dass er ein Rock'n'Roller ist. Aber er kann noch viel mehr.


"Last" Christmas im Altenheim

Sein Intro ist professionell: das Publikum mit ein paar Kalauern erst mal in Stimmung bringen. Er meint, dass "Last" Christmas im Altenheim doch kein so tolles Weihnachtslied ist. Oder fragt, warum der Gründer von Ikea, im Januar gestorben, immer noch nicht beerdigt ist. Weil zwei Scharniere am Sargdeckel fehlen. Wenn es die Stimmung hebt, ist ihm alles recht - das sieht "Das Eich" ganz entspannt.

"Entspannter Franke" steht auch auf seinem Trikot vorn. Hinten trägt Eichner die Nummer 10. Denn seit zehn Jahren treibt er schon sein Unwesen auf Bühnen. "Fürchtet Eich nicht" ist sein fünftes abendfüllendes Programm.

Die Bühne ist mittlerweile sein Beruf. Aber sonst "ärbert" er nichts, wie seine Nachbarn sagen. Montag und Dienstag genießt er sein freies Wochenende, wenn dieselben Nachbarn mit dem Laubbläser die Ruhe im Garten vertreiben.


Kreuzfahrt auch privat

Richtig Urlaub macht Eichner deshalb auf der Insel Spiekeroog, woher zur Premiere auch drei bestgelaunte Kumpels angereist waren. Zur Abwechslung geht er auf Kreuzfahrt, erzählt er. Als Unterhaltungskünstler und dazwischen auch privat.

Eine gute Gelegenheit für "Das Eich", Kreuzfahrer kennenzulernen. Zum Beispiel die massige Mechthild aus Olpe mit ihrem schmächtigen Mann. Die frisst ihm nicht nur die letzten Chicken Wings vom kalten Buffet weg, sondern bringt den Luxusliner gefährlich ins Wanken, wenn sie sich außerhalb der Schiffsmitte bewegt.


Ordentlicher Rock ist männlich

Auch die neue Mode verwundert "Das Eich". Dass Männer knallenge Hochwasserhosen tragen, fuxt den Comedian schon arg. Überhaupt wundert er sich über Softie-Gehabe und weinerlichen Singsang. Für das Kind der Siebziger ist nur ordentlicher Rock männlich - wie Peter Maffay, den er rockig, aber humorlos nachäfft. Oder Herbert Grönemeyer, der auch in der "Eich"-Version stark nuschelt. Textlich müssen allerdings die "Amigos" herhalten, für die Eichner eigens Reich-Ranicki auf die Bühne zerrt. Dabei kann man erahnen, dass er mit seiner Gitarre auch ein hervorragender Reinhard-Mey-Interpret ist.


Direkt unter der Gürtellinie

Nach der Pause - es ist nach 22 Uhr - wird es deftig, heftig und direkt unter der Gürtellinie. "Eichs" Qualen bei einer Thaimassage nach einem blähenden Bohneneintopf sind dabei nur eine der harmloseren Episoden. Mit seiner letzten Nummer als grünblättriges, hasenzähnig lispelndes Blumenmännchen schaffte es "Das Eich", selbst Freunde des dezenten britischen Humors explosionsartig zu begeistern.

Wie viel Valium ihm die Notfallambulanz nach der Show spritzen musste, um wieder auf ein normales Alltagslevel herunterzukommen, unterliegt der medizinischen Schweigepflicht.